Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Jacques Villeneuve: Leclerc ist schlecht für Ferrari

Von Adam Cooper
​Der Kanadier Jacques Villeneuve spricht aus, was viele denken. Der Weltmeister von 1997 findet: «Charles Leclerc ist schlecht für Ferrari.» Wie er elffache GP-Sieger seine Einschätzung begründet.

Viel Konfliktpotenzial bei Ferrari: Das Team hat in den letzten acht Monaten nur ein Rennen gewonnen, und der junge Charles Leclerc macht Team-Leader Sebastian Vettel Feuer unterm Hintern. Genau diese sieht Formel-1-Weltmeister Jacques Villeneuve mit Sorgenfalten.

Villeneuve behauptet: «Leclerc ist schlecht für Ferrari.» Der Satz erstaunt, doch der elffache GP-Sieger aus Kanada will das nicht als Kritik am jungen Monegassen missverstanden haben und begründet: «Wenn wir uns die Reaktionen der Fans anhören oder uns in entsprechenden Foren umsehen, dann wird klar – Leclerc kommt kaum unter Beschuss. Auch nicht nach seinem Quali-Crash in Baku. Stellt euch vor, Vettel hätte sich das in Aserbaidschan zuschulden kommen lassen. Er wäre von den Fans und in den Medien für den gleichen Fehler fertiggemacht worden.»

«Ich glaube, Leclerc ist schlecht für Ferrari, weil ich es in dieser Phase des Teams für einen Fehler halte, den jungen Charles neben Vettel zu setzen. Der Dreher von Seb in Bahrain kam aufgrund des Drucks wegen Leclerc zustande. Wir hatten die Stallorder in China. Dann schrottete Charles seinen Wagen in Baku, weil er zeigen wollte, dass er der schnellere Mann ist. Diese ganze Unruhe im Team ist schlecht für Ferrari.»

«Ich hoffe, die Italiener finden zu einer gewissen Ausgewogenheit. Denn eigentlich sollte Ferrari jenes Team sein, das Mercedes hinter sich lässt. Nun hat Mercedes vier Siege, Ferrari aber nur drei Podestränge vorzuweisen.»

Die Logik von Villeneuve: Leclerc war bereit für Ferrari, Ferrari war aber nicht bereit für Leclerc. Der 48jährige Québecois weiter: «Leclerc ist wirklich sauschnell, und ohne jeden Zweifel war er reif genug für den Schritt in ein Top-Team. Aber ich glaube nicht, dass Ferrari mit einer solchen Situation umgehen kann. Aus Sicht von Charles ist das alles prima. Er fährt für tollen Rennstall, und er kann zeigen, was wirklich in ihm steckt. Aber Ferrari hätte sich ansehen müssen, was mit Vettel früher passiert ist. Etwa dann, als der junge Ricciardo zu Red Bull Racing an seine Seite geholt wurde. Seb muss sich geborgen fühlen in einem Rennstall, und das erkenne ich in diesem Jahr nicht.»

«Es gab keinen Grund zur Eile bei Ferrari. Leclerc war unter Vertrag und wäre nicht verlorengegangen. Ich hätte ihn erst 2020 befördert und Kimi Räikkönen noch ein Jahr behalten. Alle im Team wären happy gewesen. Jetzt befindet sich alles in Unruhe.»

«Nochmals, damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich finde Leclerc herausragend, er ist ein grosses Talent und verdient eine solche Chance. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, was Ferrari hätte tun müssen, um ganz auf die Karte Vettel und den Titel zu setzen. Und wenn er nicht die richtige Geborgenheit spürt, dann hat Ferrari etwas falsch gemacht.»

«Das beste Beispiel ist Mercedes. Die hätten auch den Bottas gegen den jungen Ocon ersetzen können. Dann wäre Hamilton ähnlich unter Druck gekommen wie Vettel wegen Leclerc. Lewis hätte sich darauf konzentriert, den jungen Franzosen zu zerstören. Gegenüber Bottas jedoch spürt Hamilton Respekt, und obschon Valtteri nun zwei Mal gewonnen hat wie Lewis, sehe ich bei Hamilton keinen Groll. Mit Nico Rosberg war das früher ganz anders. Mercedes hat das richtig gemacht und operiert auch aus diesem Grund auf so hohem Niveau.»

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