Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Ferrari wagt alles: Sieg auf der Mercedes-Strecke?

Von Mathias Brunner
Ferrari vor Mercedes, so soll das in Barcelona sein

Ferrari vor Mercedes, so soll das in Barcelona sein

​Die Aufgabe der beiden Ferrari-Piloten Sebastian Vettel und Charles Leclerc steht auf ihren Autos: Mission Winnow, jetzt gewinnen. Und dies ausgerechnet auf jener Strecke, wo Mercedes am erfolgreichsten ist.

Niemand kann Ferrari vorwerfen, nicht alles in die Waagschale zu legen, um die scheinbar übermächtigen Mercedes endlich in die Knie zu zwingen. Vier Doppelsiege in Folge haben die in der Turbo-Ära ungeschlagenen Dauer-Weltmeister 2019 eingefahren, und um die Silberpfeile zu entschärfen, zieht Ferrari die für Kanada geplante Evo-Version ihres 1,6-Liter-V6-Turbomotors vor, samt neuer Schmierstoffe von Shell. Auch bei der Einführung aerodynamischer Neuteile hat Ferrari Gas gegeben: Ein Teil des ursprünglich für Spanien geplanten Evo-Pakets wurde schon nach Baku gebracht, der zweite Teil folgt jetzt – neue Flügel vorne und hinten. Die Nachrichten aus Maranello sind erfreulich: Angeblich werden die im Winter erreichten Werte des Autos locker übertroffen. Sebastian Vettel verbrachte den ganzen Montag im Ferrari-Simulator, um ein Gefühl für die neue Aerodynamik zu erhalten und eine Grundabstimmung zu erarbeiten.

Ferrari-CEO Louis Camilleri gibt sich kämpferisch: «Wir haben alle Ressourcen, um Weltmeister zu werden, noch immer. Ich vertraue auf zwei fabelhafte Fahrer und einen tollen Teamchef.»

Die Aufgabe von Sebastian Vettel und Charles Leclerc beim Spanien-GP steht auf ihrem Auto: Mission Winnow, und die Mission, jetzt zu gewinnen, ist auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya schwieriger als auf jeder anderen Strecke. Ferrari ist hier seit Fernando Alonso 2013 ohne Sieg, das war das letzte Jahr der Saugmotor-Rennwagen, und eine Wachablösung deutete sich an – Nico Rosberg stellte damals seinen Silberpfeil auf Pole. Was dann folgte, war fast ein Durchmarsch, wie unsere kleine Statistik zeigt.

2013
Pole-Position: Nico Rosberg (D), Mercedes
Sieger: Fernando Alonso (E), Ferrari

2014
Pole-Position: Lewis Hamilton (GB), Mercedes
Sieger: Lewis Hamilton (GB), Mercedes

2015
Pole-Position: Nico Rosberg (D), Mercedes
Sieger: Nico Rosberg (D), Mercedes

2016
Pole-Position: Lewis Hamilton (GB), Mercedes
Sieger: Max Verstappen (NL), Red Bull Racing

2017
Pole-Position: Lewis Hamilton (GB), Mercedes
Sieger: Lewis Hamilton (GB), Mercedes

2018
Pole-Position: Lewis Hamilton (GB), Mercedes
Sieger: Lewis Hamilton (GB), Mercedes

Wir sehen: In der Turbo-Ära stand Mercedes in Katalonien immer auf Pole, und wenn sich Nico Rosberg und Lewis Hamilton 2016 nicht ins Auto gefahren wären, dann hätten die Silberpfeile auch alle Rennen gewonnen.

Sebastian Vettel hat in Baku erklärt: «Ich weiss, dass wir ein gutes Auto haben. Wir müssen nur alles herausholen, um das zu beweisen.» Und das hat Ferrari eben nicht getan, weil der Wagen weniger standfest lief, weil Mercedes strategisch klüger arbeitete und weil sich Hamilton/Bottas weniger Fehler erlaubten als Vettel/Leclerc. Mercedes besitzt 2019 ein Punktekonto, das um 63 Zähler reicher ist als vor einem Jahr, Ferrari hingegen hat 15 Punkte weniger einfahren können. Lewis Hamilton steht mit 16 Punkten im Plus, Vettel mit 14 im Minus.

Den stärkeren Motor jetzt zu bringen, hat bei Ferrari diesen Hintergrund: Teamchef Mattia Binotto und seine Fahrer sind davon überzeugt – wenn ein rotes Auto vorne losfahren kann, dann wird alles leichter, vor allem das Reifen-Management, und dann kann Ferrari auch vorne bleiben.

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