Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Lewis Hamilton (2.): «Gegen Ferrari fahre ich anders»

Von Mathias Brunner
​Der fünffache Weltmeister Lewis Hamilton nach dem Grand Prix von Aserbaidschan: «Klar hätte ich lieber gewonnen hier in Baku, aber ich war gegen Bottas vorsichtig. Gegen einen Ferrari wäre ich anders gefahren.»

Lewis Hamilton jagte bis zum Schluss seinem zweiten Baku-Sieg hinterher, einem Triumph, der ihm vor einem Jahr in den Schoss gefallen war. Der Engländer ist Racer durch und durch, daher wusste er die feine Leistung seines Stallgefährten Valtteri Bottas zu schätzen. 2018 verlor der Finne den scheinbar sicheren Sieg wegen eines platten Reifens, nun ist alles gutgegangen, viele im Fahrerlager fanden am Sonntagabend in Baku – die Gerechtigkeit hat gewonnen. Hamilton war nicht allzu zerknirscht über die zweite Saison-Niederlage gegen Bottas.

«Ich habe wirklich alles versucht, aber Valtteri fuhr makellos, wie schon im Abschlusstraining, ein phantastisches Rennen, er hat den Sieg voll und ganz verdient. Ich hatte einfach kein Rezept gegen ihn. Du willst natürlich im Idealfall immer gewinnen, aber im Moment freue ich mich darüber, dass wir den vierten Doppelsieg in Folge eingefahren haben, was für ein Team-Ergebnis! So einen Start in die Saison habe ich noch nie erlebt.»

«Formel 1 ist Mannschaftssport. Wir haben noch nie einen solchen Saisonstart hingelegt, vier Doppelsieg hintereinander, der pure Wahnsinn. Das ist das Ergebnis von Mitarbeitern, die sich jeden Tag voll ihn ihren Job reinhängen und nonstop schuften. Wir schaffen es auch, trotz all dieser grandiosen Erfolge den Hunger zu behalten. Ich kann gar nicht genug betonen, wie stolz ich bin.»

«Von aussen hat das alles vielleicht nicht so spektakulär ausgesehen, aber ich habe bis zur Zielflagge nicht nachgelassen und das ganze Rennen lang attackiert. Genützt hat es nichts, dazu war Valtteri heute einfach zu gut.»

«Es gehört zum besten Saisonstart von Mercedes, dass wir auch als Fahrer gute Leistungen gezeigt haben. Valtteri fährt seit Beginn des Jahres nochmals auf einem höheren Niveau, er fühlt sich im Wagen sichtbar wohl, und das schlägt sich in den Ergebnissen nieder. Er hat den Grundstein zum Sieg mit einer besseren Leistung als ich in der Qualifikation gelegt.»

Hamilton wundert sich: «Während der virtuellen Safety-Car-Phase habe ich 2,5 Sekunden verloren. Das muss ich mir im Detail nochmals ansehen. Also musste ich das wieder aufholen. Ich muss da die Feinarbeit mit den Instrumenten verbessern, damit mir das nicht nochmals passiert.» Hintergrund: Die Fahrer erhalten Richtwerte auf ihren Bildschirm am Lenkrad eingespielt, und wenn sich der Pilot nicht exakt an diese Vorgaben hält, ist er zu nahe am Vordermann (was zu einer Strafe führen kann) oder verliert eben Zeit.

Zum Schluss des Rennens war zu sehen, wie Teamchef Toto Wolff am Kommandostand einen Knopf drückte. Hat der Wiener da den Befehl gegeben, die Positionen zu halten? Gab es eine Stallorder? «Nein», sagt Hamilton, «wir durften frei fahren. Den einzigen Befehl, unter dem wir fahren, lautet, sich nicht ins Auto zu fahren.»

Was erwartet Hamilton vom weiteren Verlauf der Saison? «Ferrari wird irgendwann da vorne auftauchen, da bin ich mir ganz sicher. Sie hätten hier in Baku eigentlich die Pole-Position rausfahren müssen, jeder weiss, was dann mit Leclerc passiert ist, und wenn Seb einen Windschatten gehabt hätte, dann wäre das auch anders gekommen. Aber letztlich geht es immer darum, aus einem Wochenende das Beste zu machen, und das ist uns nie so gelungen wie 2019.»

Hand aufs Herz: Hätte Hamilton gleich nach dem Start nicht härter gegen Bottas fahren müssen? «Wenn ich als Egoist denke, dann vielleicht schon, denn das waren die entscheidenden Sekunden. Aber hinter Valtteri und mir stehen so viele Mitarbeiter, wir müssen auch ans Team denken. Hätte ich mich vorbeigepresst, wäre das für mich gut gewesen, aber es ist durchaus denkbar, dass dies Valtteri gegen Ferrari einen Platz gekostet hätte. Wir müssen am gleichen Strang ziehen, also gab ich ihm genügend Raum im Zweikampf. Gegen einen Ferrari wäre ich anders gefahren.»

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