Formel 1: Abschied in der Unterhose

Sebastian Vettel: «Klar kann ich Weltmeister werden»

Von Mathias Brunner
​Fast ein wenig trotzig hat Ferrari-Star Sebastian Vettel in Baku erklärt: «Klar kann ich Weltmeister werden.» Dazu muss Ferrari aber ab Barcelona die Arbeit mit den Reifen besser auf den Punkt bringen.

Viel Gegenwind für Sebastian Vettel: In Italien wird offen darüber gemutmasst, ob Ferrari nicht auf den falschen Fahrer setze, wo doch der junge Charles Leclerc immer wieder schneller sei als Team-Leader Vettel. Die Kritik wird nach vier Niederlagen 2019 gegen Mercedes nicht leiser. Vettel ist sein Belgien 2018 ohne Sieg, Ferrari hat letztmal mit Kimi Räikkönen in Texas gewonnen, im vergangenen Oktober.

Doch Sebastian Vettel glaubt fest daran, dass seine Mannschaft das Ruder herumreissen kann: «Das Auto war in Baku nicht schlecht. Schwierig war es hingegen, das beste Betriebsfenster der Reifen zu treffen. Am Anfang hatte ich keine Chance, das Tempo mitzugehen. Später dann, mit der mittelharten Mischung, lief das viel besser. Ich finde es generell kniffliger, die Arbeit mit den Walzen auf den Punkt zu bringen, und ich bin nicht der Einzige, der das findet. Aber ich bleibe davon überzeugt, dass wir die Wende schaffen.»

Bei vielen Rennställen ist das Verhalten der Pirelli-Reifen ein Buch mit sieben Siegeln. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto in Aserbaidschan: «Die Arbeit mit den Reifen ist in diesem Jahr sehr knifflig. Das Betriebsfenster ist noch enger geworden.»

Wenn die feine Balance zwischen Reifentemperatur und Reifendruck nicht stimmt, dann mangelt es an Haftung aus langsamen Kurven heraus. Wenn schnelle Kurven die Reifen durchwalken, ist Ferrari auf einmal da und fährt auf Augenhöhe mit Mercedes-Benz und Red Bull Racing. In Baku ergab sich eine seltene Kombination aus niedrigen Umgebungs- und Pistentemperaturen sowie aus dem Auskühlen der Walzen auf der langen Vollgaspassage zurück zu Start und Ziel. Der weichere Pirelli neigte zum Körnen und erholte sich nur langsam oder gar nicht. Daher fanden fast alle Fahrer – mit der mittelharten Mischung ging es besser.

Die Autos sind unterschiedlich anfällig auf die 2019er Pirelli. Haas-Teamchef Günther Steiner in Baku: «Wenn ich die Temperaturkurve der Reifen ansehe, dann muss ich gar nicht mehr in der Tabelle nachgucken, wo wir stehen. Pirelli hat die Konstruktion der Reifen geändert, die Lauffläche ist dünner geworden, die Hitze wird weniger nachhaltig gespeichert. Dazu kommt, dass wir die Reifen nicht mehr so aufheizen dürfen wie im letzten Jahr.»

«Wir wissen, dass wir bei Haas ein gutes Auto haben. Das hat sich bei den Wintertests in Barcelona gezeigt. Aber wenn die Reifen erst mal anfangen zu körnen, dann rutschen unserer Fahrer hilflos herum. Wenn die Walzen nach wenigen Runden in diese Phase gelangen, dann ist es schwierig bis unmöglich, da wieder rauszukommen. Alle haben Schwierigkeiten mit den 2019er Reifen. Einige Teams bekommen das besser hin, wir sind in diesem Bereich die Schlechtesten. Die Ausgangslage ist simpel: Wenn andere mit dem Pirelli umgehen können, dann muss das für uns auch möglich sein.»

Über den Unterschied zu Ferrari meint der Südtiroler: «Wir beziehen zwar die Aufhängung von Ferrari, aber dadurch lernst du nicht, wie du mit dem Reifen umgehen musst. Zudem ist der Ferrari ein aerodynamisch ganz anderes Auto.»

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