Dämpfer für neue GP-Teams: Nichts Ernsthaftes
Das machte am 3. Oktober Schlagzeilen: Die Investment-Firma Monaco Increase Management (MIM) gab eine Mitteilung heraus, wonach sie 2021 mit einem neuen Grand-Prix-Rennstall in der Formel 1 mitmitmischen wolle – als Fahrer seien vorgesehen der Deutsche Pascal Wehrlein (derzeit in der Formel E und Simulatorfahrer von Ferrari) sowie der Spanier Álex Palou, der 2019 in der japanischen Super Formula engagiert ist. Beide Fahrer stehen bei MIM unter Vertrag. Hinter dem MIM-Projekt stehen der spanische Rennstallbesitzer Adrián Campos und der italienische Unternehmer Salvatore Gandolfo.
Die MIM-Gruppe berichtete von Treffen mit Formel-1-CEO Chase Carey im Rahmen des Spanien-GP Mitte Mai, dazu von Sitzungen mit Formel-1-Sportchef Ross Brawn am 15. Mai und 31. Juli.
Campos, der 1987 und 1988 für das Minardi-Team (heute Toro Rosso) Grands Prix gefahren hat, gründete später Campos Grand Prix. Ein Formel-1-Einstieg mit diesem Rennstall scheiterte, daraus wurde das Hispania Racing F1 Team, das ab Bahrain 2010 im GP-Sport antrat, Ende 2012 aber pleite war. Gandolfo leitet eine Firma für intelligente Kleidungsstücke.
Seit Juli 2019 befassen sich gemäss MIM Fachleute mit Studien für 2021, es laufen angeblich Verhandlungen mit bestehenden Rennställen und Motorherstellern für Partnerschaften ab 2021. Es wurde nicht präzisiert, wie die aussehen sollen.
Es ist nicht der einzige Plan für den Aufbau eines neuen GP-Teams. In Sotschi machte – nicht zum ersten Mal – die Runde, der russische Milliardär Boris Rotenberg wolle seine Firma SMP Racing in den GP-Sport führen. Dmitri Mazepin (steinreicher Vater von Formel-2-Fahrer Nikita Mazepin) wollte das Force-India-Team kaufen, blitzte aber ab. Der russische Industrie-Minister Denis Manturov gegenüber der Nachrichtenagentur Ria Novosti: «Wir sind nicht weit von einem russischen Formel-1-Team entfernt.» Rotenberg, Besitzer der SMP Bank, blieb vage: «Alles ist möglich.»
Nun haben all diese Projekte auf einen Schlag an Glaubwürdigkeit verloren. Denn «Formula One Management» (FOM) teilt mit: «Nachdem verschiedene Einheiten in den vergangenen Tagen ihre Absicht angedeutet haben, an der Formel-1-WM 2021 teilzunehmen, können wir Folgendes bestätigen: Während wir ihr Interesse zu schätzen wissen, gibt es keine ernsthaften Diskussionen mit Personen oder Firmen über die Zulassung eines neuen Rennstalls.»
Zur Erinnerung: Potenziellen Neulingen wird seitens des Autoverbands FIA und von FOM genau auf die Finger geschaut. Nicht nur, dass in Paris 20 Millionen Dollar Kaution hinterlegt werden müssen, sondern ein neues Team muss auch einen Geschäftsplan für fünf Jahre präsentieren, der überzeugen kann. Der Autoverband will auf diese Weise Finanzjongleure, Wichtigtuer, Schaumschläger und Abenteurer abschrecken.
FIA-Präsident Jean Todt sagte zum Thema neue Rennställe: «Wenn wir glauben, dass die Zeit dazu reif ist, dann werden wir zwei zusätzliche Plätze ausschreiben. Wir möchten eigentlich wieder auf zwölf Rennställe kommen. Wenn ein grosser Hersteller einsteigen will, dann fällt die Prüfung leichter. Wenn ein unabhängiges Team kommen möchte, dann schauen wir uns das ein wenig genauer an.»
Formel-1-Sportchef Ross Brawn Ende August: «Eine überraschende Anzahl Teams zeigen Interesse an einem F1-Einstieg. Wir haben diesen Rennställen gesagt: ‚Lasst uns doch erst einmal diese neuen Regeln einführen und sicherstellen, dass diese gut funktionieren, bevor wir neue Teilnehmer suchen.’ Wir sollten sicherstellen, dass neue Teilnehmer wirklich etwas zur Show beitragen. Und wir müssen aus der Vergangenheit lernen. Einige dieser kleinen Teams, die neu eingestiegen sind, kamen und gingen wieder, ohne wirklich etwas zur Formel 1 beizutragen. Ich denke deshalb, dass wir erst eine stabile Situation mit den 2021er-Regeln schaffen müssen, bevor wir prüfen, ob es eine neue Möglichkeit für Neueinsteiger gibt.»