Fernando Alonso: «GP-Comeback immer schwieriger»
Fernando Alonso
Man kann Flavio Briatore mögen oder nicht, aber keiner kann dem italienischen Unternehmer vorwerfen, er würde nichts für seinen Schützling tun. Immer wieder in den letzten Jahren hat Briatore für den Asturier die Werbetrommel gerührt. Ende 2018 behauptete er: «Mit diesem Ferrari wäre Fernando gegen Hamilton Weltmeister geworden – weil er weniger Fehler gemacht hätte als Vettel.» Und erst vor kurzem meinte Briatore auf die Frage, was Ferrari tun müsse, um wieder Weltmeister zu werden: «Alonso zurückholen.» Es war nicht unbedingt als Scherz gemeint.
Der 32fache GP-Sieger Alonso selber spielt immer wieder geschickt mit der Erwartungshaltung der Fans. Er hat nie klipp und klar gesagt, Abu Dhabi 2018 sei sein letztes Formel-1-Rennen gewesen. Er hat sich immer ein Hintertürchen offengehalten, und im vergangenen Frühling sass er beim Bahrain-Test im McLaren.
Nun sagt der Weltmeister der Jahre 2005 und 2006 in der spanischen Ausgabe des Magazin GQ (Gentlemen’s Quarterly) zum Thema Formel-1-Comeback: «Unmöglich ist das nicht, aber es wird immer schwieriger.»
«Nichts hat sich geändert. Ich habe in Abu Dhabi 2018 auf Wiedersehen gesagt, nicht Adieu. Ich musste nach all den Jahren in der Königsklasse mal tief durchatmen und den Kopf freibekommen. Das war in den Jahren zuvor schwierig.»
Alonso hat immer gesagt, er brauche Zeit, um frische Herausforderungen anzunehmen. Inzwischen ist er zweifacher Le-Mans-Sieger, dazu Langstrecken-Weltmeister. Er hat auf traditionsreichen Strecken gewonnen wie Daytona und Sebring, Indianapolis fehlt ihm allerdings noch.
Nun bereitet er sich auf die Dakar-Rallye vor. Fernando: «Beim Raid-Rallyesport bekommst du einen Fahrplan, wann die Tests sind, wann die Rallyes selber. Weil ich dazu Zeit und Lust habe, bin ich zwischendurch nach Polen gereist. Solche Freiheit gab es in der Formel 1 kaum. Da warst du als Angestellter, nicht gerade ein Sklave, ich finde gerade nicht das korrekte Wort, nennen wir es eine Marionette des Rennstalls – den ganzen Tag über wird dir gesagt, was du tun sollst, wie du trainieren musst, was zu essen sollst, wann zu gefälligst zu Bett zu gehen hast. In solch einem strikten Korsett läuft das Leben ein wenig an dir vorbei.»
«Bei der Dakar besteht ein grosses Element der Unwägbarkeit. Eine Raid-Rallye läuft viel unstrukturierter ab als ein Formel-1-Rennen. An einem Tag gewinnst du 20 Minuten, am nächsten verlierst du 40. Ich sehe die Dakar vom kommenden Januar als die grösste Herausforderung meiner Karriere. Was ich nicht erleben will: am zweiten oder dritten Tag wegen eines dummen Fehlers aufgeben zu müssen. Also gehe ich meine Aufgabe mit einer gewissen Ruhe an.»
«Als ich Toyota mitteilte, dass ich gerne die Dakar versuchen würde, um sie eines Tages für die Japaner zu gewinnen, da haben sie Augen gemacht, so gross wie Suppenteller. ‚Was? Die Dakar?’ meinten sie. Ja, antwortete ich, ich will es wenigstens mal versuchen. Wir haben dann beschlossen, wir machen mal einen Test und sehen, wie das so geht. Der Test verlief gut. Also machten wir den nächsten Schritt.»
«Die Formel 1 und die Dakar könnten nicht unterschiedlicher sein. Auf dem Papier ist es so gut wie ausgeschlossen, dass ich vorne mitfahre. Ich will vielmehr lernen. Ich werde schon beim Training für die Dakar ein kompletterer Fahrer. Und genau das ist letztlich der Grund, wieso ich so unterschiedliche Aufgaben wähle – wie die Langstreckenrennen, wie den IndyCar-Sport. Ich will mich als Fahrer weiterentwickeln.»
Alonso findet: «Mit dem Sportwagen zu triumphieren und mich beim Indy 500 zu versuchen, das hat mir weltweit zusätzliche Anerkennung eingebracht, weit über die Formel 1 hinaus. Mit etwas Glück hätte ich drei oder vier Mal Formel-1-Weltmeister werden können. Aber ich glaube nicht, dass ich als Fahrer mehr Respekt erhalten würde als heute, nachdem ich diese ganzen anderen Rennen gewonnen habe.»