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Bernie Ecclestone zu Lewis Hamilton: Gut und schlecht

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton und Bernie Ecclestone

Lewis Hamilton und Bernie Ecclestone

​Es gab Zeiten, da hat der langjährige Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone seinen britischen Landsmann Lewis Hamilton über alles gelobt. Heute spürt der 88-Jährige eher gemischte Gefühle.

Nico Rosberg ist als TV-Experte für Sky und RTL in China. Der Formel-1-Weltmeister von 2016 hat sichtlich Spass an seiner Arbeit als GP-Experte und überzeugt mit klaren Aussagen und ansteckender Begeisterung. Er hat sein grosses Lebensziel erreicht und wirkt überaus locker. Das war nicht immer so. Das WM-Duell 2016 gegen Lewis Hamilton hat dem Wiesbadener alles abgefordert, und diese Anspannung war auch gegen aussen sichtbar. So sichtbar, dass der langjährige Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone ätzte: «Über Nico gibt es nichts zu schreiben.»

Der heute 88jährige Ecclestone wurde damals so zitiert: «Wenn Nico den Titel holen würde, dann wäre das gut für ihn und gut für Mercedes, aber es würde dem Sport nicht unbedingt helfen, weil es über ihn nichts zu schreiben gibt. Du brauchst jemanden wie Lewis. Selbst Kimi Räikkönen macht einen besseren Job als Nico. Die heutigen Fahrer verdienen einen Haufen Geld, das ist schön, aber es hält sie nicht auf den Zehenspitzen. Sie leben nicht in Angst. Vielleicht sollte die finanzielle Struktur geändert werden. Sie sollten nach dem Rennen einen Scheck erhalten. Sie haben ein viel zu einfaches Leben.»

«Ich finde, Lewis Hamilton ist der beste Weltmeister, den wir je hatten. Und warum ist er das? Nicht nur, weil er besser fährt denn je, sondern vor allem deshalb, weil er ein globales Publikum hat. Abgesehen von seinem Talent als Racer ist er da draussen und rührt die Werbetrommel für unseren Sport. Er hat die Anziehungskraft eines Filmstars.»

Tatsächlich erreicht Hamilton via Twitter mehr Fans als jeder andere Formel-1-Pilot. Tattoos und Goldketten, Auftritte bei Modeschauen und in Hollywood, mit Supermodels und Rappern, Triviales wie Fotos seiner Hunde – daran reiben sich die Fans. Die einen finden es lächerlich, die anderen finden es cool.

Über die Qualitäten von Sebastian Vettel als Rennfahrer müssen wir nicht diskutieren. Aber abseits der Strecken ist der vierfache Formel-1-Champion so gut wie unsichtbar. Die ganzen sozialen Netzwerke interessieren ihn ebenso wenig wie die roten Teppiche dieser Welt. Tattoos auf dem Rücken und Bling-Bling um den Hals? Schwer vorstellbar beim Heppenheimer.

Bernie Ecclestone bedauerte das. Der Engländer erklärte: «Ich habe zu Sebastian gesagt – du solltest tun, was Lewis macht. Einige der heutigen Champions glauben, dass Rennfahren ihr einziger Job sei. Aber es gehört schon etwas mehr dazu. Schaut euch doch an, wie das Jackie Stewart gemacht hat. Ich weiss nicht, wie lange er nicht mehr in Rennwagen sitzt, aber er ist präsent, er hat sein Image gepflegt, er verdient tüchtig Geld, er repräsentiert hervorragend den Sport. So sollte das sein.»

Heute relativiert Ecclestone gegenüber dem Telegraph: «Ich finde Lewis noch immer super. Er ist die einzig echte Type, die wir in der Formel 1 haben. Ich bedaure es sehr, dass wir nicht zwei oder drei Fahrer mehr wie ihn haben.»

«Aber inzwischen ist es so, als wäre die Formel 1 für ihn ein Hobby. Lewis ist gut und schlecht für den Sport. Gut, weil er Formel 1 verkörpert; schlecht, weil er so viel Aufmerksamkeit auf sich selber zieht und nicht auf den Sport lenkt. Ich will eigentlich niemanden, der grösser ist als die Formel 1. Doch Lewis ist grösser als alle anderen Fahrer, grösser sogar als alle Teams. England hat mit Lewis Hamilton einen echten Superstar. Aber wissen wir ihn zu schätzen? Vermutlich nicht.»

Auf die Frage, ob Lewis Hamilton die sieben WM-Titel von Michael Schumacher erreichen könne, meint Bernie Ecclestone: «Ich sehe keinen Grund, der dagegen spricht.»

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