Formel 1: Böser Verdacht gegen Red Bull Racing

Ferrari und Sebastian Vettel – FIA: So geht’s weiter

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel und Lewis Hamilton nach dem Kanada-GP

Sebastian Vettel und Lewis Hamilton nach dem Kanada-GP

​Ferrari pocht auf das so genannte Recht auf Revision. Die Italiener wollen die Fünfsekundenstrafe für Sebastian Vettel im Kanada-GP nicht akzeptieren. So geht es in diesem Fall nun weiter.

Am Montagmorgen nach dem Grossen Preis von Kanada war endgültig klar, wie Ferrari die Strafe für Sebastian Vettel und die Rückversetzung auf Rang 2 sieht: In Maranello wurde jene Flagge gehisst, die bei einem Sieg der Roten gezeigt wird. Letztlich verzichtete Ferrari-Teamchef Mattia Binotto auf einen Protest gegen das umstrittene Urteil von Montreal. Aber das heisst noch lange nicht, dass Ferrari alles auf sich beruhen lässt, im Gegenteil.

Am späten Montagnachmittag (17. Juni) hat Ferrari die FIA formell dazu aufgefordert, den Fall nochmals aufzurollen. Das Reglement lässt hier eine Hintertür offen, selbst über die Einsprachefrist hinaus. Es geht um so genannte «Recht auf Revision», das selten angewandt wird. Im Sportgesetz ist unter Artikel 14.1.1 verankert, dass «bei neuer Sachlage die betreffenden Rennkommissare nochmals zusammenkommen müssen, um relevante Aussagen anzuhören». Dies kann bis 14 Tage nach dem Vorfall passieren, will heissen bis zum 23. Juni (Renntag in Le Castellet).

Die logische Frage: Welche neuen Erkenntnisse will Ferrari vorlegen? Die Italiener äussern sich dazu nicht. Wegen der heiklen Sachlage, so die Antwort auf unsere Frage, werde vor den Gesprächen mit der FIA nichts preisgegeben.

Naheliegend wären – Ferrari wird mit Hilfe von Daten aus GPS und des Rennwagens sowie mit Zeugenaussagen bekräftigen, dass es für Sebastian Vettel keine andere Möglichkeit gab, auf die Bahn zurückzukehren. Wichtig ist hier: Die Strafe innerhalb des Kanada-GP basiert auf einer Einschätzung der Rennkommissare Gerd Ennser (Deutschland), Mathieu Remmerie (Belgien), Emanuele Pirro (Italien) und Mike Kaerne (Kanada); kein Vertreter von Ferrari wurde dazu angehört.

Ferrari wird argumentieren, dass Vettel seinem Rivalen Hamilton genügend Raum liess und dass der Engländer von der Rückkehr Vettels auf die Rennpiste nicht überrascht werden konnte, der Brite sass letztlich erste Reihe Mitte.

Ferrari wird ebenfalls ins Feld führen, dass Hamilton keine andere Linie fahren musste als in jeder anderen Runde in dieser Passage.

Der nächste Schritt: Die FIA muss darüber befinden, ob Ferrari genügend Beweise zusammengetragen hat, um den Fall eingehender zu beleuchten. Falls der Autoverband zu dieser Einschätzung gelangt, werden entweder die vier besagten Rennkommissare nochmals zusammengerufen oder (falls einer oder mehrere davon unabkömmlich sind) entsprechende Vertreter. Sie prüfen dann die Beweise von Ferrari und würden das erste Urteil aus Montreal bekräftigen oder kippen.

Die Kommissare haben jedoch auch das Recht, die Strafe zu verschärfen – falls sie der Ansicht sind, die ganze Sache sei Zeitvergeudung gewesen.

Schwer vorstellbar, dass Ferrari bei der Revision Recht erhält. Die Aufhebung der Kanada-Strafe von Sebastian Vettel würde die Glaubwürdigkeit der Rennkommissare untergraben.

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