Hohn von Sebastian Vettel (Ferrari): Jean Todt baff
Sebastian Vettel und Jean Todt 2017 in Montreal
Die Fans freuen sich: Zur Saison 2017 sind herrlich breite Reifen zurückgekehrt, damit entsprach die Formel-1-Führung einem Wunsch, den die GP-Anhänger immer wieder geäussert hatten. Dank aggressiverer Aerodynamik wurden die Boliden markant schneller. Zur Saison 2019 hingegen werden die Autos pro Runde rund 1,5 Sekunden langsamer, da Front- und Heckflügel modifiziert werden, um besseren Sport zu erzeugen. Für diesen Zickzack-Kurs der FIA gab es von Sebastian Vettel im Rahmen des Spanien-GP einen spöttischen Vergleich.
«Ich finde das einigermassen skurril», begann der 49fache GP-Sieger. «Ich kann mich an 2009 erinnern, da hiess es: „Lasst uns die Aerodynamik einfacher machen, dann werden die Rennen besser.“ Ich habe in der Folge nicht feststellen können, dass die Änderungen den Sport wesentlich verändert haben. Dann wurde gesagt: „Die Autos sind zu langsam und sehen zu wenig spektakulär aus, lasst uns breitere Reifen zurückbringen und mit mehr Abtrieb fahren.“ Und was passiert jetzt für 2019? Wir machen die Autos wieder langsamer! Das kommt mir alles vor, als würden wir ein Schiff nach Amerika nehmen, das während der Reise hundert Mal den Kurs ändert.»
Damit sprach Vettel in Barcelona seinem WM-Rivalen Lewis Hamilton aus dem Herzen. «Wir wollen doch die Grenzen ausloten und schneller werden», meinte der Engländer. «In diesem Jahr finde ich es fabelhaft, wie wir einen Pistenrekord nach dem anderen löschen. Wir haben in der Formel 1 eine tolle Technik, und es ist unglaublich, was wir damit alles anstellen. Es muss doch Mittel und Wege geben, die Rennen besser zu machen, ohne dass jetzt die Autos wieder eingebremst werden.»
Den Einwand, die Änderungen würden 2019 den Sport verbessern, wischt Vettel vom Tisch: «Dann wäre es vielleicht mal ganz gut, wenn man uns Fahrer fragen würde, wie das gehen soll. Ich behaupte ja nicht, dass wir alles wissen. Von der ganzen Ingenieurs-Seite des Rennwagens verstehen wir zu wenig. Aber wir sind die Einzigen, die sagen können, wie sich die Fahrzeuge anfühlen und wo beim Überholken die Grenzen sind. Leider hat uns keiner gefragt.»
FIA-Chef Jean Todt lässt das nicht auf sich sitzen. Im Rahmen einer Medienrunde hält der 72jährige Franzose fest: «Ich respektiere die Fahrer und weiss, welch prallvollen Terminkalender sie alle haben. Aber sie haben jeden erdenklichen Zugang. Leider kommen sie selten zu Sitzungen. Ich versuche immer mir anzuhören, was die Piloten zu sagen haben. Sie sind herzlich eingeladen, sich mehr einzubringen. Jeder Pilot, der mich treffen will, erhält innerhalb von 48 Stunden einen Termin.»
«Aber wenn ich die Abschriften der Pressekonferenzen lese – Hamilton beklagt sich, Vettel beklagt sich, Räikkönen, sie alle beklagen sind. Ich lese, was geschrieben wird. Aber ich bin der Meinung: Wenn wir etwas finden, das verbessert gehört, müssen wir eine Lösung finden. Wir alle wollen einen besseren Sport, eine packendere Show, also müssen wir handeln.»
«Jetzt hatten wir eine Gruppe von Leuten, die sagte: “Lasst uns damit bis 2021 warten.“ Aber wenn wir das tun, dann haben wir 2018, 2019 und 2020 das gleiche Problem. Also haben wir unsere Vorschläge unterbreitet, wie sich das verbessern lässt. Und welch Wunder – sie wurden angenommen!»