Cyril Abiteboul (Renault): Von Teamchefs genervt
Cyril Abiteboul (rechts) regt sich über seine Kollegen auf
Wir haben das in der Saison 2019 immer und immer wieder erlebt: Die Fahrer der drei Top-Teams Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing-Honda haben gemessen am Mittelfeld einen erheblichen Speed-Vorteil; der Vorteil ist genau genommen so gross, dass die Fahrer dieser Rennställe in der Qualifikation trotz Verwendung härterer Reifen ins letzte Quali-Segment vorstossen.
Schon einige Male war unter den Teamchefs die Rede davon, die Reifenregeln zu ändern. Heute schreibt das Reglement vor: Ins Rennen geht ein Pilot mit jenen Walzen, mit welchen er im zweiten Quali-Teil seine schnellste Runde gefahren hat.
Dass die Fahrer der besten drei Rennställe hier oft mittelharte Pirelli verwenden können, ist von strategischem Vorteil: Sie können im ersten Rennteil dank haltbarerer Reifen länger auf der Bahn bleiben.
Die Piloten auf den Rängen 7 bis 10 müssen normalerweise weiche Reifen benutzen, um Quali 2 zu überstehen, damit sind sie aber gegen die Piloten hinter ihnen im Nachteil, denn jene können ab Quali-Platz 11 die Reifen frei wählen.
Ein Beispiel: Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg von Renault gingen beim WM-Finale von Abu Dhabi von den Starträngen 8 und 10 ins Rennen, wurde dann aber von Sergio Pérez (Racing Point) und Daniil Kvyat (Toro Rosso) überholt, die dank einer besseren Strategie vorrückten.
Die Diskussion über die Reifenregel zog sich so lange hin, bis die Frist vom 30. April verstrichen war. Bis Ende April 2019 hätte die Regel gemäss Mehrheitsentscheidung gekippt werden können. Nach dem 30. April jedoch sind für Änderungen des Sportreglements die Stimmen aller zehn Teamchef notwendig.
Cyril Abiteboul von Renault regt sich auf: «Wir haben zuletzt in Abu Dhabi erlebt, wie wir von einer dummen Regel gezwungen werden, auf weichen Reifen loszufahren. Damit sind wir im Kampf gegen unsere direkten Gegner im Nachteil. Die Teamchefs waren sich eigentlich einig, diese Regel über Bord zu werfen. Aber als es um die Abstimmung ging, machten Einige einen Rückzieher. Ich bin voll genervt.»
«Es gab Gegenwehr von Top-Teams und ihren Junior-Rennställen, weil sich die besten Rennställe absichern wollten. Dabei bräuchten sie das gar nicht, aber sie wollen das halt als zusätzlichen Schutz. In der Mitte sind Teams wie wir oder McLaren, die ohne Lobby-Partner sind, dann im Nachteil.»
«Gewiss, wir haben diese Situation schon zu unseren Gunsten nutzen können, als wir selber ausserhalb der Top-Ten gestartet sind, in Mexiko oder Japan etwa. Aber ich bin nicht der Ansicht, dass eine Regel behalten werden soll, nur weil wir ab und an davon profitieren. Es ist eine sinnfreie Regel, sie muss weg. Aber keiner tut was dagegen.»