Erdbeben in Mexiko: Muss der GP abgesagt werden?
So langsam wird klar, welch unfassbares Leid das Erdbeben vom Dienstag in Mexiko über die Menschen gebracht hat. Die Regierung bestätigt 248 Tote, mehr als 400 Mexikaner wurden schwer verletzt, niemand weiss, wie viele Menschen noch unter den Trümmern begraben sind. Allein in Mexiko-Stadt wurden mehr als 500 Gebäude teil schwer beschädigt, mehr als vierzig stürzten beim Beben oder unmittelbar danach ein, weitere vierzig gelten als akut einsturzgefährdet.
Im Grossraum Mexiko-Stadt leben 20 Millionen Menschen. Das Beben vom Dienstag gilt als das schwerste seit 1985, als ebenfalls am 19. September die Erde bebte und mehr als 10.000 Menschen starben.
Angesichts des Leids kursiert in den sozialen Netzwerken unter Rennfans die Frage, ob es angemessen sei, ausgerechnet jetzt einen Grossen Preis von Mexiko auszutragen. Das Rennen in Mexiko-Stadt soll am 29. Oktober gefahren werden, das erste Training begänne in knapp fünf Wochen. Ebenfalls wird in den Raum gestellt, ob das Rennen nicht ein Sicherheitsrisiko berge, aufgrund möglicher Beschädigungen am Autódromo Hermanos Rodríguez.
Erste Prüfungen der Rennstrecke, die mitten in der Stadt liegt, haben ergeben: Die Anlage ist unbeschädigt. Erste Gerüchte, wonach die Rennstrecke als Zufluchtsort für Erdbebenopfer benutzt werden, erweisen sich als haltlos. Was hingegen stimmt: Die Betreiber der Rennstrecke haben das Personal ihrer derzeitigen Verpflichtungen entbunden, um sich ihre Liebsten kümmern zu können.
Aber müsste das Autorennen vor dem Hintergrund dieser Katastrophe nicht aus moralischen Gründen abgesagt werden? Ist ein Autorennen nach solch einem Schicksalsschlag wirklich von Bedeutung?
Mein Kollege Will Buxton hat mit Rodrigo Sanchez, dem Marketing-Direktor des Autódromo Hermanos Rodríguez, gesprochen. «Sanchez findet nicht, dass das Rennen abgesagt werden sollte. Er will den Grand Prix vielmehr zum Sammelplatz der Menschen und zu einem positiven Zeichen für die ganze Nation machen.» Der Grand Prix soll symbolisieren, dass die Mexikaner in schweren Zeiten noch enger zusammenrücken und sich nicht unterkriegen lassen.
Es gibt auch Pläne, im Rahmen des Mexiko-GP für die vom Erdbeben betroffenen Menschen Geld sammeln zu lassen.
Der mexikanische Rennfahrer Sergio Pérez ist vom Schicksal seiner Mitmenschen ergriffen. Er hat sofort drei Millionen Peso (rund 140.000 Euro) gespendet und schreibt auf seinen sozialen Plattformen: «Ich bin tief beunruhigt davon, was mein Land durchleben muss. Das ist die Zeit, um zusammen zu stehen. Für jeden Dollar, den meine Stifung «Fundación Checo Pérez» erhält (https://fundacionchecoperez.com) legt die Stifung von Carlos Slim fünf weitere Dollar hinzu. Bitte helft!»