Günther Steiner: «Magnussen und Grosjean frustrieren»
Kevin Magnussen und Günther Steiner
Günther, wir haben uns in Silverstone lange über den Wirbel um Sponsor Rich Energy unterhalten. Wo stehen wir da zwei Wochen später?
Wir stehen noch immer am gleichen Punkt. Und der bedeutet: Wir müssen von ihnen hören, wie es weitergehen soll. Ich weiss nicht, was intern dort passiert. Ich will das auch gar nicht wissen, und ich muss es auch nicht. Was da die verschiedenen Aktionäre untereinander ausfechten, das ist nicht unsere Angelegenheit, und das sind rechtliche Belange. Ich kann nur so viel sagen: Wir müssen von ihnen vor der Sommerpause eine Antwort erhalten. Das ist eine Frist, die rechtlich bindend ist. An die halten wir uns. Alles liegt derzeit in den Händen von Anwälten.
Schuldet euch Rich Energy Geld?
Bislang nicht. Wir sind da im grünen Bereich, ohne auf Zahlen oder Zahlungsfristen eingehen zu dürfen.
Wie wollt ihr verhindern, dass eure Fahrer sich gegenseitig ins Auto fahren, so wie zuletzt in England?
Ich weiss es nicht. Ich schätze, meine Worte nach Silverstone waren deutsch und deutlich. Aber das waren sie schon damals in Spanien. Ich ärgere mich noch immer über England. Es ist für alle offensichtlich, dass wir in dieser Saison vorwiegend wegen der Reifen unsere liebe Mühe haben. Da macht es mich wild, wenn Fahrer Gelegenheiten in Grands Prix wegwerfen, in welchen wir punkten könnten. Unsere Dauerläufe in England vom Freitag waren vielversprechend. Klar kann ich nicht behaupten, dass wir in Silverstone in die Top-Ten gefahren wären, aber die Chance dazu war gegeben, und wir haben sie weggeworfen.
Wir sind derzeit Neunte im Zwischenklassement. Das entspricht nicht unseren Möglichkeiten. Wir haben nicht das zweitschlechteste Auto. Wir haben diese starken Wellenbewegungen, mit enormem Auf und Ab. Da geht es einfach nicht, dass du Punkte verschleuderst, wenn du mal ein Auf-Rennen hast. Das ist frustrierend.
Die Fahrer müssen verstehen, wo wir stehen. Sie haben nicht mich im Stich gelassen, sie haben das Team im Stich gelassen. Was wir nach dem Spanien-GP besprochen hatten, das schien vergessen zu sein.
Ihr versucht hier erneut an einem Wagen eine Abstimmung wie beim Saisonbeginn in Melbourne, am anderen Auto ein Set-up wie bei den jüngsten Rennwochenenden. Das habt ihr schon in England getan. Waren die Ergebnisse nicht aussagekräftig?
Nein, das Problem war, dass unsere Autos schon nach kurzer Zeit aus dem Rennen waren. Wir wollten Ergebnisse von zwei Autos über eine volle Renndistanz von 52 Runden, dies war nicht möglich, weil wir die Kollision hatten. Also machen wir das hier in Hockenheim nochmals. Die Daten aus dem freien Training reichen nicht, ich will Erkenntnisse aus dem Rennen, mit Hauptaugenmerk Reifen-Management.
Wird Haas mit diesen beiden Fahrern weitermachen?
Ich weiss es nicht. Wir entscheiden das nach der Sommerpause. Aber ich weiss jetzt schon, was passieren wird. In Belgien kommt ihr alle her und fragt: ‘Was ist denn nun mit den Piloten?’ Und ich werde sagen: ‘Wir nähern uns einer Lösung, aber wir sind noch nicht ganz fertig damit.’
Wäre der junge Pietro Fittipaldi bereit, um Grands Prix zu fahren?
Er hat keine Superlizenz, das ist ein Problem, das auch andere Teams mit jungen Fahrern haben. Das hat die FIA auch erkannt und beschlossen: Es kann Superlizenzpunkte geben für Einsätze im freien Freitagtraining, da fehlen Pietro noch vier Punkte. Aber bei uns gibt es noch ein weiteres Problem: Aufgrund dieser schwankenden Konkurrenzfähigkeit ist es besser, am Freitag die Stammfahrer im Auto zu haben.
Wärt ihr denn Willens, in Sachen Stammfahrer auf einen jungen Piloten zu setzen?
Das ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden. McLaren hat 2019 auf einen Jungen gesetzt, und Lando Norris zeigt hervorragende Ergebnisse. Wir müssten uns das gut überlegen.
Es scheint, dass wir schon ab Samstag Regen haben hier in Hockenheim. Ist das gut oder schlecht für euch?
Ich mag keine Regenrennen, weil das immer Lotterie ist. Und wir haben derzeit nicht viel Glück. Aber wir hatten schon eine Weile kein Regenrennen mehr, und das Wetter ist für alle gleich. Ich höre auch, dass es am Samstag nicht mehr so heiss sein wird wie heute. Mal schauen.