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Nico Rosberg (Mercedes): Was Reifenpoker bedeutet

Von Mathias Brunner
Nico Rosberg nach seiner Pole in Shanghai

Nico Rosberg nach seiner Pole in Shanghai

​Der Autoverband FIA wollte den Piloten mehr strategischen Spielraum geben, indem eine dritte Rennreifenmischung ins Spiel kommt. Diese Rechnung geht auf.

Die ersten beiden Grands Prix der Saison 2016 waren aus unterschiedlichen Gründen höchst unterhaltsam. Einer der Gründe ist die grössere strategische Freiheit für die Teams – indem sie nicht mehr von Pirelli zwei Reifenmischungen pro Wochenende vorgeschrieben erhalten (jede Mischung musste dann mindestens je einmal im Rennen verwendet werden); sondern, dass die Teams neu aus drei Mischungen auswählen dürfen und die Anzahl Sätze pro Mischung selber festlegen.

Als direkte Auswirkung davon haben wir für den China-GP vom Sonntag die Ausgangslage: WM-Leader Nico Rosberg wird auf der (gelb markierten) weichen Reifenmischung losfahren, doch seine ganzen Verfolger, Ricciardo, Räikkönen, Vettel & Co., sie alle starten auf dem superweichen Reifen.

Ferrari-Star Sebastian Vettel: «Unser Reifen sollte auf den ersten Runden schneller sein, zudem sollte es für uns theoretisch möglich sein, besser loszufahren.»

Rosberg, der den dritten Saisonsieg 2016 und den sechsten GP-Erfolg in Serie anstrebt, kündigt in seiner Medienrunde am Samstagnachmittag in Shanghai an: «Wir werden ein Rennen erleben, das von Reifenstrategien und vom Reifenverschleiss diktiert wird. Wir werden einen Grand Prix mit sehr vielen unterschiedlichen Strategien sehen. Das ist nicht nur sehr kompliziert, das ist auch ein Nährboden für Unerwartetes.»

Im China-GP (ab 8.00 Uhr europäischer Zeit) wird sich dann auch zeigen, ob er mit den Reifen richtig gepokert hat. Nico sagt: «Kurz vor dem Abschlusstraining haben wir uns dazu entschlossen, dass ich meine beste Zeit in Quali 2 mit dem weichen, nicht mit dem superweichen Reifen fahre. Es ist eine ordentliche Herausforderung, weil noch keiner abschätzen kann, wie sich das alles im Rennen entwickeln wird. Sorgen mache ich mich nicht, aber ich wusste: Ich muss im Abschlusstraining eine blitzsaubere Runde fahren, damit der erste Teil meiner Strategie aufgeht.»

Die Denke hinter Rosbergs Taktik: Dank der härteren Mischung als seine Verfolger kann er länger auf der Bahn bleiben und auf diese Weise einen grösseren Vorsprung herausfahren.

Der Mercedes-Fahrer glaubt aber nicht, dass sich hier ein Trend abzeichnet: «Das Vorgehen mit den Reifen passt du immer den Pistenverhältnissen an. Shanghai ist für die Reifen sehr hart, dieser Charakteristik kannst du mit unterschiedlichen Strategien begegnen.»

Hat Rosberg keine Bedenken, dass er bei der Fahrt zur ersten Kurve hin überrumpelt wird? «Eigentlich nicht», sagt der 16fache GP-Sieger. «Denn die Anfahrt der ersten Kurve ist verhältnismässig kurz. Gleichwohl muss ich einen guten Start zeigen.»

Ferrari bleibt für Nico Rosberg die grösste Gefahr: «Kimi hat sich in Q3 einen Fehler erlaubt, und Ferrari war schon am Freitag in den Dauerläufen ganz stark, absolut auf Augenhöhe mit uns. Und da gibt es auch noch Daniel Ricciardo im Red Bull als unbekannte Grösse.»

Auch Niki Lauda, Aufsichtsrats-Chef des Mercedes-Rennstalls, guckt dem Rennen mit gemischten Gefühlen entgegen: «Ich habe den Eindruck, der Ferrari geht behutsamer mit den Reifen um als unser Mercedes.»

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