Formel 1: Abschied in der Unterhose

Sebastian Vettel: «Ferrari ist wie ein Zauberwürfel»

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel in Baku

Sebastian Vettel in Baku

​Der Rückstand von Sebastian Vettel gegen die Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas und Lewis Hamilton wird grösser und grösser. Der vierfache Weltmeister aus Deutschland lässt sich nicht bange machen.

Der Blick in die WM-Tabelle erzeugt nicht nur bei Ferrari-Fans Kopfweh: Die Siegesserie von Mercedes-Benz mit vier Doppeltriumphen in Folge ringt uns zwar den grössten Respekt ab, aber für die Einschaltquoten ist sie reines Gift. Formel-1-CEO Chase Carey will den Fans eine gute Show bieten, Dauersieger sind öde.

Aus Perspektive der Ferrari-Fans stimmt der Blick ins Zwischenklassement nachdenklich: Valtteri Bottas mit 87 Punkten vorne, einen Punkt dahinter Lewis Hamilton, Sebastian Vettel kann nur 52 Zähler vorweisen. Anders gesagt: Selbst bei fünf Vettel-Siegen in Folge könnte er sich von einem regelmässig punktenden Bottas oder Hamilton nicht absetzen. Anders gesagt: Ferrari muss nicht nur schleunigst mit Gewinnen anfangen, sie müssen auch Doppelsiege einfahren, und ein wenig Schützenhilfe von Red Bull Racing-Honda gegen Mercedes könnte auch nicht schaden.

Sebastian Vettel glaubt fest daran, dass seine Mannschaft das Ruder noch herumreissen kann: «Das Auto war in Baku nicht schlecht. Schwierig war es hingegen, das beste Betriebsfenster der Reifen zu treffen. Am Anfang hatte ich keine Chance, das Tempo mitzugehen. Später dann, mit der mittelharten Mischung, lief das viel besser. Ich finde es generell kniffliger, die Arbeit mit den Walzen auf den Punkt zu bringen, und ich bin nicht der Einzige, der das findet.»

«Wenn ich auf die vergangenen GP-Wochenenden zurückblicke, dann merke ich, dass wir und Mercedes in den freien Trainings andere Programme fahren. Mercedes kann dann zur Quali mehr zulegen. Im Rennen sind wir vier Mal leer ausgegangen. Aber jedes Rennen ist wichtig, um den Wagen besser zu verstehen. (Sebastian beginnt zu lachen.) Die Fans denken sicher: ‘Da arbeiten so viele Leute bei Ferrari, da muss doch einer wissen, was zu machen ist!’ Aber das ändert sich wirklich von Runde zu Runde, und wir verstehen es manchmal selber nicht, wieso es in gewissen Phasen besser läuft und in anderen schwierig ist.»

«Wenn du zeitweise zwei Sekunden pro Runde langsamer bist, dann hat das nichts mehr mit den Qualitäten des Autos zu tun. Das geht alles auf die Reifen zurück. Wenn du Mühe hast, dann geht dir auch das Vertrauen ins Auto verloren, du findest keinen Rhythmus, ich hatte im ersten Teil des Rennens auch viele kleine Fahrfehler drin. Alles in allem war der dritte Platz okay. Als alles klappte mit den Reifen waren wir nicht unbedingt langsamer als Mercedes, aber eben auch nicht entscheidend schneller, um sie zu attackieren.»

«Ich habe selber gestaunt, wie gut es nach dem Neustart lief, ich fuhr sogar beste Rennrunden, ich konnte von Verstappen wegziehen. Aber nach einer Weile haben die Mercedes zum gewohnten Speed zurückgefunden, und letztlich waren wir nicht schnell genug. Der zweite Teil des Rennens hat wirklich Spass gemacht. Endlich war das richtige Fahrgefühl da, endlich fand ich einen Rhythmus, und dann bietet diese Piste einen schönen Fluss. Aber nach dem ersten Teil des Grand Prix lagen wir zu weit hinten, da hatten wir gute sieben Sekunden verloren. Danach lagen wir zwischen zwei und vier Sekunden hinten. Und zum Schluss bin ich vom Gas gegangen.»

«Ich bin nicht frustriert, aber klar sind die letzten vier Jahre nicht der Hit, wenn die Mercedes ständig so schnell sind. Auch wenn wir ihre Leistung respektieren müssen, die machen das schon gut. (Grinst.) Auch wenn es nach so vielen Jahren langsam ein wenig langweilig wird.»

«Es liegt an uns, mehr aus dem Wagen zu holen. Der Wagen ist wie ein Rubik’s Cube, wie dieser Zauberwürfel. Wenn wir die Teile richtig drehen, dann schaffen wir das. Wir können besser sein, und ich glaube fest daran, dass wir das packen. Ich glaube an Ferrari. Ich glaube daran, dass wir ein wirklich gutes Auto haben, wir müssen einfach alles aus dem Wagen holen. Dann kommt die Wende.»

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