Endabrechnung: Die Sturzkönige der MotoGP-Saison 2024
Im vergangenen Jahr war es Marc Marquez und der Honda RC213V gelungen, eine neue Bestmarke in der wenig ruhmreichen Hitliste für die meisten Abflüge in einer Saison zu erreichen. 29-mal landete die Startnummer 93 neben der Piste im Dreck.
Nach dem sich auch der letzte Staub des Finales gelegt hat, steht fest, dass die Rekordmarke weiter in Besitz von Marc Marquez verbleibt. Den Titel «Sturzkönig 2024» muss der sechsfache Champion allerdings abgeben. Der geht mit Pedro Acosta, der die alte Bestmarke mit 28 Stürzen nur knapp verfehlte, aber wieder nach Spanien.
Interessant: Acosta schob sich, wie als Rookie naheliegend, nicht gleich zu Beginn der Saison in Führung der Auswertung, sondern überholte die bis dato erneut führende #93 erst in der zweiten Jahreshälfte. Emotionaler Tiefpunkt aus Sicht des 20-Jährigen war der GP von Japan. Acosta war schnellster Pilot des Wochenendes und vergrub die RC16 doch in beiden Rennen im Kies.
Marc Marquez hingegen hatte den überwiegenden Teil seiner Sturzenergie in den ersten Teil der Kampagne 2024 investiert. Als er das Limit der Ducati GP23 verinnerlicht hatte, ließen auch die Stürze nach. Nur unwesentlich weniger stürmisch ging auch Bruder Alex zu Werke, der es mit 21 Stürzen auf das Crash-Podium schaffte. Team Marquez ist damit die klare Nummer 1 in Sachen Materialvernichtung. Beide Gresini-Piloten wälzten sich außerdem auch mit Francesco Bagnaia im Kies und hatten damit ebenfalls einen Effekt auf das Geschehen in der Meisterschaft.
Zum Vergleich: Während die Gresini-Mechaniker 45 Sturzschäden reparieren mussten – mehr als zwei pro GP-Event – beließ es das Yamaha-Werksteam (Rins und Quartararo) in Summe bei 19 Stürzen.
Alles andere als sparsam ging auch Jack Miller mit der KTM RC16 um. Der Australier kam früh in seiner Rolle als Werkspilot unter Druck. Beim Versuch, dagegen zu halten, zog es Miller 20-mal von seinem Arbeitsgerät. Die Bilanz beweist zudem eindeutig, dass Stürze in der MotoGP keine Frage des Alters sind. So schaffte es auch Aleix Espargaro in seiner letzten Saison in die Top-5 der Auswertung.
Zweigeteilt das Bild im Honda-Lager: Während Joan Mir und Johann Zarco das Limit der RC213V oftmals überschritten, verhielt sich Luca Marini sehr defensiv. Mit gerade einmal vier Abflügen während der Saison taucht der Italiener und frische Familienvater ganz unten auf der Sturz-Rangliste auf.
Und die beiden Dominatoren der Weltmeisterschaft? Pecco Bagnaia stürzte «nur» neunmal, dafür aber überwiegend in bedeutenden Rennsituationen. Weltmeister Jorge Martin ließ es mit der Pramac-Ducati mit 15 Stürzen deutlich mehr krachen. Aber – Jorge Martin ging dafür in den Rennen weniger zu Boden als der Italiener (3:7).
In Anbetracht der insgesamt 335 Stürze, die 2024 in der Königsklasse notiert wurde, verlief der Großteil der Unfälle glimpflich. Die Top-3 der Liste blieben bei beeindruckenden 73 Stürzen nahezu unverletzt.
Am schlimmsten erwischte es Fabio Di Giannantonio, Miguel Oliveira und Alex Rins. VR46-Pilot «Diggia» ging am Red Bull Ring so hart zu Boden, dass der weitere Verlauf der Saison mit Einschränkungen stattfand, die letzten beiden Rennen setzte der Italiener dann aus, um sich einer Schulter-OP zu unterziehen.
Alex Rins war in Assen per Highsider von der Yamaha M1 geflogen. Der Spanier musste mit gebrochenem Handgelenk zwei GP-Wochenenden aussetzen, Remy Gardner agierte in Vertretung.
Schlecht lief es ebenfalls für Miguel Oliveira. Beim letzten seiner gerade einmal sechs Stürze ging in Indonesien auch das Handgelenk des Aprilia-Piloten zu Bruch. Oliveira verpasste im großen Endspurt zehn Rennen und damit ein Viertel der Saison.
Top-10: Die Sturzkönige der MotoGP-Saison 2024:
1. Pedro Acosta 28 Stürze
2. Marc Marquez 24
3. Alex Marquez 21
4. Jack Miller 20
5. Binder, Espargaro, A. Fernandez 19
6. Marco Bezzecchi 18
7. Joan Mir 17
8. Martin, Morbidelli, Zarco 15
9. Bastianini, Di Giannantonio 13
10. Quartararo, Vinales 10
Der Stammpilot mit den wenigsten Stürzen 2024:
Luca Marini 4