Formel 1: Ohrfeige für Gegner von Verstappen

Sebastian Vettel (Ferrari/2.): Ebenfalls Mauerkuss!

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel

Sebastian Vettel

​Hatten wir das nicht schon mal? Ferrari hat das schnellste Auto, aber die Spitze der Formel 1 leuchtet silbern. Sebastian Vettel sagt über die Vorkommnisse im Baku-Abschlusstraining: «Das ist jammerschade.»

Ist Ferrari im Abschlusstraining zum Grossen Preis von Aserbaidschan in Baku ein Opfer der Umstände geworden? Hat Mercedes Schwächen von Ferrari ausgenutzt und so die Pole gewissermassen abgestaubt? «Ich glaube nicht, dass abgestaubt das richtige Wort ist», findet Sebastian Vettel, «denn sie waren in der Quali richtig schnell unterwegs. Ich kam im Abschlusstraining nur schleppend auf Tempo, gegen Schluss lief es ein wenig besser.»

«Wir hatten heute ein extrem langes Abschlusstraining, die Sonne ging langsam unter, die Pistentemperatur brach zusammen, das machte die Arbeit mit den Reifen noch komplizierter als sonst. Du hast sehr sorgfältig einschätzen müssen, wie du die Reifen aufzuwärmen hast, dazu bist du ständig am Suchen, ob du nicht vielleicht einen Vordermann auftreiben kannst, der dir einen schönen Windschatten spendiert. Meine Runde war gut, aber aus dem Windschatten wurde nichts. Und so hat es eben für die Pole nicht gereicht.»

Was ist so ein Windschatten wert? Sebastian: «Drei Zehntel bis zu einer halben Sekunde!» Wir gucken kurz nach: Auf die Pole fehlten Seb knapp drei Zehntel. Vettel schränkt ein: «Nur Windschattensuchen geht auch nicht, denn wenn du im mittleren Pistenteil einem Gegner zu dicht folgst, dann verliest du mehr Zeit als du später mit einem Windschatten gutmachen kannst.»

«Aus Team-Sicht ist das alles heute jammerschade. Denn Charles war in den Trainings zuvor wirklich toll unterwegs, und wenn ich das besser hingekriegt hätte, so wäre eine erste Startreihe in Rot gewiss möglich gewesen. Mit fallenden Pistentemperaturen wurde die Arbeit mit den Reifen immer kniffliger, vielleicht habe ich die Walzen auch nicht optimal aufgewärmt, um die Pole holen zu können.»

«Klar hätte ich auch gerne zwei Ferrari im letzten Quali-Segment auf der Bahn gesehen, aber entscheidend war letztlich nicht ein Windschatten, sondern die Reifen ins beste Betriebsfenster zu bringen. Von den ganzen Autos, die nochmals auf die Bahn gingen, lag ich vorne, also hatte ich freie Bahn. Aber das bedeutet eben auch, dass ich keinen Windschatten hatte. Den grossen Unterschied aber haben die Reifen gemacht. Es ist ein wenig Lotterie, die beste Temperatur zu finden.»

«Ich fand es schwierig, mich an die wechselnden Bedingungen anzupassen. Die Haftung hat sich mit fallenden Temperaturen laufend verändert. Seltsamerweise haben sich die Verhältnisse ganz zum Schluss hin einigermassen stabilisiert, das hat es den Fahrern erlaubt, ihre Zeiten zu senken. Die letzte Runde war in Sachen Reifenverhalten die vielleicht konstanteste von allen.»

Leicht hätte auch für Vettel alles vorbei sein können. Er küsste am Eingang zur Altstadt die Mauer links, dies mit dem linken Hinterrad. Seb: «So genau kannst du das jeweils nicht kalkulieren. Ich hatte Glück, dass es beim Mauerkuss blieb, ich aber die Kontrolle übers Auto behalten konnte.»

«Ich bleibe fürs Rennen optimistisch, denn wir haben ein genügend schnelles Auto, um diesen Grand Prix gewinnen zu können.»

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