Formel 1 in Interlagos: Künftig mehr Platz
Die Rennstrecke in Interlagos wurde 1938 als Projekt zur Stadtentwicklung unter dem Namen Interlagos eröffnet und 47 Jahre später in Autodromo José Carlos Pace umgetauft. Von 1973 bis 1980 wurde auf ihr der Grosse Preis von Brasilien ausgetragen, bevor der Formel-1-Zirkus für die folgenden neun Jahre nach Rio de Janeiro auswich.
Um die Formel 1 zurück zu gewinnen, wurde die ganze Anlage 1989 umfassend renoviert und die Strecke von 7,874 km auf 4,325 km verkürzt. Danach entsprach der brasilianische Rundkurs den Anforderungen der damaligen Formel-1-Renner wieder, deshalb kehre die Königsklasse des Motorsports 1990 auch wieder zurück. Damit der Rundkurs in Sao Paulo auch in Zukunft die höchste Motorsport-Klasse der Welt beherbergen kann, sind weitere Umbauten nötig, denn die technische Entwicklung sorgt für einen grösseren Platzbedarf.
Deshalb soll das Unternehmen «Interpub» von Tamas Rohonyi die 23 Boxen und das 3960 Quadratmeter grosse Fahrerlager um vier Boxen erweitern. Claudia Ito, Generaldirektorin des Rundkurses von Inmterlagos, beschreibt die bisher vorgenommenen Baumassnahmen: «Wir haben nicht nur die Boxengasseneinfahrt überarbeitet, sondern auch einen neuen Asphalt verlegt. Das war nur mit der finanziellen Hilfe des Tourismus-Ministeriums möglich. Wir haben die Strecke aber auch sicherer gemacht und zum Beispiel die Auslaufzonen nach der Senna-S-Passage vergrössert, sodass die Fahrer ihr Auto wieder unter Kontrolle bringen und auf die Strecke zurückkehren können.»
Freudig fügt die Chefin der brasilianischen Rennstrecke an: «Die verschiedenen Entscheidungsträger haben die nötigen Finanzen zugesichert und nun ist alles bereit. Aus Kostengründen haben wir entschieden, die Boxen an der bisherigen Stelle zu belassen. Der Kontrollturm wird abgerissen und durch einen neuen ersetzt. Dabei wird der Platz vor den Boxen besser genutzt, sodass der Innenraum grösser ausfällt.»
Die umgebaute Anlage wird vier zusätzliche Boxen und ein rund 40000 Quadratmeter grosses Fahrerlager beherbergen. Die einzelnen Boxen werden höher und länger, denn das Fahrerlager wächst ja. Auf der anderen Seite werden die mit Klimaanlagen ausgestatteten Gebäude stehen, in denen die Küche und die Büros der Teams sein werden.
Ito verrät: «Ein Umzug an die anderen Seite der Strecke wäre doppelt so teuer geworden und wir hätten den Charme des legendären Fahrerlagers verloren. Das entspricht nicht der Grundidee, die vorsieht, dass die Legende bewahrt und am Leben gehalten werden muss. Im neuen Fahrerlager kann auch der Paddock Club neu organisiert werden. Wie das Fahrerlager wird der Paddock Club vollständig überdacht sein. Auch der Presseraum wird neu organisiert. Er wird sich in der nähe der Boxen und der Photographen-Plätze befinden.»
Schon im Dezember könnten die Bauarbeiten losgehen, wie Ito bestätigt: «Entweder in diesem oder dann gleich zu Beginn des nächsten Jahres werden wir starten.
Mit Blick auf den diesjährigen GP sind die Aussichten nicht ganz so schön. Ito gesteht: «Ehrlich gesagt sind wir wie jeder andere GP, es ist nicht einfach, die Tickets in Brasilien los zu werden. Einerseits ist die wirtschaftliche Lage in diesem Jahr nicht so rosig, andererseits hat sich das ganze Land bei der Fussball-WM verausgabt und auch die Wahlen waren ein grosses Thema. Jetzt realisieren alle, dass der GP ansteht. Wir wollen realistisch bleiben und hoffen auf 60.000 verkaufte Tickets. Die Launen der Zuschauer sind wie das Wetter hier: Sehr unvorhersehbar.»
Ito erklärt: «Die meisten Zuschauer kommen in letzter Minute, und das können sie auch, denn ein Grossteil ist in Sao Paulo selbst zuhause. Aber vier Prozent stammen aus ganz Brasilien. Dann gibt es auch viele Argentinier, Kolumbianer, Leute aus Uruguay und Europa, die sich das Rennen live anschauen.» Auf neue Sponsoren angesprochen, erklärte sie: «Einer unserer früherer Sponsoren, die Banco do Brasil, hat ihr Sponsoring 2010 aufgegeben und ist nun wieder zurück, indem sie den künftigen Sauber-Piloten Felipe Nasr unterstützt. Das freut uns natürlich sehr.»
Auch über das unbeständige Wetter spricht die Geschäftsführerin der Traditionsstrecke. Sie erinnert sich: «In den letzten Jahren war es am Ende immer nass… 2013 fand nur das Rennen auf trockener Piste statt, in allen Trainings regnete es. 2012, 2009 und 2010 regnete es im Rennen. In der Saison 2009 verspätete sich das Qualifying um eine Stunde wegen des Wetters. 2008 musste der Rennstart um zehn Minuten verschoben werden, weil kurz vor der Aufwärmrunde ein Sturm tobte. Lewis Hamilton überholte in jenem GP auf Intermediates-Reifen Timo Glock und sicherte sich so den Titel in einem dramatischen Finale. Wir sind also auf alles vorbereitet.»
Das Kernteam der Organisatoren ist in Interlagos über die Jahre sehr stabil geblieben. Ito erklärt: «Wir sind eine Familie, die durch Kontinuität und Effizienz auszeichnet. Wir sind 25 Leute, die sich um das Alltagsgeschäft kümmern. Am GP-Wochenende wächst das Team auf rund 10.000 Helfer, die alle von uns gemanagt werden. Das ist eine Riesenherausforderung, deshalb ist Tamas Rohonyi nach fünf Jahren aus seinem Ruhestand zurückgekehrt. Er hat uns gewarnt: Tamas ist zurück, es wird also härter denn je.»
Zum Schluss verrät Ito noch: «Leider hat Pelé eine Hüftoperation, die ihn vom GP-Besuch abhält, deshalb wird unser neuer Renndirektor Flavio Perillo die Zielflagge schwenken. Wir werden auch im Rahmenprogramm einen grossen Namen präsentieren können, denn der US-amerikanische Schauspieler Patrick Dempsey wird beim Porsche Cup als Gastfahrer in der Startaufstellung stehen. Er ist ein passionierter Hobby-Pilot.»