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Mattia Binotto (Ferrari): Vettel musste Sprit sparen

Von Mathias Brunner
Mattia Binotto (rechts) in Baku am Ferrari-Kommandostand

Mattia Binotto (rechts) in Baku am Ferrari-Kommandostand

​Vierter WM-Lauf der Saison, vierte Niederlage von Ferrari. Teamchef Mattia Binotto redet Klartext: «Wir haben nicht das Beste aus unseren Möglichkeiten gemacht. Und Sebastian musste zum Schluss Sprit sparen.»

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Natürlich hatte der gewaltige Speed von Charles Leclerc am Samstag die Hoffnung genährt, dass Sebastian Vettel am Sonntag gegen die beiden Silberpfeile eine Siegchance haben würde und dass sich Charles Leclerc in die Nähe des Siegerpodests arbeiten kann. Aber die Tifosi wurden erneut enttäuscht: Vierter Doppelsieg für Mercedes-Benz, vierte Niederlage von Ferrari. Wüssten Sie sogleich, wann Ferrari und Vettel zum vorderhand letzten Mal gewonnen haben? Der letzte Ferrari-Sieg geht auf Oktober 2018 zurück, als Kimi Räikkönen in Texas gewann; der letzte Vettel-Sieg konnte Ende August 2018 gefeiert werden, als Sebastian auf dem Ardennenkurs von Spa-Francorchamps triumphierte.

Zurück in die Gegenwart nach Baku: Hat die Scuderia in Sachen Reifen-Strategie alles richtig gemacht? Ferrari-Teamchef Mattia Binotto antwortet: «Klar haben wir bei der Besprechung mit den Ingenieuren thematisiert, ob wir Charles früher hätten reinholen sollen oder nicht. Vielleicht ja. Es wäre aber Glücksspiel gewesen. Keiner wusste, ob seine weichen Reifen dann bis zur Zielflagge durchhalten würden. Ich glaube nicht, dass an unserer Reifenstrategie etwas falsch gewesen ist. Das gilt auch die Taktik mit Sebastian.»

Bei vielen Rennställen ist das Verhalten der Pirelli-Reifen ein Buch mit sieben Siegeln. Haben die grossen Schwierigkeiten beim Aufwärmen und Haushalten mit den Walzen vielleicht dazu geführt, dass die Verbesserungen am Ferrari nicht voll eingeschlagen haben? Binotto: «Das würde ich nicht sagen. Die Verbesserungen haben genau das getan, was wir uns von ihnen erwartet hatten. Die Arbeit mit den Reifen ist in diesem Jahr sehr knifflig. Das Betriebsfenster ist noch enger geworden. Aber das hat mit den Updates nichts zu tun.»

Ferrari war im Training bärenstark, im Rennen aber waren die Mercedes schneller. Wieso? Mattia Binotto: «Wir sollten nicht allzu viel auf Ergebnisse in den freien Trainings geben, wenn die Teams mit unterschiedlicher Spritlast und Motoreinstellung fahren. Gleichzeitig trauen wir uns zu sagen – unser Auto war schnell genug, um die Pole zu erringen. Das hat nicht geklappt. Im Rennen dann ist es grundlegend anders, ob du vorne liegst oder hinterherfährst. An der Spitze kannst du in frischer Luft das Tempo kontrollieren und viel besser mit den Reifen umgehen. Unser Speed wird also auch von der Position im Training kompromittiert.»

Die Teams tankten in Baku ihre Autos nicht randvoll. Denn es ist hier immer mit einer Safety-Car-Phase zu rechnen. Dann aber hatten wir lediglich eine virtuelle Gelbphase. Das führte hinter den Kulissen zu fieberhaften Berechnungen. Ergebnis gemäss Mattia Binotto: «Zum Schluss des Rennens musste Sebastian auf seinen Spritverbrauch achten und ein wenig Kraftstoff sparen, um ins Ziel zu kommen. Das machst du in den meisten Rennen, Seb tat das in der allerletzten Runde, die Anderen machten das vielleicht früher.»

Wie geht die WM weiter? «Mercedes ist sehr stark», meint Binotto, «und es ist richtig, dass wir im Winter in Barcelona sehr flott unterwegs waren. Wir konzentrieren uns darauf, das Beste aus dem Wagen zu holen. Wir wollen Stärken behalten und Schwächen ausmerzen. Wir müssen mehr aus den Reifen holen. Wir müssen fehlerfrei arbeiten. In Barcelona werden alle Rennställe Verbesserungen haben, das Kräfteverhältnis wird sich erneut verschieben.»

«Klar sieht es nicht gut aus, wenn wir nach vier Rennen noch ohne Sieg dastehen. Aber ich halte den Abstand zu Mercedes nicht für besorgniserregend. Die Ergebnisse der vier GP-Wochenenden haben nicht das korrekte Leistungsvermögen unseres Autos gezeigt.»

In Baku war auch Ferrari-Präsident John Elkann zu Gast. Der in New York geborene Konzernchef sagt: «Mercedes ist derzeit stärker und auch glücklicher als wir. Aber wir haben heute die beste Rennrunde gefahren. Ich sah ein Ferrari mit ungebrochenem Kampfgeist, das ist wichtig und gut, denn die Saison ist noch sehr lang. Forza Ferrari!»

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