Start-Ziel-Sieg beim Saisonfinale
Bei dem schlechten Wetter kam am Freitag keine richtige Fahrlust auf. Es war nass und zum Motorradfahren viel zu kalt. In beiden freien Trainings war es mir nur wichtig, die Strecke im Nassen kennen zu lernen. Es waren im Laufe der Trainings der anderen Klassen bereits einige Fahrer gestürzt und das wollte ich auf jeden Fall vermeiden. Wir testeten verschiedene Fahrwerkseinstellungen und fanden die richtige für das Qualifying.
Am Samstag ging es 6 Uhr mit Nils, meinem Mentalcoatch für dieses Wochenende, zum Frühsport auf die Strecke. Selbst beim Joggen war es glatt. Um 9 Uhr herrschte so dichter Nebel, dass das Training erst 90 Minuten später gestartet wurde. Ich schaffte in der letzten Runde den fünften Startplatz, der mich absolut nicht happy machte.
Zum Mittag trocknete die Strecke leicht ab und ich wollte mit «Trockenreifen» antreten. Aber nach der ersten Runde fuhr ich in die Boxengasse. Dann folgten Diskussionen mit meinem Vater und schließlich blieben die Reifen drauf und ich versuchte es erneut. Zwei Runden später und inzwischen auf Platz 11 durchgereicht, holte ich mir für die letzten acht Minuten Regenreifen. Inzwischen fuhren meine Konkurrenten in die Box - entweder waren die Reifen hinüber oder sie holten sich Trockenreifen.
Ich fuhr voll Ergeiz raus auf die Strecke und zog mächtig am Gashahn. Es reichte zunächst nur für den sechsten Platz. Dann verbesserte ich mich auf Rang 3. Sekunden vor dem Ende des Qualifyings fuhr ich in meine letzte mögliche Runde. Als ich dann als Letzter abgewunken wurde, zeigten mir die Monitore den zweiten Startplatz mit 59 Hundertstelsekunden Rückstand auf die Pole-Position an. Ich war 2,7 Sekunden schneller als meine Konkurrenz auf dem dritten Startplatz. Das Profil von meinem Hinterreifen gab es praktisch nicht wirklich mehr. Trotz der Aufregung ging unsere «Taktik» auf.
Mein Renntag begann mit dem morgendlichen Laufen. Es herrschte sonniges, aber sehr kühles Wetter. Die Strecke war durch die nächtlichen Regenfälle mehr nass als trocken. Aber sie war auf jeden Fall viel trockener als im Zeittraining. Für diese Bedingungen gab es nur eine Wahl: Trockenbereifung.
Ich hatte einen super Start, bog als Erster in die Kurve am Ende der Start-Ziel-Gerade ein und gab meine Führung über die 13-Runden-Distanz bis in das Ziel nicht mehr ab. Das Fahren hat riesig Spaß gemacht und ich habe mich sehr konzentrieren müssen, um an vielen Stellen die wenigen Zentimeter trockene Strecke zu erwischen. Zwischenzeitlich blickte ich mich um, weil mein Vorsprung wirklich unerwartet groß war.
Als ich in die letzte Runde fuhr wusste ich, dass ich dieses Mal ganz oben auf dem Treppchen stehen werde. Meine Eltern, mein Mechaniker Matthias, Lisa, Nils, meine Sponsoren, Familie, Freunde, Fans und Bekannte haben riesig gejubelt und auch so manche Träne vergossen als ich als Sieger mit einem Wheelie über die Ziellinie fuhr. Patryk Kosiniak wurde Zweiter vor Ville Valtonen. Dann musste ich unbedingt ein Burnout für die Fans und mich machen und habe die Tribüne so richtig eingenebelt. Ich gratuliere Dominik Engelen, der mit seinem sechsten Platz die Gesamtwertung 2013 mit 147 Punkten gewonnen hat.
Der Moment, als die Nationalhymne für meinen Sieg gespielt wurde, war umwerfend und ergreifend. Übrigens bin ich der einzigste Fahrer im Yamaha R6-Dunlop-Cup, der die Saison 2013 sturzfrei absolvierte! Ich erreichte in diesem Jahr einen Sieg, zwei zweite Plätze, vier vierte Plätze und einen achten Rang. Mit 125 Punkten beendete ich die Saison 2013 auf dem vierten Platz mit nur einem Punkt Rückstand auf den Dritten.
Vielen Dank für das Daumendrücken bei den Rennen und weiterhin alles Gute,
Ihr Toni Riedel.