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Regen in Katar: Rennen am Sonntag bei Tageslicht?

Von Günther Wiesinger
Weil es Samstagmittag in Katar heftig regnete, könnte heute erstmals bei Flutlicht im Nassen trainiert werden. Wenn das zu gefährlich ist, könnten die Rennen am Sonntag bei Tageslicht ausgetragen werden.

Wenn man bei Google die Begriffe «Regentage Katar» n die Suchmaschine eintippt, kommt zum Beispiel folgende Ansage zum Vorschein: «Katar ist ein sehr trockenes Land. Von Januar bis April sind monatlich ein bis zwei Regentage möglich. Bis November regnet es die übrigen Monate gar nicht.»

Aber ausgerechnet jetzt ist alles anders. Der GP-Tross kommt in der Wüste vom Regen in die Traufe.

Das Wetter in Katar ist in diesem Jahr unberechenbar geworden. Im Februar sanken die Temperaturen auf 4 Grad, so kalt war es in dieser Gegend am Persischen Golf und im Mittleren Osten seit 1963 nicht mehr.

Und bei den MotoGP-Tests am vorletzten Wochenende tröpfelte es mehrmals, beim Moto2/Moto3-Test am letzten Wochenende mussten sogar etliche Sessions am Freitag und Sonntag wegen heftigen Regens, Blitz, Donner und Sturm abgesagt werden.

Dunlop hatte für die zwei kleinen Klassen keine Regenreifen dabei, inzwischen wurden sie eingeflogen, in der MotoGP-Klasse hat Michelin auch Regenreifen angeliefert.

Bisher konnten aber am GP-Weekend alle Trainings am Donnerstag und Freitag bei trockener Fahrbahn abgewickelt werden. Doch es gab am Freitag an der Strecke um 13.30 Uhr ein heftiges Hagelgewitter. Und um 1 Uhr nachts nach den Freitagtrainings ging ein fast einstündiger Wolkenbruch über Doha und Losail (20 km ausserhalb der Metropole) nieder, es blitzte ohne Unterlaß, in der Stadt standen teilweise 50 cm tiefe Pfützen, Aquaplaning war an der Tagesordnung.

An ein Motorradrennfahren wäre bei solchen Verhältnissen nicht zu denken gewesen.

Und Samstagmittag um 12 Uhr Ortszeit setzte der nächste Gewitterregen ein. Er dauerte mehr als zwei Stunden an, seine Heftigkeit ließ nichts zu wünschen übrig. Dass die Rennstrecke jetzt bis zum Training um 18 Uhr Ortszeit (16 Uhr in Europa) auftrocknet, auch wegen der fehlenden Entwässerungsanlagen und der nicht vorhandenen Kanalisation, ist zweifelhaft, obwohl die Streckenbetreiber alles in ihrer Macht stehende tun, um die Pfützen wegzublasen und die Piste trocken zu legen.

Das Rennen zum Idemitsu Honda Asia Cup wurde abgesagt. Um 17 Uhr Ortszeit (15 Uhr in Europa) findet stattdessen eine «Track Inspection» statt. Dann wird über das weitere Vorgehen und eine mögliche Zeitplanänderung entschieden.

Bei der Sitzung der Safety Commission mit allen MotoGP-Piloten wurde am Freitagabend heftig diskutiert, ob man auf dem verdreckten Losail Circuit bei nasser Fahrbahn überhaupt fahren könne. Bisher hat es noch kein MotoGP-Pilot bei Flutlicht wirklich ausprobiert. Die Stars bezweifeln es.

Insider betonen, die Spiegelungen durch die starken Lichtquellen und die Blendwirkung würden bei solchen Bedingungen ein Rennen zu einer gefährlichen Lotterie machen.

Inzwischen ist durchgesickert, dass die beiden Safety Officers Franco Uncini und Loris Capirossi im Februar auf dem Losail Circuit waren, um das Fahren bei nasser Fahrbahn bei Flutlicht zu testen. Aber: Uncini steuerte ein Auto, Loris Capirossi pilotierte eine Supersport-Honda CBR 600RR – mit Pirelli-Reifen.

Die Fahrbahn wurde damals künstlich bewässert, mangels anderer Fahrzeuge erzeugte Uncini mit dem Auto die Gischt.

Wie es in einem 30-Mann-Feld mit der Gischt aussieht, ließ sich auf diese Weise natürlich nicht ernsthaft darstellen.

Colin Edwards, langjähriger MotoGP-Fahrer, dann Michelin-Testfahrer und jetzt als TV-Kommentator bei BT Sports dabei, hält ein Fahren bei Flutlicht im Nassen für absolut unmöglich. «Ich habe es einmal probiert. Aber die Regentropfen auf dem Visier machen dich wegen der Spiegelung fast blind», sagt er. «Du merkst bei diesem Licht im Nassen gar nicht, ob ein Fahrer neben dir oder hinter dir ist. Dazu kommt der viele Sand auf der Piste.»

Race Director Mike Webb kann wegen der unsicheren Wetterlage nicht einschätzen, was sich am Sonntag beim Katar-GP abspielen wird. Wird womöglich bei Tageslicht gefahren? Oder wird der Grand Prix sogar auf Montag verschoben? Das war 2009 schon der Fall, zumindest für die MotoGP-Klasse.

Wenn der Grad Prix am Sonntag bei Tageslicht gefahren wird, müsste gehen 13 oder 14 Europa-Zeit gestartet werden. Übrigens: Morgen schrumpft der Zeitunterschied wegen der europäischen Sommerzeit von zwei Stunden auf eine Stunde.

«Bisher gibt es natürlich diesbezüglich keine endgültige Entscheidung», erklärte der Neuseeländer Mike Webb heute Mittag gegenüber SPEEDWEEK.com. «Wir müssen zuerst abwarten, was heute mit dem Wetter passiert. Denn bisher ist in keiner Klasse ein Training im Nassen absolviert worden. Eine Entscheidung über den Zeitplan für Sonntag wird heute am Samstagabend getroffen.»

Übrigens: Die MotoGP-Fahrer haben an den ersten zwei Tagen schon einige Motorradwechsel für ein «flag to flag»-Rennen am Sonntag geübt. Die Prozedur für so ein Rennen bei zweifelhaftem Wetter wurde geändert, nachdem Álvaro Bautista 2016 in Argentinien beim hastigen Boxenstopp einen Aprilia-Mechaniker angefahren und leicht verletzt hatte.

Das neue Sicherheits-Protokoll für die Boxengasse sieht jetzt bei «flag to flag» vor, dass sich pro MotoGP-Team nur vier Mechaniker vor der Box aufhalten und beim Motorradwechsel helfen dürfen. Der Rest des Teams muss in der Box bleiben oder sich an der Boxenmauer aufhalten. Die in der Boxengasse befindlichen vier Techniker müssen Sturzhelme tragen. Alle TV-Crews müssen sich an die Boxenmauer zurückziehen, bis der letzte Fahrer sein Motorrad gewechselt hat. Keine Journalisten oder Fotografen dürfen sich während eines «flag to flag»-Rennens in der Boxengasse aufhalten. Diese Maßnahmen gelten auch schon für das Warm-up, wenn ein «flag to flag»-Rennen zu erwarten ist, weil dann pausenlos Motorradwechsel geübt werden.

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