Christian Horner und Daniel Ricciardo: Alles versucht
Daniel Ricciardo und Christian Horner
Ende Juli 2018 deutete vieles darauf hin: Daniel Ricciardo würde bei Red Bull Racing bleiben. Dann kam in der Formel-1-Sommerpause die Hammermeldung – der siebenfache Grand-Prix-Sieger hat sich für zwei Jahre bei Renault verpflichtet. Red-Bull-Rennchef Dr. Helmut Marko und Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner waren baff.
Heute sagt Horner: «Wir haben damals wirklich alles versucht, um Daniel Ricciardo im Team zu halten. Daniel hat zu uns gesagt, was so oft bei gescheiterten Beziehungen zitiert wird: „Es liegt nicht an dir, es liegt an mir.“ Er war einfach bereit für eine neue Herausforderung.»
«Vielleicht hat sich Daniel Gedanken über seine Stellung im Team gemacht, wenn wir an die Entwicklung von Max Verstappen denken. Vielleicht gab es in jenen Monaten auch eine gewisse Unsicherheit wegen Honda.»
«Du musst immer einen Plan B haben. Als uns klarwurde, dass es Daniel mit Renault ernst ist, war die Entscheidung für Pierre Gasly leicht.»
Der 45jährige Horner, einer der Baumeister der vier WM-Titel von Sebastian Vettel 2010 bis 2013, beteuert: «Es ging nie darum, dass wir Verstappen eine Vorzugsbehandlung geben. Unser Nummer-1-Fahrer ist automatisch jener Pilot, der auf der Piste eben vorne liegt. Das ist eine einfache Regel. So wie wir im Team arbeiten, wird keiner favorisiert. Daniel kann das bezeugen.»
«In Mexiko hat es Ricciardo erstmals seit Monaco geschafft, im Abschlusstraining vor Max zu liegen. Die meisten Quali-Darbietungen von Verstappen waren grandios, möglicherweise hat auch das eine Rolle gespielt bei der Entscheidungsfindung von Daniel.»
Eine weitere Rolle spielt die Frustration. Acht Ausfälle liessen Ricciardo in der WM-Abrechnung auf Rang 6 abrutschen. Nach einem weiteren Aus in Mexiko stellte der 29jährige Australier ernüchtert fest: «Ich bin in dieser Saison so oft ausgefallen wie Lewis Hamilton in den letzten fünf Jahren.»
Christian Horner dazu: «Es war eine ganz schwierige Saison für Daniel. Er musste damit umgehen, dass Verstappen immer stärker wird. Und obschon beide Piloten mit technischen Problemen zu kämpfen hatten, kann das keiner wegreden – es traf Daniel öfter, vor allem jedoch traf es ihn am Sonntag öfter. Im Mexiko-GP beispielsweise ging bei Ricciardo ein Kupplungslager kaputt. Das passiert auch Max, aber eben im Training. In Brasilien bemerkten wir im Wagen von Max einen Riss am Öltank, der war beim Rennen in Mexiko entstanden und hätte ihn dort leicht den Sieg kosten können. Aber er hatte Glück. Aber genau so geht es eben: Vor zwölf Monaten hatte Verstappen all diese Ausfälle, nun traf es Ricciardo.»