Daniel Ricciardo über Depression und Selbstmord
Daniel Ricciardo
Die meisten Menschen erleben Daniel Ricciardo als fast immer strahlende Frohnatur, stets einen Scherz auf den Lippen. Ricciardo selber sagte über sein munteres Wesen im «Red Bulletin»-Interview im vergangenen Sommer: «Mein Leben ist doch schön, also beginne ich jeden Tag fröhlich. Ausserdem fallen mir Dinge leichter, wenn ich gut gelaunt bin, auf der Rennstrecke, aber auch im Alltag. In der Formel 1 stehen alle unter Strom. Humor macht viele Situationen erträglicher, weil er kurz Druck rausnimmt. Wenn ich in der Box tanze, wird der müdeste Mechaniker munter. Oder nach dem Rennen: Da blödeln wir rum und hauen uns Filmzitate um die Ohren. Oder ganz handfest: Schlafende Menschen anmalen ist ein Klassiker. Und du musst auch einstecken können. Erst beim letzten Rennen haben die Jungs meine Schuhe am Boden festgeklebt.»
Diese Einstellung war nicht immer so, wie Daniel verriet: «Als ich gerade in die Formel 1 gekommen war, habe ich Respekt vor der grossen Bühne und dem Business gehabt und versucht, möglichst ernst zu sein, weil ich mich an diese Welt anpassen wollte. Aber erst als ich begann, Spass zu haben und das auch zu zeigen, ist der Knoten geplatzt. Seither setze ich diese positive Energie ganz bewusst als meine Waffe ein.»
Aber es gibt auch eine andere Seite des Red Bull Racing-Stars. Wie er der Zeitung Herald Sun erklärt hat, «gab es ein paar Freunde, die einiges durchmachen mussten. Also versuche ich, meinen Teil als Freund zu machen.»
Um genau zu sein, geht es um Menschen, welche mit Depression und Selbstmordgedanken ringen. Daniel Ricciardo weiter: «Wenn ich etwas beitragen kann, um die Situation dieser Menschen zu verbessern, dann mache ich das gerne.»
Wegen der Probleme seiner Freundin Stefani Caminiti wurde Ricciardo mit einem schwierigen Thema konfrontiert. Die Frau hat sich nach einem Selbstmordversuch gefangen und in Daniels Heimatstadt Perth die Hilfegruppe The Inner Ninja gegründet. Daniel Ricciardo: «Es war für mich neu, mich mit solchen Schwierigkeiten zu befassen. Das hat mir die Augen geöffnet. Es ist ein Thema, worüber Menschen ungern reden, aber viele Leute sind davon betroffen.»
Frau Caminiti kämpfte seit längerem mit Depressionen, 2013 versuchte sie, sich das Leben zu nehmen. «Daniel hat mich toll unterstützt, als es mir schlecht ging», sagt sie. «Wir sind schon unser ganzes Leben lang Freunde, und ich kann mich glücklich schätzen, dass es ihn für mich gibt.»
Stefani Caminiti hat ihre Dämonen erfolgreich bekämpft, ihre Probleme haben dazu geführt, dass sich Daniel Ricciardo nun als Botschafter ihrer Gruppe für den Kampf gegen Depression und Selbstmord einsetzt.
«Es ist ganz schwierig, eine solche Krise zu meistern», weiss der vierfache GP-Sieger. «Die Menschen sollen nicht solche Gedanken in sich ansammeln, und mit der Zeit wird aus einem kleinen Problem ein grosses. Wir versuchen, über diese Zusammenhänge offen zu sprechen.»