Renault, Mercedes, Ferrari: Ringen um Macht & Motoren
Renault-Chef Carlos Ghosn
Monza ist gekommen und Monza ist gegangen, und eine Entscheidung von Renault hat es noch immer nicht gegeben, was die mögliche Rückkehr als Werksteam angeht. Cyril Abiteboul, Chef von Renault Sport F1 an der italienischen Traditionsstrecke: «Während wir hier sitzen und miteinander sprechen, ist noch keine Entscheidung gefallen. Aber Renault spielt seit vielen Jahren eine führende Rolle in der Formel 1, und wir möchten bleiben. Die Entscheidung liegt bei der Renault-Gruppe und unserem Präsidenten Carlos Ghosn.»
Längst geht es nicht mehr darum, zu welchem Preis Lotus übernommen werden soll. Das ist abgehakt: Laut «AutoHebdo» hat Renault für Lotus 57,5 Millionen Euro geboten. 7,5 Millionen davon würden bei Vertragsunterzeichnung überwiesen, die restliche Bezahlung teile sich über die kommenden zehn Jahre auf. Renault erhalte dafür 60 Prozent der Anteile, der vierfache Formel-1-Champion Alain Prost komme als 10-Prozent-Teilhaber an Bord, die restlichen 30 Prozent blieben bei Gérard Lopez, der einen Beraterposten behalte.
Gerungen wird hinter den Kulissen vielemehr um den Status von Renault – Carlos Ghosn will innerhalb des Preisgeldsystems von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone zum privilegierten Rennstall erhoben werden, so wie beispielsweise Ferrari. Das ergäbe Sonderzahlungen. Der Autokonzernchef argumentiert mit dem langjährigen Engagement von Renault im GP-Sport und den WM-Titeln 2005 und 2006 mit Fernando Alonso.
Gleichzeitig muss die Situation mit Red Bull gelöst werden: der französische Hersteller ist über ein Abkommen zur Lieferung von Motoren an Red Bull Racing und Toro Rosso gebunden, bis Ende 2016. Aber die Ehe zwischen Renault und Red Bull scheint unkittbar zerbrochen zu sein.
Bei Mercedes gibt es viele Skeptiker, die eine Motorenlieferung für Red Bull Racing als keine zielführende Idee einstufen, wenn die Silberpfeile weiter WM-Titel einfahren sollen. Teamchef Toto Wolff vor kurzem gegenüber Omnicorse: «Wenn ich die Situation rein aus der Perspektive unseres Teams anschaue, dann dürften wir das eigentlich nicht machen. Unser Auto und unsere Erfolge sind das Ergebnis erheblicher Investitionen des Hauses Daimler, wir haben diese Überlegenheit sorgsam aufgebaut. Gleichzeitig haben wir einen Rennstall, der offenbar entschieden hat, nicht mehr mit seinem Motorenpartner zusammen sein zu wollen. Das ist ein anderer Ansatz als wir ihn haben. Für uns steht fest, dass die negativen Argumente mögliche Vorteile für uns zu überwiegen scheinen.»
Mercedes-Konzernchef Dieter Zetsche in Monza gegenüber unserem Mitarbeiter Adam Cooper zum Thema Motoren für Red Bull: «So lange keine offizielle Anfrage vorliegt, kann ich dazu auch keinen Kommentar abgeben.»
Ferrari-Präsident Sergio Marchionne macht aus seinem Plan kein Geheimnis, sich gerne mit Red Bull zu verbünden. Kein Wunder: ein siegreicher Ferrari-Kunde ist ihm lieber als noch ein Mercedes-Team als Gegner.