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Toto Wolff schützt Lewis Hamilton: «Worte verdreht»

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton und Toto Wolff

Lewis Hamilton und Toto Wolff

​Mercedes-Teamchef Toto Wolff stellt sich schützend vor seinen fünffachen Weltmeister Lewis Hamilton: «Es ist unglaublich, wie Worte von Lewis aus dem Zusammenhang gerissen und verdreht werden.»

Toto Wolff regt sich auf. Der Mercedes-Teamchef ist genervt davon, dass sein Superstar Lewis Hamilton in den sozialen Netzwerken zerpflückt worden ist. Was war passiert? Der fünffache Weltmeister aus England hatte sich erdreistet, die Expansionspläne der Formel 1 anzuprangern. Dabei erklärte Hamilton, es habe sich damals merkwürdig angefühlt, in Indien zum Grand Prix anzutreten. «Die meisten Menschen in Indien sind so arm, und dann hatten wir diese prunkvolle Rennanlage im Nichts. Ich spürte sehr widersprüchliche Gefühle. Wir hatten auch ein Rennen in der Türkei, und keiner kam. Tolle Rennstrecke, ohne Frage, aber ein jämmerlicher Publikumsaufmarsch. Ich glaube, es ist der richtige Weg, mit der Formel 1 in grosse Städte zu gehen, zu den Menschen, aber was machen wir in Ländern, in welchen das Wissen über die Formel 1 so gering ist?»

In Indien wurde die berechtigte Kritik des 72fachen GP-Siegers von den Medien in eine Kritik an Indien umgewandelt. Daraufhin war die Entrüstung so gross, dass sich Hamilton erneut zu Wort melden musste: «Hallo zusammen. Mir ist aufgefallen, dass einige Menschen wütend sind über meine Kommentare bezüglich Indien. Zunächst mal, Indien ist eines der schönsten Länder der Welt. Die Kultur ist unglaublich. Ich hatte es bei meinen Besuchen immer schön dort aber während die Wirtschaft rasend schnell wächst, gibt es in Indien viel Armut. Was ich mit meinen Worten sagen wollte: Ein Grand Prix dort hat sich merkwürdig angefühlt, weil ich auf dem Weg zur Strecke an Obdachlosen vorbeifahre und dann an einem Ort bin, wo Geld keine Rolle spielt. Es wurden hunderte Millionen ausgegeben für eine Rennstrecke, die jetzt nicht mehr benutzt wird. Dieses Geld hätte für Schulen ausgegeben werden können oder für Bedürftige. Zu unseren Rennen kamen so wenige Menschen, weil ein Ticket zu teuer war oder das Interesse zu gering. Ich habe aber auch ganz erstaunliche indische Fans kennengelernt.»

Toto Wolff ist genervt, welcher indische Elefant aus einer Mücke entstanden ist. «Einmal mehr finde ich es unglaublich, wie die Worte von Lewis aus dem Zusammenhang gerissen und verdreht werden. Ich finde, er hat mit Einfühlungsvermögen über Indien gesprochen und auf den schmerzlichen Kontrast zwischen Wohlstand und Armut hingewiesen, mit dem wir auf unseren Reisen rund um den Globus immer wieder konfrontiert werden. Lewis hat keine Nation kritisiert. Einen Fehler gemacht haben nur jene, die seine Wort verdreht und ihnen damit eine ganz andere Bedeutung gegeben haben.»

Es ist nicht das erste Mal, dass Wolff sich gegen Reaktionen auf sozialen Netzwerken oder in den Medien zur Wehr setzt. Unvergessen sein Wutausbruch in Sotschi 2016, als Mercedes-Benz unterstellt wurde, den Wagen von Lewis Hamilton zu sabotieren, um Nico Rosberg in eine bessere WM-Position zu bringen.

Wolff damals deutsch und deutlich: «Wer uns so etwas unterstellt, ist wahnsinnig, das kann man nicht ernst nehmen! Wieso um alles in der Welt sollten wir selber einen Fahrer zurückbinden? Wir wollen den Marken-WM-Titel einfahren, da werden wir doch nicht freiwillig Punkte herschenken! Aber mir ist natürlich auch aufgefallen, dass es in den sozialen Netzwerken sehr viel Schelte für uns gibt, und da ist der Weg nicht mehr weit zu allerlei Verschwörungstheorien. Ich reagiere in solchen Situationen immer gleich: Am liebsten würde ich solche Schwachsinnsverbreiter nicht einmal ignorieren. Der Gedanke schmerzt mich, dass wir einem Mann, der für uns zwei WM-Titel eingefahren hat, absichtlich Schaden zufügen sollten. Er hat uns nie im Stich gelassen, also wieso sollten wir ihm das zuleide tun? Nein, die Wahrheit ist einfach – dies ist ein mechanischer Sport, in dem es zu Defekten kommen kann und fertig.»

«Wir tun uns ein wenig schwer damit, Leute ernst zu nehmen, die mit dem Laptop auf der Brust im Bett herumfläzen und beleidigende Nachrichten tippen. Manchmal frage ich mich wirklich, was in solchen Köpfen so vor sich geht. Die Leute werden jetzt vielleicht denken – warum reagiere ich so heftig auf dieses Gerede? Der Grund ist: Ich will mich schützend vor meine Jungs stellen, die sich Tag und Nacht ein Bein ausreissen, um unseren Fahrern das bestmögliche Auto hinzustellen. All die Verschwörungstheorien finde ich eine Beleidigung für ihre tägliche Arbeit. Das ist nicht zu entschuldigen und äusserst unfair. Ich will nicht, dass unsere Fachkräfte solch dummes Zeug persönlich nehmen.»

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