Ferrari-Junior Mick Schumacher in Monaco: Rang 11
Mick Schumacher hat auf der prestigeträchtigsten aller Grand-Prix-Strecken Lehrgeld bezahlt: Zunächst musste das Spritrennen mit der roten Flagge abgebrochen werden, dann brummten die FIA-Kommissare Tim Mayer (USA), José Abed (Mexiko), Mika Salo (Finnland) und Eric Barrabino (Monaco) dem Formel-3-Europameister zwei Strafen auf.. Die Nullrunde des Ferrari-Juniorfahrers bedeutete, dass der 20jährige Deutsche im Formel-2-Zwischenklassement auf Rang 14 zurückfiel.
Klar war Mick nicht besonders angetan: «Ein ungewöhnliches Rennen, in dem sehr viel passiert ist. Ich hatte keinen besonders guten Start, weil ich auf der noch feuchten Seite der Fahrbahn losbrausen musste. Mit dem Wagen war ich ganz zufrieden. Als ich zu Tatiana aufschloss, konnte ich bestimmt zwei Sekunden pro Runde schneller fahren, mir war klar, dass ich so bald als möglich an ihr vorbeigehen muss. Ich wusste, dass sie bei Rascasse immer ein wenig langsam ist, also hiess es jetzt oder nie. Ab diesem Punkt war mein Rennen kompromittiert. Das war nicht das Rennen, mit dem ich gerechnet hatte, aber das gehört eben zu einem so speziellen Kurs wie Monaco. Wir haben viele Runden zurückgelegt, ich fühle mich auf der Strecke und im Wagen wohl, nun will ich ein gutes Spritrennen zeigen.»
Gemäss Formel-2-Reglement wurde die Reihenfolge der ersten Acht aus dem Hauptrennen umgedreht, das bedeutete für den Sprintlauf (30 Runden oder 45 Minuten) – Pole-Position für GP3-Meister Anthoine Hubert vor dem Westschweizer Louis Delétraz, dann Artem Markelov, Guanyu Zhou, Dorian Boccolacci, Sérgio Sette Camara, Nobuharu Matsushita und Hauptrennsieger Nyck de Vries. Tabellenführer Nichols Latifi (nur noch einen Punkt vor de Vries) auf Startplatz 12, einen Rang vor Mick Schumacher.
Beim Start kam Hubert sehr gut weg, Schumacher verlor einen Platz an den jungen Alesi. Das machte Mick eine Runde später wieder gut, eine Zehnsekundenstrafe für den Inder Raghunathan bedeutete, dass Mick in Runde 3 als Zwölfter geführt wurde. Hubert souverän an der Spitze. Aufregung dann wegen Tatiana Calderón: Die Kolumbianerin rutschte in der Mirabeau geradeaus, nachdem sie die Lücke für Luca Ghiotto weit offengelassen hatte und er sie gnadenlos zur Seite stubste – Safety-Car!
Als das Feld wieder freigegeben wurde, behielt Renault-Junior Hubert überlegen die Führung, weiter hinten lernte Mick Schumacher fas Heck von Latifis Wagen auswendig. Gleichzeitig musste er aufpassen, um nicht vom aufsässigen Jack Aitken überrumpelt zu werden.
Formel-2-Rückkehrer Artem Markelov machte viel Druck auf den Chinesen Zhou im Kampf um Rang 3. Dann Wirbel in der Loews: Luca Ghiotto legte sich mit Raghunathan an, wieder Safety-Car-Phase! Der Italiener, immerhin Meisterschafts-Dritter, musste aufgeben. Bilder zeigten: Er hatte in Loews innen einen eher plumpen Angriff gewagt, in eine zugegeben sehr grosse Lücke, die sein Gegner offengelassen hatte, ein Rad blockierte, der Wagen von Ghiotto rutschte in den Gegner hinein, Aus für beide.
Luca am Funk: «Das ist ein Idiot.» Aber GP-Sieger Johnny Herbert findet: «Der Angriff kam von ziemlich weit hinten, und die Lücke ging irgendwann zu, die Attacke war überoptimistisch.»
Wo war Schumacher? Noch immer Zwölfter, hinter Nicholas Latifi. Der Niederländer Nick de Vries, Sieger am Freitag, kam auch nicht vorwärts – Neunter hinter dem Brasilianer Sette Camara. Zur Erinnerung: Im Sprintrennen gibt es nur für die ersten acht Fahrer Punkte, dazu noch zwei Zähler für die beste Rennrunde. Mick musste also noch drei Ränge vorrücken, um mindestens einen Punkt aus Monaco nach Hause zu nehmen.
Auf der Start/Ziel-Geraden rollte der Schweizer Ralph Boschung aus: «Ich verliere Motorleistung», keuchte er am Funk. Das brachte in Runde 10 de Vries, Latifi und Schumacher alle einen Rang nach vorne. Die flinken Monaco-Streckenposten schoben den Wagen Boschungs zur Seite.
BWT-Arden-Fahrer Hubert hielt die Führung mit kühlem Kopf, scheinbar völlig unbeeindruckt vom Westschweizer Louis Delétraz dahinter. Weiter hinten schaffte Nick de Vries ein wichtiges Überholmanöver: Er quetschte sich an Nikita Mazepin vorbei, war nun Siebter, damit theoretisch neuer Tabellen-Leader vor Latifi.
Dann rammte Sean Geleael den vor ihm fahrenden Alesi zur Seite, der Wagen von Giuliano blieb in der Hafenschikane stehen. Alesi schäumte: «Er ist mir einfach ins Heck gefahren, schon oben in der Loews.» Wir würden Gelael nicht als Blindonesier bezeichen, aber die Rennkommissare fanden – Durchfahrtstrafe wegen des Auslösens einer Kollision. Johnny Herbert: «Eine sehr angemessene Strafe.»
An der Box liess sich die Calderón die Hand mit Eis kühlen – sie hatte sich vom Rückschlag des Lenkrads wehgetan. Weiter unten holte sich Gelael frische Reifen ab, während Alesi entlang der Yachten zu Fuss zur Box zurückkehrte. Der Sohn de GP-Piloten Jean Alesi erlebt eine jämmerliche Saison und ist punkteloser Drittletzter.
Delétraz erhöhte zum Schluss des Rennens den Druck, noch blieb Hubert vorne. Es wurde aber klar: Der Schweizer kann schneller fahren als der führende Franzose. Hubert fuhr jetzt ständig Kampflinie, um vorne zu bleiben, Delétraz blieb dran. Bei der Fahrt Richtung Zielflagge zog Delétraz fast auf gleiche Höhe, aber es reichte nicht – erster Formel-2-Sieg für den jungen Hubert, mir rund einer Zehntelsekunde Vorsprung!
Mick Schumacher konnte keinen Platz mehr gutmachen, Nicholas Latifi hat seine Tabellenführung an de Vries abgeben müssen.
Mick fasst zusammen: «Offensichtlich nicht das beste Wochenende für uns. Wir wussten schon, dass es sehr schwierig werden würde, von unserem Startplatz vorzurücken. Gewiss hatte ich mir mehr erwartet, auf der anderen Seite habe ich viel gelernt. Wenn ich mir unser Tempo anschaue, dann bin ich recht zufrieden und zuversichtlich. Wir waren schnell, auch wenn die Ergebnisse das nicht zeigen. Das müssen wir zum nächsten Lauf mitnehmen.»
Der nächste Lauf: Ende Juni in Le Castellet (Circuit Paul Ricard).