Sebastian Vettel, ist Ferrari schon in WM-Form?
Australien-Sieger Sebastian Vettel
Die stärkste Reaktion in den sozialen Netzwerken nach dem GP-Triumph von Sebastian Vettel in Australien: Gott sei Dank kann Ferrari wieder Rennen gewinnen! Viele Fans hatten befürchtet: Da stellt die Formel 1 fast alles auf den Kopf, und an der Spitze ändert sich überhaupt nichts.
In der Formel 1 wartet die Zeit auf niemanden. Heute Sonntag darf Ferrari in Australien die Korken knallen lassen, das haben sich die Italiener verdient. Aber dann muss ab Montag der innere Schalter umgelegt werden – der Grosse Preis von China ist die nächste Bewährungsprobe für Ferrari mit WM-Leader Vettel.
Glaubt Sebastian, was zahlreiche Experten im Fahrerlager beteuern? Dass diese WM auf ein Duell zwischen ihm und Lewis Hamilton hinausläuft? Seb grinst: «Ich hoffe es! Für mich war er immer der Favorit, und daran hat sich nichts geändert. Je näher wir ihm rücken können, desto besser. Dieses Mal hat es in Australien zum Sieg gereicht. Das akzeptiere ich gerne. Ich bin normalerweise kein Freund von Champagner, aber auf dem Siegerpodest schmeckt er mir immer hervorragend!»
Auf die Frage, ob Ferrari nun WM-titelfähig sei, meint der vierfache Formel-1-Champion: «Das ist vielleicht ein vorschneller Schluss. Wir haben doch erst März! Aber so wichtig ist mir das im Moment gar nicht. Derzeit dominiert einfach die Erleichterung, dass sich all die Plackerei von jedem Mitarbeiter bei Ferrari ausgezahlt hat. Wir hatten schon bei den Wintertests ein gutes Gefühl mit dem Auto, das hat sich hier fortgesetzt, und ich hoffe, das gute Gefühl bleibt noch eine ganze Weile.»
«Ich hoffe, das ist der Beginn von etwas Grossem. Und ich freue mich, dass ich der ganzen Truppe etwas zurückgeben konnte für ihre harte Arbeit. Wir haben aber noch sehr viel zu beweisen.»
Natürlich wird Vettel auf das Thema festgenagelt: Welche Schlüsse können wir denn aus Australien ziehen? Seb lacht: «Gar keine! Nein, wirklich! Ich weiss, dass die Leute bei so einem Erfolg zum Abheben neigen, aber wir selber bleiben mal hübsch auf dem Boden der Tatsachen. Es ist euer Job zu mutmassen, zu fragen und zu berichten. Aber es ist unser Job, nicht euphorisch zu werden und hart am Ball zu bleiben.»
Ein wenig Schwelgen muss dennoch erlaubt sein. Vettel weiter: «Die Momente auf dem Podest waren wirklich traumhaft. Melbourne ist ja immer etwas durchgeknallt, und schon die Fahrerparade hatte wahnsinnigen Spass gemacht. Ich will das jeweils total geniessen und versuche, alle Eindrücke in mich aufzusaugen. Nach dem Rennen dann haben meine Jungs unten am Siegerpodest tüchtig Gas geben, das sind natürlich extrem emotionale Momente. Es war ja schon eine Zeit her, dass sie da unten die Hymne mitschmettern konnten, und es ist einfach genial, die glücklichen Gesichter deiner Mannschaft zu sehen.»
Nicht nur des Sieges wegen reicht das Lachen von Sebastian Vettel von Melbourne ungefähr von Melbourne bis Sydney. Der Ferrari-Star sagt: «Der Sieg ist das Eine. Aber wichtig ist auch, dass wir im Rennen endlich wieder herzhaft Gas geben können, das war ja in den letzten Jahren nicht mehr so der Fall, weil wir uns die Rennen viel mehr einteilen mussten. Gerade am Anfang hat Lewis viel Dampf gemacht, es war ein hartes Stück Arbeit, sich nicht abhängen zu lassen. Das war wichtig, um dann beim Stopp in einer guten Position zu sein. Wir haben uns diese Chance selber erarbeitet.»
Seb grinst über seine rote Göttin: «Fürs erste Mal hat sich Gina sehr gut angestellt! Aber für Flitterwochen haben wir nicht so viel Zeit, denn schon bald wird in China gefahren. Was mich wirklich am meisten freut – in diesem Wagen steckt so viel Herzblut aller Mitarbeiter in Maranello, da ist es einfach herzerwärmend, wenn du als Pilot dann etwas zurückgeben kannst.»
«Ich habe dann versucht, auch die Auslaufrunde zu geniessen. Ich musste ein wenig darüber staunen, dass man die Fans schon auf die Strecke gelassen hat, während wir noch herumrollten, aber auf eine gewisse Weise war das auch cool.»
Sebastian Vettels Vorschau für Shanghai: «Für Australien hätte es nicht besser laufen können, aber wir bleiben fokussiert und wollen einen Schritt nach dem anderen machen. Auch in China gilt – wo Mercedes ist, ist vorne.»