Formel 1: Max Verstappen – Chancen verspielt?

Alain Prost: «Max Verstappen ist wie Ayrton Senna»

Von Mathias Brunner
Alain Prost

Alain Prost

​Die französische Rennfahrerlegende Alain Prost (61) spricht über den Zustand des modernen Grand-Prix-Sports, über den Abgang von Bernie Ecclestone, über Max Verstappen, über das grösste Problem.

Vor kurzem hat sich der vierfache Formel-1-Champion Alain Prost (61) den Film «Weekend of a Champion» nochmals angesehen, jenen Dokumentarfilm von Roman Polanski, der den damaligen GP-Star Jackie Stewart beim Monaco-Wochenende 1971 zeigt. Das Werk gilt bis heute als bahnbrechend.

Prost hat Stewart um einen Titel übertroffen. Der Schotte wurde 1969, 1971 und 1973 Weltmeister, der Franzose holte seine vier WM-Kronen 1985, 1986, 1989 und 1993. Dann trat er als Champion ab, so wie das im vergangenen Dezember Nico Rosberg getan hat. Marco Mensurati von der Repubblica hat mit dem 51fachen GP-Sieger Prost über die Unterschiede zwischen der Formel 1 von 1971 und von 2017 diskutiert.

«Wir sollten diesen Film den neuen Grossaktionären der Formel 1 zeigen», findet der Franzose. «Schau dir an, wieviele Fans zugegen waren! In jeder Szene siehst du zahllose Menschen. Und sie waren den Autos ganz nah. Wenn sie ihre Hand ausgestreckt hätten, sie wären mit dem Rennwagen in Berührung gekommen. Die Piloten sind keine Marsianer wie heute, sie standen mitten unter den Fans, sie liessen sich sehen, anfassen, lieben. In dieser Art ist das heute gar nicht mehr möglich.»

«Um mehr Fans zu den Pisten zu bekommen, müssen die Eintrittspreise gesenkt werden. Die Tickets sind astronomisch teuer, für mich macht das überhaupt keinen Sinn. Und mit leeren Tribünen ist der Sport tot.»

Zum Wechsel an der Formel-1-Spitze vom Baumeister des Sports, Bernie Ecclestone, zu den neuen Grossaktionären von Liberty Media, sagt Alain Prost: «Bernie Ecclestone ist ein Grosser. Klar hat er auch Fehler gemacht, aber er war die Seele der Formel 1, er hat alles aus Nichts aufgebaut. Jedoch – alles hat ein Ende. Bernie ist 86 Jahre alt. Es war klar, dass seine Epoche früher oder später zu Ende gehen würde. Was mir gut scheint: Die neuen Grossaktionäre haben eine klare Vorstellung davon, wo sie den Hebel ansetzen wollen, bei der Show, bei der Kommunikation, dort also, wo es wirklich notwendig ist.»

Prost glaubt aber fest an seinen Sport, mit dem jungen Max Verstappen als Zugpferd für die kommenden Jahre. «Die Fahrer sind immer Kinder ihrer Zeit. Bei Max Verstappen finde ich die ganzen Vergleiche mit Ayrton Senna nicht unpassend. Er ist ein besonderer Junge, er fährt grandios. Er hat eine Persönlichkeit aus Stahl. Seine mentale Stärke erinnert mich an Ayrton Senna. Diese Fähigkeit, in seiner eigenen Welt zu bleiben und sich durch nichts aus der Ruhe bringen zu lassen, das hat mich schon beeindruckt.»

Wenn Verstappen wie Senna ist, wer ist dann der neue Prost? Alain gibt zur Antwort: «Ich sehe niemanden mit meinen Charakteristiken. Einige sagten, Rosberg sei wie ich, aber das sehe ich nicht so. Die Vergleiche hinken fast immer. Entweder etwas passt klar, wie bei Verstappen, oder es funktioniert einfach nicht. Fakt ist: Ich bin einzigartig.»

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