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Baku: Kerbs und Reifen – Lebensgefahr für die Fahrer!

Von Mathias Brunner
Das einmalige Pistenlayout von Baku

Das einmalige Pistenlayout von Baku

​Die Randsteine sind ein Sorgenkind auf dem Baku City Circuit: Einige Kerbs sind verschweisst worden, aber ein paar Auslaufplatten aus Metall sind noch immer lose.

Das zweite freie Training zum Grossen Preis von Europa in Baku (Aserbaidschan) läuft. Kurz vor Beginn des 90 Minuten langen freien Trainings haben wir nochmals Pistenarchitekt Hermann Tilke getroffen: «Wir haben die Randsteine in Kurve 3 verschweisst. Wir sind zuversichtlich, dass die halten. Wir müssen aber heute nach den Trainings nochmals sämtliche Randsteine rund um den ganzen Kurs anschauen, um wirklich auszuschliessen, dass hier Potenzial für Beschädigungen lauert.»

Wir wissen von einem Team, das eine Beschädigung an den Reifen bereits auf die Randsteine zurückführt, die – gemäss Hermann Tilke – möglicherweise durch Busse verursacht wurden, welche die 1300 Streckenposten um den Kurs karren.

Wenn einer dieser Busse auf den hohlen Metallrandstein fährt, entsteht eine senkrechte Belastung, für welche der Kerb nicht entworfen worden ist. Die Randsteine halten mit ihrer inneren Verstrebung seitliche Kräfte hervorragend aus, wenn die Rennwagen mit ihren Reifen daran zerren.

Wird das Teil jedoch von oben belastet, kann es sich durchbiegen, dann entstehen an den Rändern zum nächsten Element Stufen. Und diese Stufen können dann den Reifen beschädigen.

Überdies werden von einem losen Kerb die Bolzen aus ihren Gewinden gezogen, lose Bolzen können ebenfalls einen Reifen beschädigen und müssten komplett, also mit Ummantelung, ersetzt werden.

Ferrari warnte Kimi Räikkönen während des zweiten freien Trainings über Funk, den Kerb in Kurve 6 zu meiden. Dort ist das Tempo noch überschaubar.

Umso schneller wird auf der zwei Kilometer langen Geraden gefahren, und damit sind wir beim Russischen Roulett in Baku: Mögliche Mikroverletzungen der Reifen nach dem ersten Training lassen sich in der Zeit zum zweiten freien Training gar nicht alle prüfen.

Anders gesagt: Um wirklich auszuschliessen, dass durch die losen Kerbs aus dem ersten freien Training keine Beschädigungen der Walzen entstanden sind, hätte Pirelli die Order ausgeben müssen, im zweiten Training keine Reifen zu verwenden, die in den ersten 90 Minuten gebraucht worden waren. Eine erste Inspektion der GP2-Reifen hatte ergeben: Neun von zehn linken Hinterreifen zeigten Beschädigungen, offenbar durch Randsteine!

Während daher das zweite Training läuft, fährt in der Formel 1 die Angst mit: Ein Reifenschaden bei Topspeed, also hier bei rund 350 km/h, hat potenziell lebensgefährliche Folgen. Bei diesem Tempo will kein Pilot in einem der 4000 Betonelemente landen, die um den Kurs verteilt sind.

Zwei Fahrer konnten das zweite freie Training nicht mit ihren 20 Kollegen beginnen: Bei Red Bull Racing wurde nach dem Crash von Daniel Ricciardo noch am Wagen des Australiers gearbeitet, der Australier ging mit 20 Minuten Verspätung ins Training.

Bei Sauber stellten die Techniker im ersten freien Training einen Schaden am Auspuff fest, daraufhin wurde bei den Schweizern geschlossen, die komplette Antriebseinheit im Wagen des Schweden zu wechseln. Nach einer knappen halben Stunde konnte Ericsson auf die Bahn gehen.

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