Stefan Johansson: «Neue Formel 1 besser? Von wegen!»
Für den früheren Ferrari- und McLaren-Piloten Stefan Johansson steht die Formel 1 auf dem Prüfstand. In seinem Rennblog gibt der 60jährige Schwede zu, dass er die Königsklasse noch immer heiss liebt, aber es wird dem WM-Fünften von 1986 nicht einfach gemacht, diese Liebe zu pflegen. Das liegt auch an der Kost, die 2017 auf den Teller kommen soll, wie der 79fache GP-Teilnehmer in seinem jüngsten Blog schreibt.
Der frühere Ferrari- und McLaren-Pilot gibt zu bedenken: «Die allgemeine Meinung zu den Autos 2017 lautet – die Rennwagen werden schwieriger zu meistern, weil sie mehr Abtrieb haben, das, so wird beteuert, solle die Qualitäten der wirklich guten Fahrer betonen.»
«Tut mir leid – ich bin komplett anderer Meinung! Jeder kann ein Auto mit mehr Abtrieb fahren, es ist kein Heldenmut gefragt, wenn ein Rennwagen förmlich auf dem Asphalt klebt. Die Rennen werden noch viel mehr zu einer Art Videospiel.»
«Heldenmut, das ist für mich: Auf der Rasierklinge durch eine Kurve reiten, wenn du dich wirklich an der Haftgrenze befindest in Highspeed-Kurven, so wie das einst in der Eau Rouge von Belgien war.»
«Nein, im kommenden Jahr wird das so werden: In den schnellen Kurven kannst du keine Zeit gutmachen, weil fast alle Autos gleich schnell sein werden. Die Autos werden zudem den Rennstrecken entwachsen. Als Fahrer kannst du dann nur noch in mittelschnellen und langsamen Kurven Zeit gewinnen, und dazu brauchst du Finesse, keinen Mut.»
«Ich bleibe dabei: Das heutige Reglement ist so komplex geworden, dass nur noch Ingenieur den Durchblick haben. Und daher schreiben auch Ingenieure die Regeln. Vielleicht sehen sie das als eine Art Job-Sicherung. Ich weiss, ich klinge wie eine alte Schallplatte mit Sprung, aber ich muss es leider nochmals sagen – die Aerodynamik und diese endlose Suche nach noch mehr Abtrieb, das ist es, was unseren Sport kaputtmacht. Hier muss der Hebel angesetzt werden!»
«Welchen Sinn macht es, ein Auto fünf Sekunden schneller zu machen pro Runde, aber für einen Preis, der mir das Wasser in die Augen schiessen lässt? Die Top-Teams beschäftigen in der Design-Abteilung gut 200 Fachkräfte, die Hälfte davon sind Aerodynamiker. Und was tun sie? Sie arbeiten an minimalsten Verbesserungen ihrer Aero-Pakete, weil die Regeln so engmaschig sind, dass alle mehr oder weniger zu den gleichen Ergebnissen gelangen.»
«Lackiert alle Formel-1-Renner weiss, und dann soll mir ein Fan mal alle Fahrzeugtypen nennen. Nein, ich erkenne nur endlose Bastelei der Aerodynamiker, um ein halbes Prozent hier und ein Viertelprozent da zu gewinnen. Das ist doch alles keine echte Innovation!»
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