Ferrari: Kimi Räikkönen patzt, Motoren für Red Bull?
Teamchef Arrivabene, die Piloten Räikkönen und Vettel, Ferrari-Chef Marchionne
Die Gespräche zwischen Ferrari und Red Bull wurden in Monza nicht verheimlicht. Ferrari-Präsident Sergio Marchionne will mit einem Angebot für Red Bull Racing und Toro Rosso Mercedes ausbremsen. Der Fiat-Sanierer weiss: Wenn Red Bull Racing Mercedes-Motoren erhielte, erwächst uns ein weiterer, starker Gegner, der Ferrari beim WM-Kampf vor der Sonne stünde. Zudem ist die Lieferung von Motoren an zwei Rennställe ein nicht unerheblicher wirtschaftlicher Faktor für Ferrari. Wieso Mercedes freiwillig das Feld überlassen?
Marchionne gibt sich in Monza vage: «Wir sprechen mit jedem.» Schon im Juni hatte der Ferrari-Präsident aber festgehalten: «Anderen Rennställen Motoren zu liefern, gehört zur DNA von Ferrari.»
Red Bull Racing ist im ersten Formel-1-Jahr (nach der Übernahme von Jaguar) 2005 mit Cosworth-Motoren gefahren, 2006 mit Power von Ferrari, ab 2007 steckten im Heck der RBR-Renner Renault-Motoren. Bis heute. Aber das Verhältnis mit Renault ist ungeachtet eines bis Ende 2016 währenden Vertrags tief zerrüttet.
Toro Rosso debütierte (nach der Übernahme von Minardi) 2006 ebenfalls mit Cosworth-Motoren, von 2007 bis Ende 2013 wurde dann jedoch mit Ferrari gearbeitet. Beim Schritt in die neue Turbo-Ära 2014 erhielt Toro Rosso das gleiche Material von Renault wie das Schwester-Team RBR.
Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene zum Thema Motoren für eine Gegner: «Ich erkenne kein Problem darin, einem anderen Team Ferrari-Motoren zu geben, weil wir niemanden fürchten müssen. Unsere Ingenieure wissen um ihre Aufgaben, und ein Wettbewerb wird interessanter, wenn der Gegner stärker ist. Gut, dort arbeiten grosse Namen wie Adrian Newey, und es wäre leicht, auf den Gedanken zu kommen, dass die ein verflixt gutes Chassis bauen können und daher mit unserem Motor sehr konkurrenzfähig wären. Aber einen Gegner zu fürchten, noch bevor der überhaupt angefangen hat, das entspricht nicht dem Wettbewerbsgeist von Ferrari. Wir nehmen es mit allen auf.»
Kimi Räikkönen muss derweil Kritik einstecken. Ferrari-Chef Marchionne: «Hätte es Kimi nach einem guten Start in der ersten Kurve vor Lewis Hamilton geschafft, wäre dieses Rennen vielleicht anders verlaufen. Aber Kimi hat den Start verhauen, wir sind uns ziemlich sicher, dass er sich einen Fehler erlaubt hat.»
Der Finne selber istsich keiner Schuld bewusst («Ich habe nichts anders gemacht als sonst auch»), doch Teamchef Arrivabene hatte schon nach dem Rennen angedeutet, dass Räikkönen vielleicht beim Umgang mit den Kupplungswippen hinter dem Lenkrad ein Patzer unterlaufen ist: «So wie es aussieht, hat es einen kleinen Durcheinander mit seinen Fingern gegeben.»
Schlusswort von Chef Marchionne: «Der Motorschaden am Wagen von Rosberg zeigt, dass auch Mercedes am Limit operiert. Wir schenken Mercedes keinen Millimeter, und ich bin davon überzeugt, dass wir 2016 ein noch stärkeres Ferrari erleben werden. Aber wir haben auch die Saison 2015 noch nicht abgehakt.»