Lewis Hamilton: Wieso er Sebastian Vettel verteidigt
Lewis Hamilton nach seinem Sieg in Singapur
Es hagelt Kritik für Ferrari-Star Sebastian Vettel. Die meisten Fans und Fachleute sind sich einig: Vettel hat sich die Suppe selber ausgebrockt, die er nun mit 28 Punkten Rückstand auf Singapur-Sieger Lewis Hamilton auslöffeln muss. Besonders kritisiert wird, dass Vettel für einen WM-Favoriten zu viel Risiko eingegangen sei. Mit seinem Hinüberziehen gegen Verstappen, so die Kritiker, habe er den Startcrash mit dem Niederländer und Kimi Räikkönen provoziert.
Was die Kritiker vergessen: Michael Schumacher hat dieses Manöver in der Formel 1 salonfähig gemacht, und nicht nur Vettel praktiziert das heute, jeder Nachwuchsfahrer in der Formel 4 macht das genau so. Es ist durchaus legitim, seine Position zu verteidigen.
Nach dem Singapur-GP wurde natürlich auch Lewis Hamilton auf das Manöver Vettels angesprochen. Vom Engländer war keine Häme zu spüren, als er erklärte: «Ihr müsst verstehen – wenn du von der Pole losgefahren bist, dann kannst du den zweitplatzierten Wagen nicht sehen. In der Regel befindet sich der im toten Winkel, wenn er ungefähr gleich gut gestartet ist. Im Unwissen, wo sich die Gegner befinden, ist es ganz normal, seine Position abzusichern, und das tust du nun mal in der Regel, indem du die Innenseite der folgenden Kurve schützt. Und ich nehme an, genau das war der Plan von Vettel.»
«Wenn du das machst, dann müssen sich die Rivalen in der Regel zurückfallen lassen, endlich siehst du sie im Spiegel. Manchmal bist du auch schnell genug, dass du merkst – du hättest die Innenseite gar nicht schützen müssen.»
«Kimi hatte einen genialen Start, ich sah ihn heranfliegen und hielt mich weit rechts. Weil ich dachte: Wenn es Ärger gibt, dann will ich da nicht drin verwickelt werden. Und das habe ich geschafft.»
28 Punkte, was ändert das für Lewis? «Gar nichts. Ich werde an die nächsten Rennen nicht anders herangehen als an die letzten zuvor. Ich mache das Gleiche wie immer, das scheint für mich zu funktionieren. Aber ehrlich gesagt bin ich noch immer wie betäubt. Am Samstag vor dem Rennen habe ich gedacht – wenn ich hier Fünfter werde, dann kann ich von Glück reden. Nun habe ich den Grand Prix und 25 Punkte auf Sebastian gewonnen. Unglaublich.»
«Nicht in meinen kühnsten Träumen hätte ich mir solch ein Szenario ausgemalt. Nach dem Qualifying dachte ich, okay vielleicht kann ich einen hochrücken, möglicherweise hat ein Auto vor mir ein Problem. Aber dass dann so etwas passieren würde, mit dem Regen und dann mit dem Startschlamassel, keiner konnte so etwas erwarten.»