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Giacomo Agostini: «Rossi hätte den Rekord verdient»

Von Günther Wiesinger
Der legendäre Giacomo Agostini, Seriensieger in der 1970er-Jahren auf MV Agusta (350 und 500 ccm), hat nur noch neun Siege mehr als Valentino Rossi. Ago (122 GP-Siege) sieht die Aufholjagd seines Landsmanns sportlich.

Der grosse Giacomo Agostini ist ein Stammgast beim GP von Spanien in Jerez. Denn er ist mit der Spanierin Maria verheiratet und lebt den Grossteil des Jahres in Andalusien, Sohn Giacomino und Tochter Vittoria sind inzwischen flügge geworden.

Der bald 74 Jahre alte «Ago nazionale» hat 15 Weltmeistertitel gewonnen und 122 GP-Siege gefeiert.

Vor drei Jahren, nach Rossis erfolgloser Ducati-Ära, schien es für den heute 37-jährigen Italiener aussichtslos, Agostinis absoluten Rekord an GP-Siegen in Gefahr bringen zu können.

Aber jetzt hat Rossi seinen Yamaha-Vertrag um zwei weitere Jahre bis Ende 2018 verlängert, nachdem er schon 2014 überlegt hatte, ob er zurücktreten sollte oder nicht.

Rossi hat jetzt seinen 113. GP-Sieg errungen. Wenn er weiterhin drei bis vier Rennen pro Saison gewinnt, kann er Agos Bilanz egalisieren oder übertreffen.

Agostini kam als Yamaha-Gast nach Jerez und verbrachte das Rennen in der Movistar-Yamaha-Box. Als die Rossi-Truppe samt und sonders nach dem Sieg des Evergreens zum Parc Fermé stürmte, wurde Ago ziemlich einsam in der Box zurück gelassen.
SPEEDWEEEK.com erkundigte sich beim legendären Motorrad-Champion, ob ihm Rossis ewige Erfolgsserie langsam ein mulmiges Gefühl bereite.

Agostini lachte und winkte ab. «Wenn Vale mich einholt, dann hat er das redlich verdient», zeigte sich Agostini als grosser Sportsmann.

Fünf bis sechs Spanier jagten Rossi im MotoGP-Rennen von Jerez, doch der Movistar-Yamaha-Werkspilot liess sich nicht erwischen.

Die auflagenstarke spanische Sporttageszeitung «Marca» schlagzeilte am nächsten Tag über Rossi auf der Titelseite: «Dieser Tote ist noch sehr lebendig.»

«Marca» spielte auf den Titelkampf des Vorjahres an, den Rossi gegen Lorenzo wegen des Sepang-Dilemmas knapp verloren hat. Die Story handelte von Rache und gelungener Revanche.

Die Gesichter der letztjährigen Verbündeten Lorenzo und Márquez auf dem Podest sprachen Bände. Ein Sieg des Italieners beim GP von Spanien – die Höchststrafe.

Ein merkwürdiges Ereignis haben wir am Samstag beobachtet. Der spanische Ex-König Juan Carlos stand zu Beginn des MotoGP-Qualifyings mit Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta am Ende der Boxengasse. Marc Márquez fuhr vorbei, der ehemalige Monarch rührte keinen Finger. Lorenzo brauste vorbei, Juan Carlos stand ungerührt neben Ezpeleta. Dann rollte Rossi auf die Strecke – der Grosswildjäger winkte ihm freundlich lächelnd zu!

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