Carl Fogarty liebt es, wenn «Fahrer sich aufhetzen»
Carl Fogarty, vierfacher Weltmeister
In der letzten Dekade des alten Jahrtausends erlebte die Superbike-WM einen Höhenflug. Die Rennen waren gut besucht, die Fahrer echte Typen. Der erfolgreichste von ihnen ist der Engländer Carl Fogarty. Der heute 51-Jährige begeisterte, polarisierte, sorgte für offene Münder – politische Korrektheit war ihm fremd. So ist er noch heute.
«Als ich Rennen fuhr, trafen große Charaktere aufeinander», erzählte Foggy SPEEDWEEK.com. «Kocinski, Edwards, alle hatten eine große Klappe, keiner mochte den anderen, das ist interessant. Wie letztes Jahr mit Márquez und Rossi und Lorenzo, das macht es spannend. Im Moment ist jeder der beste Freund des anderen, sie gehen zusammen zum Rennradfahren und Bergsteigen. In meiner Zeit gab es einen Engländer – mich. Und es gab einen großartigen Amerikaner – Edwards. Wir beide hatten eine große Klappe, das begeisterte die Fans. Wir haben uns wie im Boxsport erst einen verbalen Schlagabtausch geliefert, danach haben wir auf der Rennstrecke bekämpft. Das fehlt, heute ist jeder politisch korrekt.»
Tatsächlich teilt in der Superbike-WM kaum noch einer verbal aus. Cal Crutchlow, immer für einen großmauligen Kommentar zu haben, fährt seit Jahren MotoGP. Checa, Bayliss und Biaggi haben aufgehört. Melandri wird uns erst 2017 wieder unterhalten.
Nur die beiden Kawasaki-Werksfahrer Tom Sykes und Jonathan Rea lassen kaum ein gutes Haar am anderen. In Interviews vermeiden sie den Namen des Teamkollegen, jeder hält sich für den Größten, zwei Weltmeister-Egos krachen aufeinander.
Während die Kawasaki-Teamführung betont wie sehr sich die beiden respektieren – was zweifellos stimmt –, und dass die Rivalität nur von den Medien herbeigeschrieben wird, ist die Realität simpel: Der Engländer und der Nordire können sich nicht leiden.
Das ist ganz nach dem Geschmack von Carl Fogarty. «Wenn sich die Teamkollegen bekriegen, ist das immer gut», meint der Rekord-Weltmeister. «Es braucht Rivalität. Ich mag es, wenn die Teamkollegen nicht beste Freunde sind. Schau dir Rossi und Lorenzo an, sie sind kaum beste Freunde. Die Zuschauer lieben es, wenn sich die Fahrer gegenseitig aufhetzen. Aber heute ist es ja nicht mehr erlaubt ein Charakterkopf zu sein, wegen der ganzen Medien und Sponsoren. Die schreiben dir vor was du zu sagen hast und du musst immer schön danke sagen. Auch in MotoGP ging es früher anders zu. Es gab Schwantz, Rainey, Doohan, Gardner, das waren ungezogene, garstige Typen, die sich nicht riechen konnten. Heute ist das anders, seit Rossi ist jeder nett.»