Formel 1: Lewis Hamiltons erster Ferrari-Tag

Sebastian Vettel (Ferrari): Wo die Gina zulegen muss

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel in Sotschi

Sebastian Vettel in Sotschi

​Sebastian Vettel hat dank Rang 2 in Sotschi seine WM-Führung ausgebaut, weil sein härtester Rivale Lewis Hamilton in Russland nur Vierter geworden ist. Aber Sebastian Vettels Gina muss flotter werden.

Die Glas-halb-voll- und Glas-halb-leer-Menschen kamen in Russland voll auf ihre Kosten: Optimistisch betrachtet war das für Sebastian Vettel und Ferrari ein prima Wochenende – Pole im Abschlusstraining, erstmals seit Singapur 2015, dazu Rang 2 im Rennen und WM-Führung ausgebaut.

Der Pessimist würde entgegnen: Aus der Pole zu wenig gemacht, Start versemmelt, im Rennen zu wenig schnell, möglicherweise falsche Strategie.

Wo stehen wir also wirklich?

Auch in Italien wird rückblickend die Frage in den Raum gestellt: Hätte Sebastian Vettel mit einem früheren Stopp die bessere Siegchance gehabt? Klar rückte der Heppenheimer zum Schluss des Rennens mit sieben Runden frischeren Reifen als Bottas dem Finnen immer näher, aber es hat letztlich nicht gereicht. Die Kritiker sagen: Der Ferrari geht mit den Reifen so behutsam um, dass Vettel früher hätte wechseln sollen, um sich zum Schluss Bottas zu schnappen. Wir werden nie erfahren, ob das geklappt hätte, aber ein anderer Punkt lässt sich nicht wegreden.

Der Mercedes von Bottas hat in Sotschi einen Raketenstart gezeigt und ist dann mit mächtig Dampf an beiden Ferrari vorbeigegangen. Wer das sah, gewann nicht den Eindruck, dass der italienische Motor gleich viel Leistung erzeugt wie der in England hergestellte Mercedes.

Sebastian Vettel erklärte, sein Start sei gut, jener von Bottas hingegen sei hervorragend gewesen. Und er selber habe sich vielleicht zu wenig aggressiv verteidigt. Allerdings beachtete der vierfache Weltmeister dabei die alte Rennregel: Du kannst kein Rennen in der ersten Kurve gewinnen, aber du kannst es sehr wohl in der ersten Kurve verlieren. Vorsicht war angebracht und weise.

Sky-Experte Marc Surer glaubt: «Wenn es Ferrari weiterhin schafft, auch im Training auf Augenhöhe zu fahren, und wenn wir davon ausgehen, dass sie im Renntrimm mindestens so stark sind wie die Mercedes, dann dürfen die Tifosi durchaus vom Titel träumen.»

Surers englischer Sky-Kollege Martin Brundle weiss: «Jetzt wird alles davon abhängen, wer wie effizient entwickelt. Das wird am Ende den Ausschlag über Sieg oder Niederlage in der WM geben.»

In Sachen Reifen-Management hat Ferrari die Nase vorn. Bezüglich Strategie wird kecker gearbeitet, siehe der frühe Stopp in Bahrain, der Mercedes unter Druck setzte. Es ist auch ein gutes Zeichen, dass Kimi Räikkönen in Russland flotter unterwegs war.

Ferrari muss hingegen Leistung nachlegen, die Starts müssen noch besser werden, die ständigen Verbesserungen müssen so gut einschlagen wie zuletzt der neue Frontflügel.

Sebastian Vettels Fazit nach Russland: «Wir haben ein starkes Auto, eine solide Mannschaft, die Stimmung ist prachtvoll. Ich sehe nur Positives.»

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