Formel 1: Abschied in der Unterhose

Louis Camilleri: Das sagt er zur Ferrari-Misere

Von Mathias Brunner
Ferrari-Teamchef Mattia Binotto, CEO Louis Camilleri, Pilot Charles Leclerc

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto, CEO Louis Camilleri, Pilot Charles Leclerc

​Vier Rennen 2019, Ferrari sieglos. Der letzte Sieg von Ferrari geht auf Oktober 2018 zurück (Räikkönen in Texas), Vettel gewann Ende August 2018 in Belgien, lange her. Ferrari-CEO Louis Camilleri ist ungehalten.

Das erste Quartal 2019 ist für den Sportwagenhersteller Ferrari vorzüglich verlaufen: Es sind 2610 Autos verkauft worden, das entspricht gemessen am Vorjahr einem Plus von 22,7 Prozent oder 940 Millionen Euro Umsatz. In einer Telefonkonferenz hat Ferrari-CEO über die erfreulichen Zahlen gesprochen. Aber der Spitzenmanager ist aus anderer Perspektive ungehalten – denn Ferrari fährt in der Formel 1 dem Erfolg hinterher.

Ferrari hatte beim Wintertest auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya das beste Auto, aber die Italiener konnten daraus keinen Sieg machen. Vier Grands Prix 2019, vier Doppelsiege von Mercedes-Benz, Ferrari nur mit drei dritten Rängen (Charles Leclerc in Bahrain, Sebastian Vettel in China und Baku), das ist viel zu wenig für einen Rennstall, der Weltmeister werden will.

«Wir sind unter den Erwartungen geblieben», sagt Camilleri den Analysten, ohne um den heissen Brei herumzureden. Doch er fügt hinzu: «Ich bleibe zuversichtlich, dass wir alle Mittel zur Verfügung haben, um Mercedes im WM-Kampf zu schlagen.»

Vor dem WM-Auftakt in Australien hatte Camilleri das so formuliert: «Wir haben 2018 das beste Ergebnis seit unserem letzten WM-Gewinn erzielt. Das Ziel ist klar – 2019 muss der WM-Titel her! Wir werden unsere Ausgaben erhöhen, um diesen Ehrgeiz zu untermauern. Wir vertrauen voll auf Mattia Binotto. Er kennt dieses Team durch und durch, er ist ein Mannschaftsspieler, entschlossen und talentiert. Ich weiss, dass er als Teamchef die Scuderia zu tollen Erfolgen führen kann. Wir vertrauen auch auf zwei fabelhafte Piloten. Sebastian Vettel ist vom Gedanken beseelt, mit Ferrari Weltmeister zu werden. Neben ihm fährt Charles Leclerc. Wir sind sehr froh, ihn an Bord zu haben. Sein Talent ist offensichtlich, er steht vor einer grandiosen Zukunft.»

Schöne Worte, aber nun müssen ab Spanien Taten folgen, sonst fährt der WM-Zug namens Mercedes langsam aus dem Bahnhof.

Als Louis Camilleri im Sommer 2018 von Fiat/Chrysler-Chef John Elkann auf den Posten des Ferrari-CEO berufen wurde, reagierten viele Ferrari-Fans so: Louis wer? Der 1955 in Alexandria geborene Camilleri war früher Chef des Tabakmultis Philip Morris International. Er hatte an der Universität von Lausanne (Schweiz) Wirtschaft studiert, verdiente sich seine Sporen als Wirtschafts-Analyst, 1978 wechselte er zu Philip Morris Europa. Er hielt verschiedene Posten in Europa und im Mittleren Osten, ab Dezember 1995 vertiefte er seine Erfahrungen als Präsident und CEO von Kraft-Lebensmittel. Ein Jahr später kehrte er zu Philip Morris zurück, im Range eines Vizepräsidenten und Finanzchefs. 2002 wurde er zum Philip-Morris-CEO befördert, wo er über sieben der zwanzig meistverkauften Zigarettenmarken der Welt wachte. Durch die langjährige Verbindung zwischen Philip Morris und Ferrari (über die Marke Marlboro) brachte er sich als Ferrari-Chef ins Gespräch.

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