Strafe Sebastian Vettel: Das sagen die FIA-Kommissare
Nach dem Grossen Preis von Kanada finden die meisten Fans und Fachleute: Die Fünfsekundenstrafe gegen Sebastian Vettel war mindestens sehr streng, wenn nicht unangemessen. Formel-1-Champions wie Mario Andretti oder Nigel Mansell sprachen vielen Fans aus der Seele: «Das ist Rennsport, lasst die Piloten fahren!» Sie sprachen gar von einer Schande.
Die fünf Sekunden wurden in Montreal von den vier FIA-Kommissaren Emanuele Pirro (Italien), Gernd Ennser (Deutschland), Mathieu Remmerie (Belgien) und Mike Kaerne (Kanada) ausgesprochen. Drei der vier haben sich inzwischen zu Wort gemeldet, sie verstehen den ganzen Wirbel nicht ganz.
Der fünffache Le-Mans-Sieger Pirro sagt: «Ich habe sehr viel Kritik und auch Beschimpfungen einstecken müssen, aber zum Glück gab es auch Unterstützung. Es schmerzt mich allerdings, wenn ich die Worte von grossen Fahrern wie Andretti oder Mansell sehe.»
«Wir müssen aber auch sehen: Sie stammen aus einer anderen Epoche des Motorsports. Die Welt hat sich verändert, und der Rennsport hat sich ebenfalls verändert. Wir haben unermüdlich an mehr Sicherheit im Sport gearbeitet, und dazu gehört eben auch, wie ein Rennen unserer Ansicht nach ablaufen sollte. Als Formel-1-Fan, als Rennsportanhänger, als Tifoso bin ich auch unglücklich, wie das alles geendet hat. Aber die Integrität des Sports muss über allem stehen.»
Gerd Ennser meint: «Der Fünfsekunden-Zeitzuschlag für Sebastian Vettel ist die geringste Strafe, die für solch ein Vergehen ausgesprochen werden kann. Möglich wären noch härtere Sanktionen wie 10 beziehungsweise 20 Sekunden oder eine Stop-and-Go-Strafe gewesen», so Ennser gegenüber der Kleinen Zeitung. Dass Vettel im Parc fermé noch rasch die Positionstafeln umstellt und anschliessend dem Sport tüchtig an den Karren fuhr, nahm Ennser zur Kenntnis. «Uns wurden diese Vorfälle mitgeteilt. Wir waren der Meinung, wegen der hohen Emotionen und dem grossen Druck, unter dem Vettel stand, keine weiteren Strafen verhängen zu müssen.»
Der Belgier Mathieu Remmerie sagt gegenüber der belgischen Nachrichtenagentur Sporza: «Die Regeln sind nun mal wie sie sind, und wir sind dazu da, sie umzusetzen. Natürlich ist eine Diskussion über die Auslegung einer Situation immer erlaubt. Als Rennenthusiast will ich auch ein Duell bis ins Ziel sehen. Gehen manche Regeln zu weit? Vielleicht ja.»
«Ehrlich gesagt war ich ein wenig schockiert darüber, wie heftig die Reaktion auf unser Urteil ausgefallen ist. Aber vermutlich wird es über gewisse Entscheidungen immer Wirbel geben.»