Sebastian Vettel: So lobt er seinen Rivalen Hamilton
Sebastian Vettel und Lewis Hamilton
Sebastian Vettel und Lewis Hamilton hatten im bei ihrem WM-Duell 2018 grundsätzlich zwei Dinge gemeinsam: zwei Weltmeistertitel auf dem Konto und ihre tiefe Liebe zur Formel 1 im Herzen. Aber unterschiedlicher könnten die Stars von Ferrari und Mercedes nicht sein. «Wir sind wie schwarz und weiss», sagte Vettel 2017 und macht eine Grimasse über diesen heute politisch nicht mehr so korrekten Kalauer. «Nein, ich scherze natürlich. Aber es stimmt schon – eigentlich kenne ich Lewis nicht. Weil wir kaum Zeit zusammen verbringen. Vielleicht sind wir uns dann am nächsten, wenn wir Rad an Rad auf der Rennstrecke kämpfen. Wir fahren seit Formel-3-Tagen gegeneinander, und es gab nie einen persönlichen Konflikt. Es gibt viele Dinge im Leben von Lewis, die ich nie machen würde. Aber wahrscheinlich würde er von meiner Lebensart das Gleiche sagen.»
Lewis Hamilton und Sebastian Vettel könnten als Typen unterschiedlicher nicht sein. Vettel der Zurückhaltende, Hamilton der Extrovertierte. Lewis der Jetsetter, Sebastian der Familienmensch. Lewis, der Hans Dampf in allen Gassen der sozialen Netzwerkwelt, Vettel, der Twitter- und Facebook-Ignorierer.
Als Vettel in Baku 2017 seinem Dauerrivalen Hamilton ins Auto fuhr, versuchten die englischen Boulevarblätter das Gespenst des hässlichen Deutschen aus dem Schrank zu zerren. Mit Michael Schumacher gegen Damon Hill hatte das zwanzig Jahre vorher prima funktioniert. Doch bei Vettel und Hamilton verpuffte das – denn beide beiden schätzen sich viel zu sehr, um sich auf einen Kleinkrieg einzulassen, der dann von den Medien genüsslich ausgeschlachtet werden kann.
Im jüngsten Interview des Nachrichtenmagazins Spiegel mit Sebastian Vettel sagt der Heppenheimer über den Engländer: «Wir sind mittlerweile auf einer Ebene, wo jeder von sich weiss: Ich mache meinen Job zwar gut und probiere, ihn immer besser zu machen. Aber der andere kann das auch echt gut.»
Zum gegenseitigen Respekt meint Vettel: «Irgendwann hat es klick gemacht. Es ist ja nicht so, dass ich die anderen Formel-1-Fahrer nicht achte, aber Lewis sticht schon heraus. Man spürt auch, wenn es auf Gegenseitigkeit beruht. Ich glaube, es ist wichtig, das für sich selber wahrzunehmen und zu verstehen.»
«Ich erkenne Leistung an. Und wenn der Moment des Sieges nicht mir gehört, aus welchem Grund auch immer, dann gehört er jemand anderem, auch das sollte man respektieren – wir verbringen ohnehin zu viel Zeit mit Beschwerden und Hadern und wenig Zeit mit Komplimenten. Ich weiss auch, dass ich schlagbar bin. Es gibt Tage, an denen andere besser sind. Ich mag das nicht, aber es ist so.»
«Heutzutage fehlt mir zu oft das Innehalten, das Bewundern für das Geleistete. Das gilt nicht nur für Formel-1-Sieger. Die Geschwindigkeit unseres Lebens lässt Nachdenken und Bewunderung nicht zu. Es wird sehr schnell vergessen, sofort wird die nächste Geschichte geschrieben.»