Ross Brawn: «Pirelli hat einen schwierigen Job»
F1-Technikchef Ross Brawn
Im Mexiko-GP schafften es nur die Ferrari-Stars Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen sowie Mercedes-Champion Lewis Hamilton in der gleichen Runde wie Sieger Max Verstappen ins Ziel. Bereits Hamiltons Stallgefährte Valtteri Bottas, der sich den fünften Rang gesichert hat, kreuzte die Ziellinie in seinem Silberpfeil bereits eine Runde hinter dem Red Bull Racing-Talent. Der sechstplatzierte Renault-Pilot Nico Hülkenberg lag bereits zwei Runden hinter dem Sieger, als er ins Ziel kam.
Das ist selbst für Formel-1-Verhältnisse bemerkenswert, wie Ross Brawn betont. Der frühere Ferrari- und Mercedes-Technikchef, der sich mittlerweile für die F1-Führungsspitze um die sportliche Entwicklung der Königsklasse kümmert, erklärt rückblickend: «In Mexiko haben wir einmal mehr das Zweiklassensystem der Formel 1 erleben dürfen. Das ist nichts Neues, wir kennen das aus den jüngsten Jahren gut. Was wir aber noch nie erlebt haben, ist die Tatsache, dass nur vier Autos die gesamte Renndistanz geschafft haben, während alle Fahrer, die nicht für die Top-3-Teams unterwegs sind, den GP mit zwei Runden Rückstand auf den Sieger beendet haben.»
«Abgesehen von den gewohnten Leistungsunterschieden war auch das Reifenmanagement mitverantwortlich für diesen grossen Rückstand», ist sich der Ingenieur sicher. «Nico Hülkenberg, Charles Leclerc, Stoffel Vandoorne und Marcus Ericsson, die auf den Rängen 7 bis 9 ins Ziel gekommen sind, haben das Rennen mit nur einem Boxenstopp bestritten und alle Vier sind zwischen den Umläufen 11 und 16 an die Box abgebogen. Danach waren sie sehr vorsichtig unterwegs, um es auf den gleichen Reifen ins Ziel zu schaffen, was ihren Rückstand zur Spitze natürlich vergrössert hat.»
Doch auch an der Spitze mussten die GP-Stars ihre Gummis schonen, wie Brawn bestätigt: «Selbst die Fahrer der Top-3-Teams mussten sich zurückhalten, speziell die Silberpfeil-Piloten, die mit körnenden Reifen zu kämpfen hatten. Aber auch die anderen Spitzenkandidaten machten nur Tempo, wenn es die Situation erforderte, wie etwa Max Verstappen und Daniel Ricciardo es taten, als Vettel immer näher kam.»
Dennoch will der 63-Jährige keine Kritik an Reifenausrüster Pirelli üben. Er betont: «Die Pirelli-Ingenieure muss eine schwierige Herausforderung meistern. Einerseits müssen sie Reifen mitbringen, die für spannende Rennen sorgen. Und der Reifenabbau ist in dieser Hinsicht sicherlich eine Hilfe. Andererseits wollen die Fahrer die Möglichkeiten ihrer Autos voll ausschöpfen und fordern deshalb entsprechend robuste Gummis. Es ist nicht immer einfach, den richtigen Kompromiss zu finden, deshalb ist es auch so wichtig, dass wir zusammenarbeiten. Nur so können wir jene Show auf der Strecke bieten, die jeder will – die Fahrer und auch die Zuschauer.»