Charles Leclerc und Sauber 6. in Baku: Auf Wolke 7
Wir haben eine Empfehlung für Frédéric Vasseur. Wenn die Karriere als Sauber-Teamchef eines Tages zu Ende geht, drängt sich eine neue Laufbahn als Wahrsager auf. Der Franzose hatte vor dem Aserbaidschan-GP gemutmasst: «Ein Rennen wie Baku bietet dir einfach mehr Möglichkeiten als ein Grand Prix in Barcelona. Dieser WM-Lauf ist unberechenbarer als andere Formel-1-Rennen. Wir werden hellwach sein müssen, um etwaige Chancen sofort zu nutzen. Ich glaube: Baku ist sogar die beste Möglichkeit für ein Mittelfeldteam, um üppig Punkte zu machen. Und unsere Fahrer müssen über sich hinauswachsen.»
All das ist eingetreten: Charles Leclerc fuhr das beste seiner bisherigen vier Formel-1-Rennen, hielt sich klug aus allem Ärger heraus, Sauber machte strategisch keinen Fehler, Ergebnis – Platz 6 für den 20jährigen Monegassen! Die Sauber-Fans fingen an zu überlegen: Wann haben wir einen Schweizer Renner letztmals so weit vorne gesehen? Es war Felipe Nasr mit Rang 6 in Sotschi 2015. Noch besser machte der Brasilianer das mit Platz 5 in Australien 2015.
Wenn wir einen Moment in der Abteilung Statistik verweilen: Charles Leclerc ist der zweite Monegasse, der im Rahmen der Formel-1-WM Punkte einfährt. Der erste war der unvergessene Louis Chiron, der 1950 einen dritten Rang eroberte – passenderweise auf heimischen Strassen in Monte Carlo.
Aserbaidschan und Leclerc: Das passt. Vor einem Jahr hatte der Ferrari-Nachwuchspilot in den Strassen von Baku bei den beiden Formel-2-Rennen einen Sieg (von der Pole-Position aus) und einen zweiten Rang eingefahren (von Rang 8 kommend).
Leclerc nach seiner tollen Fahrt bei Canal+: «Ich bin zu Tränen gerührt. Ich schwebe auf Wolke 7. So etwas hätte ich nie zu träumen gewagt. Gewiss hatten wir Glück, aber es war ein kompliziertes Rennen mit vielen Fallen. Wir haben alle davon vermieden.»
«Der Grand Prix war sehr schwierig. Generell tun wir uns im Sauber schwerer, die Reifen auf Temperatur zu halten, als unsere direkten Gegner. Aber wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Auf den superweichen Pirelli lief es sehr gut. Eine Weile fuhr ich hinter Kimi Räikkönen her und konnte es nicht fassen, dass er mir nicht wegzog. Es kam mir vor wie in einem Traum. Um ehrlich zu sein, kann ich es jetzt noch nicht glauben, was am Sonntag in Baku passiert ist.»
«Rang 6 für uns ist wie ein Sieg. Ich wusste vor der Saison: Unter normalen Umständen wird es für uns ganz schwierig, einen solchen Platz herauszufahren. Wir brauchten ein Rennen mit ein wenig Chaos. Aber wenn sich Gelegenheiten bieten, dann musst du auch in der Position sein, sie zu nutzen, und das ist uns heute gelungen.»
Fred Vasseur lobt: «Charles sind die Punkte nicht in den Schoss gefallen. Er hat sich das redlich verdient, er ist sehr konstant auf hohem Niveau gefahren. Er hat in allem Trubel einen kühlen Kopf bewahrt. Ich bin sehr glücklich für ihn. Dieses Ergebnis ist für Charles und das ganze Team weiterer Ansporn.»