Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Renault: Kampf um die Macht, Fahrer im Ungewissen

Von Mathias Brunner
​Lichtblick für Renault: Beim Nacht-GP von Singapur ist Kevin Magnussen zum zweiten Mal 2016 in die Top-Ten gefahren. Sonst sieht es für die Gelben düster aus, und das Problem ist hausgemacht.

Renault lässt bei der Rückkehr als Werksrennstall viele Fans und Fachleute ratlos zurück. Gut, die Arbeit am 2016er Auto hat spät begonnen, so spät, dass klar war – es würde sportlich ein hartes Jahr werden. Aber bis zum Singapur-GP gab es nur eine einzige Punktefahrt von Renault, mit Rang 7 von Kevin Magnussen in Sotschi, das ist schon sehr mager. In Singapur doppelte er mit Platz 10 nach, der Däne biss sich durch, obschon ausgerechnet im härtesten Rennen des Jahres seine Trinkflasche nicht funktionierte, Respekt!

Von der Renault-Führung würden wir uns solch entschlossenes Vorgehen auch wünschen. Denn zunächst hiess es, Ende September werde bekannt, wer 2017 für Renault fahre. Dann liess Teamchef Fred Vasseur auf einmal verlauten, es sehe keinen Anlass zur Eile.

Das lässt im Fahrerlager die Frage kursieren: Wer hat eigentlich bei Renault das Sagen? Teamchef Vasseur? Renault-Sport-Geschäftsleiter Cyril Abiteboul? Oder Jérôme Stoll, Präsident von Renault Sport?

Auch beim Einsatz der verbesserten Motoren in Singapur sendete Renault widersprüchliche Signale. Zunächst hiess es, nur Max Verstappen fahre damit, weil Daniel Ricciardo, Kevin Magnussen und Jolyon Palmer in einem anderen Einsatzrhythumus seien, dann rückten auf einmal doch alle Renault-Piloten mit dem verbesserten V6-Turbo aus.

Vom Durcheinander mit den Piloten ganz zu schweigen. Testfahrer Esteban Ocon – derzeit an Manor ausgeliehen und eigentlich langfristig ein Mercedes-Fahrer – soll für 2017 gesetzt sein. Aber wer sitzt im zweiten Wagen?

Carlos Sainz ist Red-Bull-Pilot und wird bei Toro Rosso bleiben. Der Spanier war nicht zu haben. Sergio Pérez wollte nicht bei Force India weg, um Ende 2017 flexibel zu sein, das Erbe von Kimi Räikkönen bei Ferrari anzutreten. Falls der Anruf aus Maranello denn kommt.

Der Renault-Flirt mit Pérez ist pikant: Bei McLaren musste der Mexikaner gehen, um für Kevin Magnussen Platz zu machen. Bei Renault hätte Magnussen gehen müssen, um für Pérez Platz zu machen.

Renault angelte nach Stoffel Vandoorne, aber da biss Vasseur auf McLaren-Granit. Und Williams-Pilot Valtteri Bottas fragt sich – wie viele seiner Kollegen – wie konkurrenzfähig Renault im kommenden Jahr sein kann. Bei Williams weiss der Finne, was er hat. Renault ist eine Unbekannte. Also bleibt Bottas bei Williams.

Wenn Fred Vasseur lächelnd meint, Renault könne theoretisch bis zum ersten Wintertests warten, was die Fahrerfrage betreffe, dann gilt das sicher nicht für Magnussen. Kevin hat festgehalten, er werde nicht ewig warten.

Jolyon Palmer hat vor der Sommerpause besser Tritt gefunden, ist aber noch immer ohne Punkte. Und er ist von Kevin Magnussen in den Qualifyings versägt worden: 10:5 für den Dänen.

Formel-1-Champion Damon Hill hat in Singapur festgehalten: «Wenn Jolyon noch irgend etwas hat, das er aus seinem Hut zaubern kann, dann wäre es dafür höchste Zeit.»

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