MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Neues Rätsel Racing-Raritäten: Der unbekannte Dritte

Von Mathias Brunner
​​Unser neues Rätsel «Racing-Raritäten» zeigt in dieser Woche den unbekannten Dritten. Wer ist hier am Lenkrad zu sehen? Wo und wann ist das Foto geschossen worden? Machen auch Sie mit!

Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir bekanntlich jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Die richtige Lösung vom letzten Mal: Der US-Amerikaner Al Unser jr. in einem Williams FW14 bei Testfahrten in Estoril Mitte November 1991.

Unter jenen Piloten aus Amerika, die das pure Talent für eine Formel-1-Karriere gehabt hätten, war auch Al Unser jr, Sohn des gleichnamigen IndyCar-Stars. «Little Al» erhielt Anfang der 90er Jahre von Frank Williams die Einladung, auf der portugiesischen Rennstrecke von Estoril einen Renner des Typs FW14 zu fahren.

Der IndyCar-Champion von 1990 und 1994 scherzt: «Ich durfte nur den alten Wagen fahren, sie hatten wohl Angst, dass ich im Auto mit aktiver Radaufhängung schneller sein würde als die Stammpiloten.»

Die Einladung wurde aufgrund des IndyCar-Titels von Al ausgesprochen, später gewann der junge Unser auch zwei Mal das Indy 500, 1992 und 1994. Zu diesem Zeitpunkt hätte er längst fester Bestandteil des Grand-Prix-Sports sein können, also was ist schiefgelaufen?

Zunächst einmal hatte Al Unser einen Formel-1-Renner noch nie aus der Nähe gesehen, und er kannte Estoril nicht. Darüber hinaus hatte die CART-Saison schon einen Monat zuvor geendet. Sein Gradmesser war Damon Hill, der aufgrund des damaligen Testreglements gewissermassen Tag und Nacht im Wagen sass.

Al Unser war schlecht vorbereitet, und es mangelte wohl auch an der richtigen Einstellung. Bald wurde klar, dass er nicht fit genug ist, um ein solches Auto am Limit zu bewegen. Unsers beste Zeit lag 1,5 Sekunden über jener von Riccardo Patrese. Auch wenn Unser in späteren Interviews behauptete, er sei der schnellere Mann gewesen. In einem Gespräch mit meinem Kollegen Gordon Kirby meinte Al: «Ich war enttäuscht und wütend. Frank Williams war immer sehr nett, und ich glaubte wirklich, dass ich eine Chance auf einen Formel-1-Platz hätte. Aber Patrick Head gab mir von Anfang an das Gefühl, mein Einsatz sei reinste Zeitverschwendung.»

Später sickerte durch, dass die Williams-Truppe vom Auftritt Unsers wenig beeindruckt war. Paul West arbeitete damals am Wagen von Patrese und erinnert sich an den Test mit diesen Worten: «Er war nicht fit genug. Nach dem ersten Tag mussten wir für Unser eine Nackenstütze basteln, weil er die Fliehkräfte in den Kurven nicht mehr aushielt. Er brauchte drei Tage, um sich an die Kohlefaserbremsen zu gewöhnen. Runde für Runde bremste er vor der ersten Kurve viel zu früh und musste dann nochmals aufs Gas.»

«Es ist wahr, dass Patrick Head wenig begeistert reagiert hat. Ich schätze, der ganze Test ist nur deshalb zustande gekommen, weil Bernie Ecclestone gerne einen US-Amerikaner in der Formel 1 gehabt hätte. Patrick kam erst am Ende des ersten Testtags in Portugal an, und die Aussagen der Mechaniker trübten seine Miene. Natürlich erfuhr er, dass Little Al körperlich nicht auf der Höhe war, zudem rauchte er auch noch in den Pausen! Er war einer meiner IndyCar-Helden, aber Fakt ist: Mit identischem Material lag er nach reichlich Runden eineinhalb Sekunden hinter Riccardo. Al hatte das gewisse Extra einfach nicht, das du für eine GP-Karriere brauchst.»

Der langjährige Williams-Ingenieur David Brown blickt zurück: «Ich weiss noch, wie er mit einem blütenreinen Overall daherkam und zwischen jedem Lauf eine Kippe verlangte. Und ich erinnere mich daran, dass seine Ehefrau dabei war und den Mechanikern schmutzige Witze erzählte. Aber ich bin schon der Meinung, dass er schnell genug gewesen wäre, mit ein wenig Übung. Er bremste mit dem linken Fuss, was bei uns unbekannt war. Daher hat er die Bremsen zum Überhitzen gebracht.»

Stimmt es, dass Patrick Head dem Besucher aus Amerika die kalte Schulter gezeigt hat? «Ja, schon», meint Brown. «Ich schätze, der Anblick eines Ami im glänzendem Anzug, mit einer Zigarette zwischen den Lippen auf einer Werkzeugkiste hockend, das entsprach nicht ganz Patricks Weltbild eines echten Racers.»

1992 sassen Nigel Mansell und Riccardo Patrese in den Williams und fuhren alles in Grund und Boden. Little Al kehrte in die USA zurück und gewann das Indy 500.

Zum neuen Rätsel: Als Tipp nur so viel – es handelt sich um einen Mann, der nie am Start eines Grand Prix stand. Wer ist hier an der Arbeit zu sehen? Wann und wo haben die Kollegen von LAT das Bild geschossen? Machen auch Sie mit!

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