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Sebastian Vettel (Ferrari): Der Plan gegen Mercedes

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton und Sebastian Vettel

Lewis Hamilton und Sebastian Vettel

​Ferrari-Star Sebastian Vettel ist davon überzeugt: Startplatz 3 ist in Barcelona eine prima Ausgangslage, um ein Wörtchen um den Sieg mitzureden. Die Geschichte dieser Rennstrecke sagt etwas Anderes.

Sebastian Vettel war nach dem Abschlusstraining zum Grossen Preis von Spanien die Ruhe in Person. So als wüsste der vierfache Champion etwas, das uns verschlossen geblieben ist. «Klar könnte ich jetzt sagen: „Pole nur um 15 Hundertstel verpasst, Jammerschade!“ Aber in Wahrheit bin ich gar nicht unglücklich. Die Balance war gut, und wir wissen, dass wir im Renntrimm voll bei der Musik sind. Wir haben einen ziemlich langen Anlauf zur ersten Kurve hin, da liegt selbst vom dritten Startplatz aus etwas drin.»

Tatsächlich? Wenn wir einen Blick in die Statistik der WM-Läufe auf dem Circuit de Catalunya werfen, dann haben die Mercedes-Stars Lewis Hamilton (Pole-Position) und Valtteri Bottas (Startplatz 2) erheblich bessere Chancen. Hier die Sieger und ihre Quali-Platzierungen an, seit auf der katalanischen Rennstrecke ausserhalb von Barcelona der Spanien-GP gefahren wird, also seit 1991.

1991: Nigel Mansell (GB), Williams (Startplatz 2)
1992: Nigel Mansell (GB), Williams (1)
1993: Alain Prost (F), Williams (1)
1994: Damon Hill (GB), Williams (2)
1995: Michael Schumacher (D), Benetton (1)
1996: Michael Schumacher (D), Ferrari (3)
1997: Jacques Villeneuve (CDN), Williams (1)
1998: Mika Häkkinen (FIN), McLaren (1)
1999: Mika Häkkinen (FIN), McLaren (1)
2000: Mika Häkkinen (FIN), McLaren (2)
2001: Michael Schumacher (D), Ferrari (1)
2002: Michael Schumacher (D), Ferrari (1)
2003: Michael Schumacher (D), Ferrari (1)
2004: Michael Schumacher (D), Ferrari (1)
2005: Kimi Räikkönen (FIN), McLaren (1)
2006: Fernando Alonso (E), Renault (1)
2007: Felipe Massa (BR), Ferrari (1)
2008: Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari (1)
2009: Jenson Button (GB), BrawnGP (1)
2010: Mark Webber (AUS), Red Bull Racing (1)
2011: Sebastian Vettel (D), Red Bull Racing (2)
2012: Pastor Maldonado (YV), Williams (2)
2013: Fernando Alonso (E), Ferrari (5)
2014: Lewis Hamilton (GB), Mercedes (1)
2015: Nico Rosberg (D), Mercedes (1)
2016: Max Verstappen (NL), Red Bull Racing (4)
2017: Lewis Hamilton (GB), Mercedes (1)

An 27 Rennwochenenden gewann 19 Mal der Fahrer von der Pole-Position aus (70 Prozent), 24 Mal stammte der Sieger aus der ersten Startreihe (88,9%). Nur einmal gewann ein Pilot ausserhalb der ersten zwei Reihen – Alonso 2013 von Startplatz 5 aus. Und Sieger vom dritten Startplatz, denn nun Vettel innehat? Genau einer!

Was Vettels Zuversicht allerdings untermauert: Ferrari hat den besten Wagen im Feld; ein Auto, das auf allen Pistentypen und bei jedem Wetter schnell ist. Wir haben zudem 2018 kunterbunte Rennen erlebt, in welchen es teilweise drunter und drüber ging. Also wieso soll in solch einem Jahr der Spanien-GP nicht wieder mal vom dritten Platz aus gewonnen werden?

Vettel meint: «An so einem Tag finden alle das Qualifying ein wenig verwirrend. Quali 2 mit unserer Bestzeit war eine klare Sache, der Wagen lag auf weichen Reifen hervorragend, und ich wusste, wir haben noch ein paar Pfeile im Köcher. Aber ich konnte das im dritten Quali-Segment auf den superweichen Reifen nicht umsetzen. Daher meine Entscheidung, beim letzten Lauf auf die weichen Pirelli zurück zu gehen. Diese Entscheidung war richtig, auch wenn Mercedes am Ende schneller war.»

«Am Schluss hat wohl den Ausschlag gegeben, dass Mercedes aus den superweichen Reifen mehr geholt hat als wir. Sorgen mache ich mir deswegen keine.»

Wie sieht der grosse Plan des Sebastian Vettel nun aus? «Hab’ ich denn jeweils einen?» fragt der Heppenheimer lachend zurück. «Ich weiss noch nicht, wie wir die Mercedes überrumpeln wollen. Die erste Chance bietet sich nach dem Start, bei der langen Anfahrt zur ersten Kurve. Ich erwarte, dass die drei Top-Teams ganz dicht beisammen liegen. Wir wollen tüchtig Druck machen und jede Chance nutzen. Im Grunde ist es ganz einfach – um zu gewinnen, muss ich an zwei Autos vorbei.»

«Ich finde nicht, dass sich Mercedes zurückgemeldet hat. Sie sind eher wieder auf dem üblichen Niveau. In den zwei Qualifyings vor Spanien wurde Mercedes unter Wert geschlagen. Um genau zu sein, hätte ich heute da vorne auch die Autos von Red Bull Racing erwartet. Es geht immer hin und her. Oft spielt eine Zehntelsekunde die entscheidende Rolle, wer am Ende die Nase vorn hat. Ich finde das spannend. Heute war der Tag von Lewis Hamilton. Aber am Renntag kann das wieder ganz anders aussehen.»

«Ich könnte mir vorstellen, dass der Rennverlauf einige Leute überraschen wird. Wir haben hier eine dünnere Lauffläche, also ist der Reifen an sich härter. Wir haben bei den Dauerläufen am Freitag erlebt, dass viele Autos anfangen zu rutschen. Das kann im Rennen ebenfalls passieren. Wir haben einen Plan, wie wir im Grand Prix vorgehen wollen, vieles wird vom Start abhängen. Dann haben wir alle strategischen Möglichkeiten. Wir haben von allen Reifenmischungen noch genügend bereit. Das Gefühl wird entscheiden.»

Wünscht sich Vettel für das Rennen trockene Bahn oder Regen? Seb lacht: «Gestern habe ich die Strecke verlassen, und ein Fan meinte zu mir: „Morgen kommt ein Sturm!” So weit ich gehört habe, kommt der wirklich, aber der wird sich in der Nacht austoben. Wie lange die Ausläufer bleiben, werden wir dann erleben.»

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