Formel 1 ab 2021: Doch kein Einheits-Getriebe!
Die Getriebe-Innereien werden auch weiterhin von den Rennställen selber organisiert oder hergestellt
Die Formel 1 ist zu teuer, der Autoverband FIA will deshalb weitere Bauteile der Rennwagen vereinheitlichen. Die Denke in Paris: Teile, die nichts zur Leistungsfähigkeit eines Rennstalls beitragen, weil der technische Stand bei allen Teams ohnehin ungefähr der gleiche ist, die können getrost vereinheitlich werden. Solche Teile sind beispielsweise die Innereien der Getriebe. Kein Fan bekommt sie zu sehen, sie tragen nichts zum Spektakel Formel 1 bei, und die Technik ist bei den zehn GP-Teams schon heute ähnlich hochstehend. Also wollte die FIA ab 2021 vereinheitlichte Getriebe-Innereien einführen und hat im vergangenen Februar einen entsprechenden Anmeldeprozess eingeleitet. Spezialfirmen konnten sich bis 15. März bewerben, um das Innenleben der Getriebe für die F1-Renner zu liefern, und zwar für die vier Saisons 2021 bis 2014. Was hingegen bleiben sollte: das individuelle Getriebe-Gehäuse der Teams, an welchen die Radaufhängungen angebracht sind.
Die Umstellung für die Formel 1 wäre nicht brachial gewesen, denn schon heute teilen sich Firmen wie Xtrac, Ricardo, Drexler oder Hewland Aufträge aus der Königsklasse. Generell stellt Ferrari das Getriebe fürs eigene Team sowie für Alfa Romeo-Sauber und Haas. Mercedes steckt das eigene Getriebe in den Silberpfeil und ins Auto von Racing Point. Toro Rosso und Red Bull Racing verwenden die gleiche Kraftübertragung.
Die FIA hatte zuvor eine Ausschreibung in Gang gesetzt, um den Formel-1-Reifenausrüster zu finden, Pirelli erhielt den Zuschlag. Davor gab es ein Angebot für die Lieferung einer vereinheitlichen Steuereinheit (ECU), hier bekam McLaren Electronics den Auftrag.
Die FIA sagte im Februar: «Unser Ziel besteht darin, die Leistungsfähigkeit der Getriebe auf dem heutigen, hohen Stand zu halten, aber die Kosten erheblich zu senken. Das Getriebegehäuse wird jedoch weiter bei den Teams selber gebaut oder von einem anderen Team geliefert. Alle Innereien werden vereinheitlicht.» Der Autoverband sprach dabei von einer Getriebe-Kassette. Mittelfristig wird von den heutigen Achtganggetriebe umgestellt auf sieben Gänge.
Die FIA bestätigte in der Ausschreibung, dass die Getriebe-Innereien eine Laufzeit von 5000 Kilometern aushalten müssen. Zudem müssten die Firmen die Teile so auslegen, dass sie eine Leistungssteigerung von 15 Prozent verkraften, samt 41 zusätzlicher PS durch eine leistungsfähigere, kinetische Energierückgewinnung. Die FIA-Techniker gingen davon aus, dass die Getriebe-Kassetten rund 1,5 Kilogramm schwerer sein werden als die heute verwendeten Innereien. Die FIA sagte auch, dass sich die Firmen darauf gefasst machen müssen, dass der WM-Kalender dann aus 24 Rennen bestehen kann.
Generell haben vier Firmen auf die Ausschreibung reagiert, nur Xtrac hat das auch bestätigt.
Nun ist das alles vom Tisch!
Die FIA hat bestätigt: Es wird keine Getriebe-Kassetten geben. Der Motorsport-Weltrat hat sich in einer Abstimmung dafür ausgesprochen, dass die Rennställe beim Getriebe alle Freiheiten behalten.
Wieso? Die Erklärung der FIA: «Basierend auf Informationen von Lieferanten und Rennställen sind wir zum Schluss gekommen – diese Bauteile sind überaus komplex, Getriebe bleiben ein heikles Thema in Sachen Standfestigkeit. Wir suchen weiter nach Mitteln und Wegen die Kosten bei der Kraftübertragung zu senken, ohne allerdings auf einen Lieferanten für die Getriebe-Innereien zurückzugreifen.»
Anders formuliert: Die FIA wollte sich die Schmach ersparen, dass eine einzelne Firma diese Teile baut und reihenweise Autos stehenbleiben, weil die Teile in den fremden Gehäusen nicht wunschgemäss funktionieren.
Die FIA nimmt derzeit Bewerbungen für Alleinausrüster entgegen in den Bereichen Felgen, Bremssysteme, Benzinversorgung.