Maurizio Arrivabene (Ferrari): «Räikkönen Weltklasse»
Maurizio Arrivabene von Ferrari mit Mercedes-Teamchef Toto Wolff
Noch vor einem Jahr war die stolze Scuderia Ferrari in Singapur das Team der Stunde: Sieg von Sebastian Vettel, Rang 3 für Kimi Räikkönen. 2016 jedoch fand die Siegerehrung ohne einen Piloten im roten Overall statt – Rang 4 für Kimi Räikkönen, Platz 5 für Vettel, der nach einem Aufhängungsdefekt im Abschlusstraining vom letzten Startplatz ins Rennen gegangen war.
Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene verliess Singapur mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Glücklich, weil seine Piloten stark gefahren sind, unglücklich, weil er weiss – in diesem Rennen wäre mehr drin gewesen.
Der Ferrari-Steuermann hält fest: «Ferrari, wie ich es am liebsten sehen würde, dieses Ferrari haben wir nicht erlebt, ein Ferrari, das gewinnt. Wenn ich aber daran denke, von welchen Rängen wir in den Grand Prix gegangen sind, also Kimi als Fünfter und Sebastian als Letzter, dann finde ich, wir haben uns mit den Rängen 4 und 5 sehr beachtlich aus der Affäre gezogen.»
Arrivabene wehrte sich nach dem Rennen vehement gegen die Darstellung, Ferrari sei bei der Strategie mutlos gewesen. Sieger Rosberg rettete sich mit den weichen Reifen knapp vor Daniel Ricciardo ins Ziel. Ferrari hingegen liess Kimi mit der gleichen Mischung nicht auf der Bahn, sondern reagierte mit einem Reifenwechsel auf den Stopp von Lewis Hamilton. Damit verlor Räikkönen Rang 3. Arrivabene ist nicht einverstanden: «Unsere Daten besagten, dass die Reifen zu stark abbauen würden, um den dritten Platz verteidigen zu können.»
Statt darüber zu reden, was vielleicht möglich gewesen wäre, will Maurizio lieber darüber sprechen, was er gesehen hat: «Ich will unterstreichen, welch tolles Rennen Kimi gefahren hat. Das Überholmanöver von Räikkönen gegen Hamilton war einfach Weltklasse. Auf so einer Piste den Gegner unter Druck zu setzen, ist nicht einfach. Aber mit seiner Erfahrung, seinem Talent und seinem Willen hat er das geschafft, er hat bewiesen, dass er nach wie vor ein grosser Champion ist. Und die Fahrt von Sebastian von ganz hinten auf Rang 5 war berauschend.»
Ferrari war mit grossen Hoffnungen nach Singapur gereist, verlässt aber den Stadtstaat mit nunmehr 21 Grands Prix ohne Erfolg. Damon Hill, Formel-1-Weltmeister von 1996, im Fahrerlager von Singapur: «Oft ist bei Ferrari das grösste Problem die Erwartungshaltung. Wir reden vom erfolgreichsten Rennstall der Welt, da sind auch intern die Ansprüche enorm. Das führt teilweise dazu, dass der Druck zu gross wird. Umso grösser dann die Enttäuschung, wenn es wieder nicht geklappt hat.»
Maurizio Arrivabene plädiert einmal mehr für Geduld: «Wir setzen viel auf das Verständnis der Tifosi, vor allem in schwierigen Momenten. Ferrari-Fan zu sein, das bedeutet – die Menschen sind der Scuderia nahe, und sie verstehen unsere Situation. Wir wissen, dass wir noch härter arbeiten müssen. Ich bleibe jedoch davon überzeugt, dass wir die richtigen Mitarbeiter und alle notwendigen Ressourcen haben, um wieder auf die Erfolgsstrasse zurück zu kommen. Wir haben noch sechs Rennen, und wenn wir in der WM wieder an Red Bull vorbeikommen wollen, dann müssen wir auch Rennen gewinnen.»
Vielleicht schon in Malaysia, wo Sebastian Vettel 2015 seinen ersten Sieg für Ferrari erringen konnte.
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