Kimi Räikkönen: «Dann sollen sie das Buch verbrennen»
Alles hat 2001 bei Sauber begonnen, nun schliesst sich der Kreis: Kimi Räikkönen fährt 2019 und 2020 erneut für den Schweizer Rennstall aus Hinwil, und wenn wir uns die Leistungen des inzwischen 39jährigen «Iceman» ansehen, sind wir nicht mal sicher, ob 2020 die letzte GP-Saison sein wird. Der gegenwärtige WM-Siebte geniesst seinen Formel-1-Herbst sichtlich und spricht vor dem ersten Training zum Grossen Preis von Aserbaidschan sogar über sein Privatleben.
Kimi, du hast ein Buch veröffentlicht, das in Finnland zum Bestseller geworden ist. Hat sich die Einstellung der Fans zuhause dadurch verändert?
Das ist schwer zu sagen, weil ich im Schnitt nur drei Wochen pro Jahr in Finnland verbringe. Unser Zuhause ist die Schweiz. Wenn ich nach Finnland reise, dann zu unserem Sommerhaus, das sehr abgelegen steht. Was mir hingegen in der Schweiz aufgefallen ist: Mehr Menschen kommen und fragen höflich nach einem Autogramm. Ich schätze, das liegt daran, dass ich wieder für das Schweizer Team fahre.
Fühlst du dich nach so langer Zeit ein wenig als Schweizer?
Das nicht, aber ich lebe seit 2001 in der Schweiz, es ist mehr mein Zuhause als Finnland. Wir fühlen uns in der Schweiz sehr gut aufgehoben. Was die finnischen Fans von den Formel-1-Fahrern denken, ist mir egal. Ich glaube sogar, dass sie einheimischen Piloten gegenüber eher kritischer eingestellt sind als in Bezug auf ausländische Fahrer. Ich schätze, das liegt daran, dass sie wütend sind, weil wir nichts Besonderes für sie tun.
Bedeutet es dir etwas, dass du einen Bestseller geschrieben hast?
Nein, das war nie das Ziel. Ich wollte die Dinge einfach so erzählen, wie ich sie erlebt habe. Klar höre ich von den Verkaufszahlen, nach und nach ist das Buch ja in verschiedenen Sprachen auf den Markt gekommen. Aber ich frage nicht nach, wie es mit dem Verkauf so läuft. Wenn die Leute das Buch mögen, dann freue ich mich darüber. Wenn sie es nicht mögen, dann sollen sie es verbrennen und wenigstens als Wärmequelle nutzen.
Reden deine Kinder eigentlich Finnisch?
Finnisch und Englisch. Unsere Tochter wird zwei, sie redet erst ein paar Worte. Robin spricht wahrscheinlich besser Englisch als Finnisch. Er ist jetzt im Kindergarten, aber es ist ein englischsprachiger Kindergarten. Ich glaube, wir werden in der Schweiz bleiben, und wenn er zur Schule kommt, wird es eine internationale Schule sein. Er wird auch so deutsch oder schweizerdeutsch lernen, wenn sie so klein sind, lernen sie das im Handumdrehen. Ich finde es gut, wenn die Kinder mehrsprachig aufwachsen, das ist viel leichter, als später eine Sprache zu lernen.
Wofür begeistert sich Robin?
Für Motocross. Er mag Autos, aber ich glaube, Bikes sind ihm lieber. Aber noch weiss keiner, wohin die Reise geht. An einem Tag mögen die Kinder dies, am nächsten Tag etwas ganz Anderes, das ändert ständig. Vielleicht setze ich ihn im kommenden Sommer mal in einen Go-Kart. In diesem Alter ist alles nur Spiel. Wenn rennmässig nichts daraus wird, macht das auch nichts.
Wie wirst du reagieren, wenn er eine Rennkarriere anstreben will?
Dann ist das auch in Ordnung. Wir werden unterstützen, was immer sie machen wollen. Von mir aus können sie auch Tänzer werden. Mir ist nur wichtig, dass sie Freude daran haben, was sie tun. Ich will, dass sie etwas Sinnvolles machen, das sie erfüllt. Ich will nicht, dass sie an Bahnhöfen herumhängen und dummes Zeug machen. Dann ist es mir lieber, sie bleiben zuhause und befassen sich mit Computerspielen.