Sebastian Vettel: Das Urteil der FIA im Detail
Sebastian Vettel und Lewis Hamilton in Kanada
Mattia Binotto machte aus seiner Enttäuschung kein Geheimnis. Ferrari ist mit dem Antrag auf Revision des Kanada-Urteils aus dem Büro der Formel-1-Rennleitung gefegt worden, die von Sportdirektor Laurent Mekies als «überwältigende Hinweise» gepriesene, angeblich neue Beweislage erwies sich als heisse Luft.
Die FIA-Kommissare erklären im Detail, warum für sie der Einwand von Ferrari nicht stichhaltig genug gewesen ist, um den Fall Vettel neu aufzurollen. Ab jetzt also als Zitat der Kommissare.
Die Rennkommissare haben den Team-Repräsentanten Laurent Mekies angehört. Nach dem Darlegen der Beweise sind wir zum Schluss gekommen: Es gibt keine massgeblichen neuen Elemente, welche zum damaligen Zeitpunkt nicht schon bekannt gewesen wären. Gestützt auf Artikel 14 des FIA-Sportkodex sowie auf Artikel 2.2 der Formel-1-Sportregeln können jedoch nur solche Elemente als neu bezeichnet werden, welche zum Schluss des betreffenden Rennens noch nicht vorlagen.
Von der Scuderia Ferrari wurden bei der Anhörung folgende Elemente präsentiert:
(i) Eine Analyse der Datenaufzeichnung aus dem Wagen von Vettel, samt jener Kanäle, anhand welcher das Verhalten des Fahrzeugs zu beobachten ist
(ii) Eine Video-Analyse verschiedener Kamera-Perspektiven (von vorne, von oben, dazu Bordkameras von Vettel und Hamilton), die nach dem Rennen hergestellt wurde
(iii) Eine Video-Anlayse, welche von Karun Chandhok für Sky Sport hergestellt worden ist
(iv) Ein Video von Vettels Gesichts-Kamera, das von F1 Limited nach dem Rennen freigegeben wurde
(v) Verschiedene Video-Aufnahmen nach dem Rennen
(vi) Eine Analyse der GPS-Rennliniendaten der Autos von Vettel und Hamilton in der betreffenden Runde und aus den Runden zuvor
(vii) Eine Zeugenaussage von Sebastian Vettel
Die Elemente i, ii, v, vi und vii lagen schon vor dem offiziellen Ende der Veranstaltung vor (9. Juni, 18.44 Uhr Lokalzeit).
Das Element iii war neu, aber nicht massgeblich und relevant, weil es sich um die persönliche Meinung einer dritten Partei handelt.
Element iv war neu, aber ebenfalls nicht massgeblich und relevant, weil die Beweise in diesen Videoaufnahmen nicht von jenen anderer Videoaufnahmen abweichen.
Ende des Zitats.
Gemäss Formel-1-Reglement ist der Fall Vettel in Kanada damit zu Ende. Nimmt ein Rennstall vom selten angewandten Recht auf Revision Gebrauch, die Kommissare finden die Gründe aber nicht triftig genug, dann wird der Fall nicht neu aufgerollt. Es gibt für Ferrari keine weiteren Möglichkeiten, die Fünfsekundenstrafe von Vettel zu kippen.
Ferrari-Teamchef Mattia Binotto hat im Fahrerlager des Circuit Paul Ricard bestätigt: «Wir sind unglücklich und enttäuscht. Aber für uns ist die Sache damit erledigt.»