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Abu Dhabi-GP: Teams fürchten sich vor Bremsdefekten

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton mit rotglühenden Bremsen

Lewis Hamilton mit rotglühenden Bremsen

​SPEEDWEEKipedia: Leser fragen, wir finden die Antwort. Heute: Wie hart ist Abu Dhabi aus Austragungsort des WM-Finales für die Bremsen? Welchen Einfluss hat das aufs Titelduell Rosberg gegen Hamilton?

In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Hein Blatter aus Osnabrück wissen: «Vor kurzem ist im Freundeskreis behauptet worden, Abu Dhabi sei einer der härtesten Kurse für die Bremsen, und das könne durchaus eine Rolle spielen bei der WM-Entscheidung zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton. Ich verstehe das nicht ganz. Ich dachte immer, Rennstrecken wie Melbourne, Montreal oder Monza seien die härtesten Kurse für die Bremsen. Habt Ihr da Zahlen?»

Grundsätzlich: Alle Rennställe arbeiten auch bei den Bremsen am absoluten Limit, nicht nur in der dünnen Luft von Mexiko-Stadt, wo die Kühlung immer ein grosses Thema ist. Die Spezialisten liegen sich jeweils ein wenig in den Haaren: Der Renningenieur wünscht sich für seinen Piloten möglichst effizient gekühlte Bremsen, das erfordert Lufteinlässe, die üppig genug gestaltet sind. Aber der Aerodynamiker will diese Einlässe möglichst kompakt halten, um keine weiteren Zugeständnisse in Sachen Windschlüpfigkeit machen zu müssen.

Die Hybrid-Ära der Formel 1 hat zu ganz neuen Problemen geführt: Die Bremsen sind nicht mehr genügend gross dimensioniert, um die Wagen alleine über eine komplette GP-Distanz zu verzögern. Denn das Sammeln der Bremsenergie unterstützt die Bremsen. Fällt die Energierückgewinnung jedoch aus, wie das in Kanada 2014 an beiden Silberpfeilen mit einem Defekt des Generators für kinetische Energie passiert ist, dann sind die Bremsen überfordert. Ergebnis: Rosberg rettete seinen Wagen mit Ach und Krach ins Ziel, Hamilton schied aus.

Nun zur Frage: Wenn wir herausfinden wollen, welche Kurse die härtesten für die Bremsen sind, dann kommt es darauf an, nach welchen Massstäben wir die Sachlage betrachten. Die italienischen Bremsspezialisten von Brembo haben die Antwort gewissermassen durch fünf geteilt, als sie im vergangenen Januar folgende Zahlen veröffentlicht haben (die Zahlen aus dieser Saison liegen noch nicht vor).

Die sieben längsten Bremszonen (in Metern)
Hier spielen Faktoren wie Haftungsgrad der Pistenoberfläche, Abtrieb und äussere Bedingungen eine Rolle. Einfach gesagt: Flach gestellte Flügel sind zwar gut für die Windschlüpfigkeit des Autos, aber schlecht für den Bremsweg.
1. Shanghai: 139 Meter (Ende der Gegengeraden)
2. Monza: 139 (zur ersten Schikane hin)
3. Bahrain: 137 (erste Kurve)
4. Abu Dhabi: 133 (Kurve 8)
5. Abu Dhabi: 126 (Kurve 11)
6. Hockenheim: 125 (Haarnadel)
7. Red Bull Ring: 125 (Kurve 2)

Die sieben grössten Verzögerungen (in km/h)
Hier nahmen die Italiener als Berechnungsgrundlage den Unterschied zwischen Beginn des Bremsmanövers und niedrigster Kurvengeschwindigkeit.
1. Abu Dhabi: 265 km/h (von 326 auf 61), Kurve 8
2. Hockenheimring: 263 (von 318 auf 55), Haarnadel
3. Shanghai: 262 (von 320 auf 58), Ende der Gegengeraden
4. Bahrain: 259 (von 319 auf 60), erste Kurve
5. Monza: 246 (von 341 auf 85), erste Schikane
6. Circuit of the Americas, Texas: 242 (von 323 auf 81), Ende Gegengerade
7. Red Bull Ring: 237 (von 304 auf 67), zweite Kurve

Die sieben härtesten Verzögerungen (in g)
Hier wurde gemessen, wie stark der Körper des Piloten verzögert wird, mit welchen Negativ-g-Kräften also der Fahrer in seinen Gurten hängt.
1. Melbourne: 5,8 g (Kurve 1)
2. Melbourne: 5,6 (Kurve 3)
3. Monza: 5,54 (erste Schikane)
4. Circuit of the Americas: 5,51 (Ende Gegengerade)
5. Montreal: 5,43 (letzte Schikane)
6. Hockenheimring: 5,42 (Haarnadel)

Die sieben längsten Bremspassagen (in Sekunden)
Hier geht es darum, wie lange der Fahrer verzögert.
1. Bahrain: 2,89 Sekunden (Kurve 1)
2. Shanghai: 2,84 (Ende der Gegengerade)
3. Red Bull Ring: 2,80 (Kurve 2)
4. Montreal: 2,74 (Haarnadel)
5. Suzuka: 2,67 (Haarnadel)
6. Hockenheimring: 2,65 (Haarnadel)
7. Monza: 2,6 (erste Schikane)

Die sieben härtesten Bremsmanöver (Pedaldruck in kg)
Hier berechneten die Techniker, wie stark der Fahrer aufs Pedal tritt.
1. Melbourne: 161 Kilogramm (Kurve 13)
2. Melbourne: 148 (erste Kurve)
3. Melbourne: 143 (dritte Kurve)
4. Circuit of the Americas: 142 (Ende Gegengerade)
5. Shanghai: 139 (erste Kurve)
6. Melbourne: 135 (Kurve 11)
7. Monza: 135 (erste Schikane)

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