Daniel Ricciardo (Red Bull): Austin-Motor noch ganz!
Daniel Ricciardo tritt in Mexiko mit einem anders lackierten Kopfschutz an, eine Mischung aus Einfällen des Australiers selber und von seinem Helm-Designer Jens Munser. Oben auf dem Helm ein Totenkopf (für die Tage der Toten hier in Mexiko), an der Seite sind die üblichen Red-Bull-Farben sanft von mexikanischen Mustern unterlegt. Daniels Markenzeichen hinten, der Honigdachs, trägt einen Sombrero.
«Ziemlich cool, nicht?» strahlt der sechsfache GP-Sieger. «Ich hatte Jens gesagt, ich will ein wenig Lokalkolorit.»
Dann hat Daniel eine kleine Überraschung auf Lager: Der angebliche Motorschaden von Austin war gar keiner! Ricciardo: «Wir sollten hier in Mexiko ohne Strafe auskommen, denn wir haben festgestellt, dass der Motor von Austin noch einsatzfähig ist.»
«Was passiert war: Der Öldruck ging in den Keller, dann schaltete sich ein Sicherheitsprogramm ein, das den Motor abstellte, um ihn zu schützen. Daher ist der Motor heilgeblieben, wie wir bei der Analyse festgestellt haben.»
«Ich schätze, ich hätte in Texas auf dem Podium landen können. Ich lag vor meinem Ausfall vor Kimi Räikkönen, und der wurde Dritter. Die Frage ist, ob ich Sebastian geknackt hätte oder nicht. Schwer zu sagen. Ich wäre gewiss in der Nähe von Seb gewesen.»
Schon die Aktion zwischen Bottas und Ricciardo war grenzwertig. Max Verstappen wurde für die Attacke gegen Räikkönen bestraft – weil er mit allen vier Rädern neben der Bahn war. Daniel erinnert sich: «Ein Angriff auf Valtteri, da nahm ich von so weit hinten Anlauf, es fühlte sich an, als sei ich in Dallas! Ich glaube, Bottas wurde ein wenig überrascht. Ich hatte dann in Turn 1 so viel Schwung, dass ich die Kurve ein wenig verpasste. Aber ich wusste, dass Bottas wusste – ich würde es versuchen. Es hat im Fernsehen bestimmt lässig ausgesehen, und auch wenn die Attacke nicht ganz geklappt hat, so gab sie Valtteri sicher viel zu denken. Wir haben uns auch berührt, auch mit Kimi gab es eine Berührung. Das war hart.»
«Die Aktion mit mir und Valtteri war jedoch anders als später jene zwischen Max und Kimi. Ja, Bottas war neben der Bahn, aber er musste einen weiteren Weg fahren, da konnte also niemand von Abkürzen reden. Wenn du neben der Bahn bist und du hast die kürzere Linie, dann gehen die ganzen Diskussionen los. In Kurve 19 kannst du mehr Schwung mitnehmen, wenn du neben der Bahn bist.»
Wie soll weiter vorgegangen werden? Daniel: «Es ist ganz einfach. Wenn die FIA nicht will, dass wir neben der Bahn fahren, dann muss es unattraktiv sein, sich neben der Ideallinie aufzuhalten. Die Innenseite der Kurven ist da kniffliger als die Aussenbahn. Kies ist nicht so gefragt, weil die FIA argumentiert, dann würden die ganzen Steinchen auf die Bahn geschaufelt. Also müssen wir dort halt mit einem grössen Randstein arbeiten, das sehe ich als einzige Lösung. Wir Fahrer wären für Kiesbetten, die FIA will die aber nicht.»
Wieder taucht die Frage auf, ob der neue Vertrag für Max Verstappen dem Australie nicht zu denken gebe. Zumal es die Aussagen von Teamchef Christian Horner gibt, er wolle das Team um den Niederländer aufbauen. Daniel: «Für mich ändert der neue Vertrag von Max nichts. Und so lange ich nicht das Gefühl habe, ich würde benachteiligt, stimmt für mich alles. Ich will mir da auch keine Flausen in den Kopf setzen, mit Verdächtigungen, wo gar keine notwendig sind. Ich kann verstehen, welchen Marketing-Wert es für Red Bull hat, Verstappen vielleicht zum jüngsten Formel-1-Champion zu machen. Aber ich sehe diesen Plan nicht als Hindernis für mich.»
«Ich sehe mir nun in Ruhe an, was 2018 passiert. Ich werde für meine Zukunft keine überstürzte Entscheidung treffen. Die Leistungen werden immer für sich selber sprechen. Valtteri und Kimi helfen nun Hamilton und Vettel, weil sie in der WM hinten liegen.»
Was liegt hier in Mexiko für Red Bull Racing drin? Daniel: «Ich glaube, wir haben den Speed, um auf Augenhöhe mit Mercedes und Ferrari zu fahren. Für meinen Geschmack hat Lewis in den letzten Monaten ein wenig zu häufig gewonnen!»