Claudio Domenicali: «Superbike zum Preis eines Autos»
Ducati wartet seit 2007 auf einen zweiten WM-Titel in der MotoGP-Klasse. Und in der Superbike-WM liegen die letzten zwei Titel auch schon eine ganze Weile zurück. 2008 durch Troy Bayliss und 2011 durch Carlos Checa – beide Titel wurden auf der Ducati 1098 eingesammelt.
Ducati tanzt als relativ kleiner Hersteller auf zwei Hochzeiten und hat für 2019 die Tradition über Bord geworfen, in der Superbike-WM mit Zweizylindern gegen die Vierzylinder-Konkurrenz um die Wette zu fahren, die dafür zuletzt maximal 1200 statt 1000 ccm haben durften. Die Werksfahrer Chaz Davies und Álvaro Bautista setzen 2019 erstmals die neue Panigale V4R ein.
«Die V4R ist zwar den MotoGP-Maschinen recht ähnlich, aber in erster Linie, was die Inspiration betrifft», sagt Ducati-Chef Claudio Domenicali. «Wenn du den Motor anschaust, hast du das gleiche Bohrung-Hub-Verhältnis und den identischen Hubraum, also 1000 ccm. Aber der Panigale-Motor fällt durch ein komplett anderes Design auf. Die V4R ist ein Motorrad, das du für einen verhältnismäßig vernünftigen Preis kaufen kannst. Für einen Betrag, für den du sonst ein Mittelklasse Auto bekommst, kriegst du ein Motorrad mit 221 PS. Es ist zwar dieselbe Technologie und dasselbe Konzept wie in der MotoGP. Aber es ist alles bodenständiger. Trotzdem haben wir eine High-Performance-Software an diesem Bike mit einer erstklassigen Traktionskontrolle, sie stammt direkt von MotoGP ab. Aber die Software kostet ja nichts mehr, sobald du sie entwickelt hast. Die Elektronik an der Standard-V4-Panigale ist nicht so ausgeklügelt. Die Superbike-WM zieht also einen Nutzen aus der MotoGP. Denn du hast dort eine gute Basis, was die Entwicklung eines sehr konkurrenzfähigen Motorrads betrifft, wie zum Beispiel für unser V4-Superbike. Trotzdem bleibt der Preis für die Serienmaschine überschaubar.»
Domenicali spricht von zwei unterschiedlichen Plattformen, wenn er über MotoGP und Superbike redet. «MotoGP ist komplett auf Prototypen ausgerichtet und deshalb sehr teuer, auch im Rennbetrieb. Die Superbike-WM lässt sich immer noch zu vernünftigen Kosten finanzieren. Deshalb habe ich an der SBK nichts auszusetzen. Ich sehe bei dieser Rennserie keine Probleme. Wir müssen diese beiden Meisterschaften getrennt betrachten, bei den Fahrern, bei den Rennstrecken, bei der Technik, bei den Kosten. Auch bei der Promotion muss man andere Wege gehen.»