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Mick Schumacher in Barcelona: Mehr Selbstvertrauen

Von Mathias Brunner
​Ferrari-Junior Mick Schumacher bestreitet in Barcelona sein drittes Formel-2-Wochenende. Prema-Teamchef René Rosin glaubt an einen Podestplatz. Mick meint: «Ich nehme das alles Schritt um Schritt.»

Formel-3-Europameister Michael Schumacher hat sich bislang in der Formel 2 achtbar aus der Affäre gezogen. In Bahrain wurde er einmal Achter, damit erhielt er die Pole-Position zum zweiten Rennen geschenkt, daraus machte er zu wenig und wurde ein verhalten fahrender Sechster. In Baku fuhr der in der Schweiz geborene Deutsche aggressiver und lag im Hauptrennen in aussichtsreicher Position, dann aber zeigte er einen Dreher und meinte danach: «Mein Start war sehr gut, dann wurde es in Kurve 1 ein wenig eng. Anfangs war mein Tempo gut. Ich holte ein wenig früher Reifen als andere Piloten, das brachte uns einen Vorteil. Aber danach fühlte sich das Auto ganz anders an, auf einmal untersteuerte es stark – deswegen unterlief mir ein Fahrfehler, der mich teuer zu stehen kam. Ich kann das Wochenende morgen mit einer guten Leistung noch rausreissen, denn da Hauptrennen hat ja bewiesen, wie viel passieren kann.»

Schumacher liess seinen Worten Taten folgen und raste vom 19. Startplatz auf den hervorragenden fünften Platz. Das gibt Prema-Teamchef René Rosin die Zuversicht zu sagen: «Wir sind schnell genug, um in Katalonien einen Podestplatz zu erreichen.»

Mick sagt dazu am Circuit de Barcelona-Catalunya: «Ich nehme das lieber Schritt um Schritt, also möchte ich mich zunächst mal auf das Training konzentrieren. Ich packe ein Rennwochenende immer gleich an – ich will das bestmögliche Ergebnis erringen, ich will so viel als möglich lernen. Wir haben hier im Winter getestet, aber das haben ja alle. Ich kenne die Strecke auch aus der Formel 3, und ich habe mich hier eigentlich immer wohlgefühlt. Ich will so konstant als möglich fahren und Fehler nicht zwei Mal machen. Wenn ich es schaffe, regelmässig Spitzenergebnisse zu erringen, dann können wir vorne mitmischen. Aber ich sehe mich eher in einer Lernphase, wenn ich das alles umsetzen kann, dann werde ich auch konstant gute Rennen zeigen können. Der Schlüssel dazu sind die Reifen, und aus dieser Sicht kannst du die Erfahrungen aus dem Winter glatt in die Tonne schmeissen – da hatten wir eine Pistentemperatur von zehn Grad am Morgen.»

Was hat Mick in Baku gelernt, das ihm in Bahrain noch verschlossen war? «Zunächst mal ist Baku ein Strassenkurs, und ich bin zum ersten Mal einen Formel-2-Renner auf solch einer Strecke gefahren. Ich fühlte mich sofort wohl im Wagen. Ich schätze, da haben mir die Erfahrungen aus der Formel 3 in Macau geholfen. Aber Macau ist winkeliger und langsamer. In Baku ging es mehr darum, in gewissen Passagen das Herz in die Hand zu nehmen und sie voll zu fahren, wie Kurve 13 oder 18/19. Am Anfang musst du dich ein wenig überwinden, dann merkst du, das geht prima, ab da ist das kein Problem mehr. Das hat mich viel Vertrauen gegeben. Trotz meines Drehers im ersten Rennen habe ich viel lernen können. Ich wusste auch immer: Ein solcher Fehler kann früher oder später mal kommen. Jetzt geht es darum, den Fehler nicht nochmals zu machen.»

Wo sieht sich Mick bei der heiklen Aufgabe mit den Reifen? «Baku ist in Sachen Reifenverschleiss ungefähr das Gegenteil von Bahrain. Du hast in Aserbaidschan so gut wie keinen Verschleiss. Im Sprintrennen konnte ich nach Herzenslust attackieren. Ich war auch mit dem Reifen-Management in Bahrain happy, wenn überhaupt, dann hatte ich dort eher zu wenig angegriffen. Denn ich hatte erwartet, dass die Walzen viel mehr abbauen würden.»

Mick fuhr in der Wüste von Sakhir Formel 2, dann testhalber Formel-1-Autos von Ferrari und Alfa Romeo-Sauber, danach in Baku wieder Formel 2: «Die Umstellung war kein Problem, weil es sich um komplett unterschiedliche Strecken handelt.»

Übt Mick zuhause eigentlich im Form von Sim-Racing? «Nein, überhaupt nicht. Entweder sitze ich im richtigen Simulator, dann sehe ich das auch als vollumfängliche und daher sinnvolle Vorbereitung. Dann stehen mir die ganzen Daten zur Verfügung. Zuhause studiere ich diese Daten, aber ich bin lieber am Trainieren, also an der frischen Luft oder im Kraftraum, als online Rennsport zu machen.»

Wenn Mick vor der Flimmerkiste sitzt, «dann sehe ich mir frühere Rennaufnahmen an. Das kann Formel 1 sein, ich habe aber zum Beispiel hier vor dem Rennwochenende viele Formel-2-Aufnahmen von 2018 studiert.» Und wenn er nicht am Trainieren ist oder beim Studium von Filmen oder Daten? «Dann gehe ich am liebsten mit dem Hund raus.»

Wann Mick das nächste Mal im Formel-1-Renner sitzen wird, weiss er noch nicht: «Derzeit konzentriere ich mich ganz auf die Formel-2-Saison.» Klar hätte der 20-Jährige direkt von der Formel 3 in den GP-Sport einsteigen können, so wie das zuvor Max Verstappen getan hat. «Aber ich finde, die Formel 2 bereitet dich sehr gut auf den Grand-Prix-Sport vor. Die Autos haben viel weniger Sensoren als die GP-Rennwagen, will heissen, du musst die Reifen wirklich spüren, um das Beste aus ihnen herauszuholen. Dieses Gefühl wird mir später in der Formel 1 helfen. Aus Sicht der Reifen sind die Schritte von der Formel 3 in die Formel 2 und dann in die Formel 1 ziemlich gross. Daher sehe ich meine Zeit in der Formel 2 als sehr wertvoll an.»

Dann hat der junge Schumacher die Lacher auf seiner Seite, denn ein italienischer Kollege will wissen, wann in ihm der Gedanke erwuchs, Rennfahrer werden zu wollen: «Das war, als ich drei Jahre alt war und ich in einem Tretroller mit Kettenantrieb sass. Besonders schnell war ich damit nicht – mein Vater führte mich an einer Leine.»

Nach zwei Rennwochenenden in der Formel 2: Wird hier anders gefahren als in der Formel 3? Mick meint: «Es wird weniger dagegengehalten. Denn wenn du in der Formel 2 zu hart fährst, dann brechen dir am Ende die Reifen ein, und du wirst in den letzten drei Runden durchgereicht. Also gibt es Phasen, in welchen du vorsichtig fahren musst. Wenn es angebracht ist zu attackieren, dann mache ich das auch. Aber ich muss immer auch an den Reifenverschleiss denken. Letztlich hatte ich es mir vor Bahrain schlimmer vorgestellt. Daher bin ich vielleicht fast zu vorsichtig gefahren. Ich lerne ständig dazu, in Bahrain, auch in Baku. Formel 2 ist eine andere Art, Rennen zu fahren, weil du dir den Speed aufgrund der Reifen einteilen musst. Aber ich sehe das als prima Schule für die Formel 1.»

Wie ist das aus menschlicher Sicht. Gehen die Formel-3-Fahrer anders miteinander um als die Formel-2-Piloten? Mick findet: «Grundsätzlich sind die Fahrer in der Formel 3 jünger. Du merkst, dass die Formel 2 aus professioneller Sicht ein anderes Niveau ist, die Fahrer kümmern sich ein wenig mehr um ihre eigenen Angelegenheiten, man redet untereinander nicht so viel wie in der Formel 3.»

Findet Mick, die Gegner gehen mit ihm anders um, weil er Schumacher heisst? «Nein, diesen Eindruck habe ich nicht.»

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